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Letztes Rösslitram, letzter Fototermin der Monteure, Seefeldstrasse August 1900
Letztes Rösslitram, letzter Fototermin der Monteure, Seefeldstrasse August 1900

Aktuelle Buchempfehlungen der Bibliothek

Bruno Gisler: Rösslitram. Illustrierte Geschichte der Zürcher Pferdebahn. Zürich 2015.

Ab 1882 verkehrte in Zürich während 18 Jahren das Rösslitram. Vierzig Wagen, zwei Depots mit Stallungen und insgesamt 516 Pferde erlaubten einen intensiven Betrieb auf zwei Strecken in Zürich und den zu Beginn noch selbständigen Gemeinden Riesbach, Enge und Aussersihl. Das Werk beschreibt den Betrieb der Pferdebahn von A bis Z: Vorgeschichte, Bau, Gesellschaft, Gleise, Linien, Fahrplan, Fahrzeuge, Umbau zum elektrischen Tram. Neben allem Wissenswerten zum Rösslitram bietet das Buch aber auch interessante Einblicke in die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse des späten 19. Jahrhunderts.

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Nous sommes Charlie: 60 écrivains unis pour la liberté d‘expression. Paris 2015.

Im Gedenken an die Opfer des Anschlags auf die Redaktion der französischen  Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» am 7. Januar 2015 in Paris wurden für «Nous sommes Charlie» 60 Texte über die freie Meinungsäusserung zusammengetragen. Die Essaysammlung erschien rund vier Wochen nach dem tragischen Ereignis und versammelt  neben Beiträgen zeitgenössischer französischer Intellektueller auch kurze Auszüge aus klassischen Werken von Diderot, Victor Hugo und Voltaire.

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Patrick Cockburn: The rise of Islamic State. ISIS and the new Sunni revolution. London 2015.

Patrick Cockburn ist ein irischer Journalist, der seit über 30 Jahren über den Nahen Osten berichtet. In seinem neusten Buch «The Rise of Islamic State» beschreibt Cockburn die Konflikte im Zusammenhang mit der US-Aussenpolitik und zeigt, wie der Westen den schnellen Erfolg des ISIS beeinflusste bzw. das Potential der militanten Islamisten-Bewegung lange unterschätzte.

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Geschenkbibliothek von Robert Grimm (1881-1958)

Die Geschenkbibliothek von Nationalrat Robert Grimm ist fertig bearbeitet und neu im NEBIS-Katalog recherchierbar.

Der Politiker und Publizist Robert Grimm (* 16. April 1881 in Wald ZH; † 8. März 1958 in Bern) war einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Sozialdemokratie in der Schweiz nach dem Ersten Weltkrieg. Grimm war unter anderem Sekretär des Arbeiterbundes Basel, Redaktor der "Berner Tagwacht", Berner Stadtrat, Präsident der SP Kanton Bern und Nationalrat. Zudem war er Hauptinitiator der internationalen sozialistischen Konferenzen in Zimmerwald und Kiental wie auch des Oltener Aktionskomitees, welches 1918 den Landesstreik ausrief.
Grimm wurde 1938 der erste sozialdemokratische bernische Regierungsrat und übernahm das Amt des Bau- und Eisenbahndirektors. Dies führte später zur Wahl zum Direktor der BLS.

Der Geschenkbestand von Robert Grimm, welcher dem Sozialarchiv von Ursula McCarthy-Grimm, der Tochter von Robert Grimm, übergeben wurde, umfasst rund 750 Bücher und Kleinschriften. Er widerspiegelt Grimms lebenslange Auseinandersetzung mit dem Sozialismus, insbesondere mit dessen marxistischer Ausprägung, und seine grosse Aufmerksamkeit gegenüber den Anliegen der nationalen und internationalen Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung. Die Bücher zeigen sein Interesse an den theoretischen Grundlagen des Sozialismus und des Massenstreiks als Kampfmittel sowie an der Nationalökonomie und am Faschismus. Daneben gibt es einige Werke zur Verkehrspolitik und zum Eisenbahnwesen.
Ein kleiner Bestand an antiquarischen Werken, der sich vorwiegend aus Bänden zur Schweizer und Berner Geschichte und aus einigen nachträglich gebundenen Sammelbänden mit Werken desselben Autors zusammensetzt, lässt zudem Grimms technisches Interesse an Büchern erkennen, welches auf seine Lehre als Buchdrucker zurückzuführen ist.
Häufig sind die Bücher aus Grimms Bibliothek signiert und mit Notizen und Markierungen versehen, welche seine Beschäftigung mit der jeweiligen Thematik dokumentieren. In diversen Werken finden sich auch persönliche Widmungen der Verfasser, so zum Beispiel in der Dissertation von Rosa Luxemburg.

Die Titel der Geschenkbibliothek von Robert Grimm sind nun im NEBIS-Katalog verzeichnet. In ihrer Gesamtheit können sie dort durch die Eingabe von "E19Grimm" aufgerufen werden.

Neu im Schweizerischen Sozialarchiv: «Webarchiv Schweiz»

Websites spielen heute in der politischen Kommunikation eine wichtige Rolle. Organisationen stellen auf ihren Websites viele Informationen bereit, die jedoch schnell wieder verschwinden, da Websites sich dauernd verändern. Aus diesem Grund bezieht das Sozialarchiv Websites aktiv in seinen Sammel- und Überlieferungsauftrag ein.
2008 hat es mit dem Sammeln einer repräsentativen Auswahl von Websites von Parteien, Gewerkschaften, NGOs, Vereinen und Verbänden, Bürgerinitiativen und sozialen Bewegungen begonnen. Neben den Websites von Organisationen werden auch Websites von Kampagnen (z.B. "Recht ohne Grenzen: Kampagne für Menschenrechte") und Ereignissen (z.B. Streiks, Europride09) gesammelt. Nicht berücksichtigt werden Websites von Einzelpersonen, da dies die Kapazität des Sozialarchivs weit übersteigen würde.
Ende 2013 zählte unsere Sammlung rund 140 Websites. Der Sammelschwerpunkt liegt auf den sozialen Bewegungen sowie sozial- und gesellschaftspolitischen Themen. Gut vertreten sind die Umweltbewegung, die Solidaritätsbewegung und die Schwulen- und Lesbenbewegung sowie die Gewerkschaften und Parteien. Dazu kommen Websites von Bewegungen und Organisationen, die aktuell Menschenrechte, Stadtentwicklung und kulturelle Freiräume, Globalisierung und Migration thematisieren. Eine Website wird jährlich einmal "geharvestet" ("gesammelt"), das Harvesting einer Website wird jedes Jahr wiederholt.

"Webarchiv Schweiz"

Das Schweizerische Sozialarchiv arbeitet beim "Webarchiv Schweiz" mit. Das "Webarchiv Schweiz" entsteht durch die Kooperation der Schweizerischen Nationalbibliothek mit den Kantonsbibliotheken und verschiedenen Spezialbibliotheken. Das Ziel besteht darin, gemeinsam die relevanten Websites der Schweiz zu sammeln, dauerhaft zu archivieren und zur Verfügung zu stellen. Ende 2013 befanden sich 4’083 URLs und 6’440 archivierte Zeitschnitte im digitalen Langzeitarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek.

Zugriff

Aus urheberrechtlichen Gründen bleibt der Zugriff auf die archivierten Websites eingeschränkt. Sie sind nur an speziell eingerichteten Infostationen in den am "Webarchiv Schweiz" beteiligten Bibliotheken einsehbar. An diesen Infostationen wird das Kopieren von Informationen aus den Websites durch eine Software verhindert.

Das Beste an der Infostation ist, dass mit dieser Lösung neben dem "Webarchiv Schweiz" auch die Tonarchivalien der Schweizer Nationalphonothek und die Memobase, das Informationsportal von Memoriav, zugänglich sind.

Unsere Infostation ist ab Sommer im Lesesaal des Sozialarchivs in Betrieb.

Elektronische Zeitschriften im Schweizerischen Sozialarchiv

Im Verzeichnis elektronischer Zeitschriften finden Sie mittlerweile mehr als 350 Periodika mit Volltext-Zugriff.

Die Sammlung der E-Journals ist auf die elektronischen Pendants von Titeln fokussiert, die vom Sozialarchiv bereits in gedruckter Form gesammelt werden, sie enthält aber auch Links zu Zeitschriften, die überhaupt nicht – oder nicht mehr – in gedruckter Form erscheinen. Gemäss dem Sammelprofil des Sozialarchivs werden in erster Linie Schweizer Publikationen verlinkt, deren Ausgaben online zugänglich sind. Das Angebot der verlinkten Periodika wird laufend weiter ausgebaut.

Das Verzeichnis umfasst wissenschaftliche Zeitschriften, graue Publikationen und auch einige Amtsdruckschriften. Die Titel können nach diesen drei Typen und/oder thematisch nach Sachgruppen sortiert bzw. gefiltert werden.

Bei jedem Titel gibt es jeweils einen Link zur Website mit dem Volltext der Publikation sowie einen Link in den NEBIS-Katalog. Sämtliche Zeitschriften sind natürlich auch direkt über NEBIS recherchierbar. Von dort hat man ebenfalls Zugriff auf die elektronische Version und kann zudem bei Bedarf auch die gedruckten Bestände bestellen.

Bei rund einem Viertel der E-Journals handelt es sich um solche, die vom Schweizerischen Sozialarchiv lizenziert werden. Der Zugriff auf den Volltext ist bei diesen Titeln deshalb nur im Netz des Sozialarchivs möglich. Gerne begrüssen wir Sie dazu bei uns im Lesesaal.

> Verzeichnis elektronischer Zeitschriften

Titelseite von Heft 2/2009
Titelseite von Heft 2/2009

Jetzt online: alle 87 Jahrgänge der «Roten Revue»

Die «Rote Revue» war die Theoriezeitschrift der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz und erschien zwischen 1921 und 2009. Zu den Mitbegründern gehörten Robert Grimm und Ernst Nobs. Nobs, der 1943 als erster Sozialdemokrat in den Bundesrat gewählt wurde, war 1921 auch der erste Redaktor der Zeitschrift. Die «Rote Revue» verstand sich als Organ theoretischer Auseinandersetzung und Bildung. Neben programmatischen Artikeln finden sich Beiträge zu den verschiedensten Politikfeldern: Kultur, Wissenschaft, Wohnen, Militär, Neutralität, Wirtschaft, Europa.

Das Schweizerische Sozialarchiv hat alle 30’000 Seiten der «Roten Revue» digitalisiert. Das Ergebnis sehen Sie hier.

Von der «Aargauer Zeitung» zum «ZV Info»

Die Zeitschriften im Lesesaal des Sozialarchivs

Von aktuell 624 Titeln liegen die neuesten Nummern im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs auf und können in den denkmalgeschützten Räumlichkeiten frei konsultiert werden.
Das Angebot ist vielfältig und kommt dem Bedürfnis nach tagesaktuellen Informationen mit einer breiten Palette an regionalen und überregionalen Zeitungen sowie ausgewählten ausländischen Presseerzeugnissen entgegen. Sozial-, umwelt-  und entwicklungspolitische, historische, wirtschaftliche, soziale und politische sowie auch philosophische Interessen sind durch zahlreiche Fachzeitschriften gut abgedeckt.
Dazu kommen die Organe der verschiedenen Parteien, Berufsverbände und Interessengruppen: Von der Alternativen Liste (AL) bis zu den Schweizer Demokraten (SD) ist das ganze politische Spektrum vertreten. Aktuelle politische Debatten lassen sich so aus verschiedenen Perspektiven nachvollziehen.
Bei den Wirtschafts- und Gewerkschaftsblättern liegen "Bilanz" und "Handelszeitung" neben den Publikationen von UNIA, Syna und VPOD. Sie finden bei uns aber auch den "K-Tipp", "Saldo" oder "Beobachter".
Daneben stehen natürlich auch wissenschaftliche Publikationen zu den Sammelschwerpunkten des Sozialarchivs zur Verfügung: Soziologie, Geschichtswissenschaft und Politologie, Arbeit, Migration, Umwelt und Gender sind nur einige Disziplinen und Themen, zu denen Sie bei uns fündig werden.
Egal ob Sie sich in die "Kritische Justiz", "The New York Review of Books", den "Middle East Report", die "Schweizerische Zeitschrift für Geschichte", den "Naturfreund" oder in den "Schweizer Soldat" vertiefen wollen – bei uns sind Sie an der richtigen Adresse.
Sämtliche Zeitschriftentitel mit dem Hinweis auf das entsprechende Lesesaalfach finden Sie im NEBIS-Katalog. Beim Informations- und Ausleihschalter liegt zudem eine alphabetische Liste der Zeitschriftentitel auf, welche Sie ebenfalls direkt zum richtigen Lesesaalfach führt. Und selbstverständlich sind wir Ihnen jederzeit gerne behilflich, wenn Sie die von Ihnen gesuchte Zeitschrift nicht finden sollten.

Fachbibliothek zum Thema Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder

Anstalts- oder Heimkinder, Pflege- oder Kostkinder, Schwabengänger, Kinder der Landstrasse oder eben Verdingkinder – zahlreiche Begriffe wurden im Lauf der Zeit für Kinder verwendet, die nicht bei ihrer eigenen Familie aufwuchsen. Sie spiegeln sowohl die unterschiedlichen Formen ausserfamiliärer Erziehung als auch die jeweiligen Moralvorstellungen.
Das Thema Verdingkinder fand in Politik und Öffentlichkeit lange wenig Beachtung, wurde aber in den letzten Jahren von Historikern unter Befragung von Zeitzeugen bearbeitet. Publikationen, Ausstellungen und Anlässe haben die Bevölkerung für die Problematik sensibilisiert. Bundesrätin Sommaruga hat sich im April dieses Jahres im Namen der Regierung öffentlich für das erlittene Unrecht entschuldigt, die Frage der finanziellen Entschädigung blieb allerdings offen.

Die «Verdingkinderbibliothek» im Schweizerischen Sozialarchiv erstreckt sich über verschiedene Genres, Orte und Zeiten. Sie wurde dem Sozialarchiv vom Verein netzwerk-verdingt als Schenkung übergeben. Ein erster Teil wurde bereits 2009 in den Bestand des Sozialarchivs integriert, eine zweite Lieferung von rund 300 Titeln wurde nun im Juni 2013 bearbeitet. Damit umfasst die Verdingkinderbibliothek im Sozialarchiv knapp 470 Titel.
Der grösstenteils neuere Bücherbestand enthält (auto)biografische Lebensbeschreibungen, wissenschaftliche Aufarbeitungen und Standardwerke zu den Themen Verding-, Heim-, Findel-, Pflege- und Adoptivkinder aus unterschiedlichen Ländern in verschiedenen Sprachen. In der Sammlung finden sich auch Klassiker der Welt- und Jugendliteratur sowie literarische Bearbeitungen des Verdingkinderdaseins.

Die Titel sind im NEBIS-Katalog verzeichnet. In ihrer Gesamtheit können sie dort durch die Eingabe von «E19verdingt» oder über die Website des Sozialarchivs aufgerufen werden.

Jahresberichte des Vereins Zürcher Brockenhaus
Jahresberichte des Vereins Zürcher Brockenhaus

Bald sämtliche Jahresberichte im NEBIS-Katalog

Nach der vollständigen Rekatalogisierung der Zeitschriften per Ende 2011 ist nun ein weiterer Meilenstein der Rekatalogisierung in Reichweite: Der umfangreiche Bestand an Berichtsliteratur im Sozialarchiv ist bald vollständig im NEBIS-Katalog verzeichnet und kann somit online recherchiert werden. Von über 1’000 Institutionen sammelt(e) das Sozialarchiv die Jahresberichte. Damit liegen interessante Quellen für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vor, die Forschenden und einer interessierten Öffentlichkeit Einblick in die Entwicklung einer Organisation und ihres Wirkungskreises bieten. Allein die Änderungen in der Begrifflichkeit und der Namensgebung (z.B. vom «Idiotenwesen» über die «Schwachsinnigenfürsorge» zur «Heilpädagogik») geben Auskunft über gesellschaftliche Veränderungen. Der wohl älteste Bestand in der Berichtsliteratur des Sozialarchivs ist der Jahresbericht der allgemeinen Armen-Anstalt in Basel (Signatur: K 908, ab 1804).
Die Themen der Berichtsliteratur sind vielseitig. Von Gewerkschaften, Stiftungen, Genossenschaften und Beratungsstellen über Verbände und Parteien hin zu Jahresberichten von Kinderheimen und Frauenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen.

Drei Beispiele:

Der Jahresbericht der Bäckerei-Genossenschaft der Arbeiterunion Bern aus den Jahren 1898 bis 1911 (Signatur: K 680) ist auf den ersten Blick ein unscheinbarer Jahresbericht, der aber sehr amüsant und informativ zu lesen ist. Es werden lange Diskussionen über den Brotkonsum der Bevölkerung geführt, und es kommen die hohen Mehlpreise von anno dazumal zur Sprache. Die Rede ist von Brotführern und Pferden, die zu dieser Zeit das Brot noch mit Pferd und Wagen an die Aussenstellen verteilten. Vermerkt ist auch, wie viele Brote im Betriebsjahr gebacken wurden, wie viel für den Unterhalt der Pferde und wie viel für das Brennmaterial für die Öfen ausgegeben wurde. Im Jahr 1910 wurde über die Genossenschaft eine Mehlsperre verhängt, da diese den Brotpreis herabgesetzt hatte, um den Konsumenten eine Neujahrsfreude zu bescheren.
Der Verein Zürcher Brockenhaus existiert seit über hundert Jahren. In jüngster Zeit ist sein Jahresbericht (Signatur: K 606) in einer witzig-originellen Aufmachung erschienen, z.B. in Form einer flachen Bananenkiste (2002), als Notizblock (2003) oder als Stoffserviette (2004). Im Jahresbericht 2001 werden Menschen mit ihren Objekten aus dem Brockenhaus porträtiert. Weiter existiert ein sehr schöner Jubiläumsbericht zum 75-jährigen Bestehen des Vereins Zürcher Brockenhaus.
Der «Stiftikus» (Signatur: K 736) ist der Jahresbericht der Stiftung Umwelt-Einsatz Schweiz. Die Stiftung plant, vermittelt und betreut in der ganzen Schweiz Gruppeneinsätze von freiwilligen Helfern – Jugendlichen und Erwachsenen – zum Schutz und zur Pflege der Natur. Der Jahresbericht umfasst viele Schwarzweiss-Aufnahmen und dokumentiert diverse Umwelteinsätze.

> www.recherche-portal.ch
Viel Vergnügen beim Schmökern!

 

Einheitliche Inhaltserschliessung im Bibliothekskatalog

Bis anhin wurden die Bücher des Sozialarchivs – wie diejenigen der ETH-Bibliothek –  inhaltlich anhand der Universalklassifikation erschlossen. Im Dezember 2012 sind wir nun für die Beschlagwortung auf die Gemeinsame Normdatei (GND) umgestiegen. Die GND kommt in fast allen grossen Universitätsbibliotheken im deutschsprachigen Raum zur Anwendung, so in den im Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) zusammengeschlossenen Bibliotheken, in der Nationalbibliothek wie auch in den Bibliotheksverbünden in Deutschland und Österreich.
Die gemeinsame Nutzung und Pflege eines identischen Vokabulars und einheitlicher Regeln sind sowohl für die Benutzenden als auch für die Mitarbeitenden von Vorteil. Dank der kooperativen Erschliessung kann das Sozialarchiv von der Arbeit anderer Bibliotheken profitieren und umgekehrt. Daten können unter den Bibliotheken ausgetauscht und nachgenutzt werden. Die Benutzenden wiederum finden bei einer thematischen Recherche in verschiedenen Verbundkatalogen aus dem deutschsprachigen Raum mit denselben Suchbegriffen relevante Treffer.
Auf dem Platz Zürich nutzen die Zentralbibliothek, Universitäts- und Fachhochschulbibliotheken die Gemeinsame Normdatei. Insbesondere für Recherchen im Bereich Sozial- und Geisteswissenschaften kann also in Zukunft mit einem einheitlichen Vokabular nach aktueller Literatur gesucht werden.

«Zum Wohl unserer Landsleute in der Schweiz und zur Ehre unseres Vaterlandes»

Im Zuge der Rekatalogisierung der Berichtsliteratur sind wir auf eine Reihe von interessanten Beständen gestossen, darunter auch rund zehn Schachteln mit Jahresberichten verschiedener deutscher Hilfsvereine in der Schweiz (siehe Signaturen: K 492, K 492 B, K 492 Z) und im Ausland (siehe Signatur: K 492 A).

Der erste dieser Vereine wurde am 7. Februar 1856 in Zürich gegründet und "begann seine Wirksamkeit durch Ertheilung von Beihülfen am 1. März desselben Jahres". Zweck des Vereins war gemäss Statuten von 1861: "… mit Rath und That hülfsbedürftigen Deutschen in der Stadt Zürich und den angrenzenden Gemeinden beizustehen." Ein weiteres Ziel bestand in der Wahrung der Würde Deutschlands im Ausland.
1861 respektive 1862 folgten Gründungen in Bern und Basel, worauf am 20. September 1863 der "Verband der Deutschen Hilfsvereine in der Schweiz" ins Leben gerufen wurde. Zu der Zeit lebten über 50’000 Deutsche permanent in der Schweiz, während sich Tausende vorübergehend oder auf der Durchreise im Land befanden.
Neben den Beiträgen der Vereinsmitglieder wurden die Kassen der Vereine durch Zuschüsse von deutschen Regierungen und Behörden gespiesen. Geleistet wurde vor allem Reiseunterstützung für wandernde Handwerker und Soldaten sowie Unterstützung für ansässige Familien in Not.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges änderten sich Tätigkeit und Selbstverständnis der Vereine. Verstärkt ging es darum "Deutschlands Ehre und Ansehen hochzuhalten". Unterstützung benötigten nun nicht mehr nur Durchreisende und vereinzelte Notleidende, sondern ein grosser Teil der ansässigen Deutschen. Die Familien der einberufenen Wehrmänner erhielten "Kriegsunterstützung" und viele, die in der Kriegszeit ihre wirtschaftliche und berufliche Grundlage verloren, ersuchten um Unterstützung für die Heimreise. Aus dem Ausland kamen deutsche Flüchtlinge in die Schweiz und mussten versorgt werden.
Die Bedeutung der Hilfsvereine in den Kriegsjahren wuchs trotz oder gerade wegen der wachsenden Schwierigkeiten und Not. 1914 existierten Deutsche Hilfsvereine in 19 Schweizer Städten, 1918 war ihre Zahl auf 27 angewachsen. Die Zeiten blieben auch nach Kriegsende hart, die Fürsorgetätigkeit der Vereine, bei sinkenden Mitgliederzahlen und Einnahmen, wichtig.
Der Machtwechsel in Deutschland 1933 scheint, mindestens vom "Verband der Deutschen Hilfsvereine", positiv bewertet worden zu sein: "Wir stellen uns zur neuen Regierung und wollen mit ihr und in ihrem Dienst unsere Arbeit leisten. Wir führen unsere Arbeit selbständig fort, halten aber immer Verbindung auch mit den Vertretern der N.S.D.A.P. in der Schweiz." Nicht alle scheinen diese Befürwortung der neuen Regierung geteilt zu haben. Sinkende Mitgliederzahlen werden unter anderem wie folgt begründet: "Der Grund dieser Abnahme ist überall recht deutlich. Eine ganze Anzahl Mitglieder, namentlich jüdische, können sich in die Neuordnung der Dinge nicht finden."
Die lang andauernde Not, verbunden mit den sinkenden Mitgliederzahlen und dem Schwinden der Zuwendungen aus Deutschland, brachte manchen Verein in Schwierigkeiten. Nur dank ausserordentlichen Zuwendungen durch den Verband konnte sich beispielsweise der Verein St. Gallen in der krisengeschüttelten Ostschweiz über Wasser halten.
Die Rückkehr nach Deutschland, wo die Arbeitslosigkeit sank, scheint eine Notwendigkeit, je länger je mehr aber auch eine interessante Alternative geworden zu sein: "Hunderte von Deutschen und deutschen Familien, die ihre meist langjährige hiesige Arbeitsstätte oder ihr Geschäft aufgeben mussten, mussten vom Vorort oder den Hilfsvereinen finanziell unterstützt werden. […] Hierbei haben wir als Trost die beruhigende Gewissheit, dass die Rückwanderer in der Heimat jetzt wieder sicher Arbeit und Verdienst finden werden."
Frauenfeld zum Beispiel verlor 1936 durch Rückwanderung einen Drittel seiner Mitglieder. Im selben Jahr lieferten nur noch sechszehn Hilfsvereine einen gedruckten Jahresbericht, die anderen behalfen sich mit einem Schreibmaschinenbericht oder beschränkten sich auf rein statistische Angaben. Während der Kriegsjahre scheinen keine Berichte produziert worden zu sein. Das Vermögen des Deutschen Hilfsvereins wurde 1945 durch den Schweizer Staat beschlagnahmt. 1953 nahm der Verband seine Tätigkeiten jedoch wieder auf.

Die Bestände im Sozialarchiv umfassen den Zeitraum von 1857 bis 1938. Es sind Berichte von 37 Ortsvereinen sowie vom Verband vorhanden. Sämtliche Bestände sind lückenhaft, möglicherweise sind die Berichte auch nicht durchgehend erschienen.

> www.recherche-portal.ch