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»Chindsgi»: Informationsbulletin des Experimentier-Kindergarten-Vereins Zürich, erschienen von 1972 bis 1976.
"Chindsgi": Informationsbulletin des Experimentier-Kindergarten-Vereins Zürich, erschienen von 1972 bis 1976.

Sämtliche Zeitschriften im NEBIS-Katalog

Wir haben Grund zur Freude. – Warum? Ein Meilenstein ist erreicht! Sämtliche Zeitschriften des Sozialarchivs sind endlich vollständig im NEBIS-Katalog enthalten. Im Lauf der letzten zwei Jahre wurden die letzten 1’300 von insgesamt ca. 5’500 alten Titeln neu katalogisiert und können nun von den Benutzerinnen und Benutzern online recherchiert werden. Damit gehört die Suche im Zettelkatalog auch für Zeitschriften der Vergangenheit an.

Neben wissenschaftlichen Journalen, Gewerkschafts- und Arbeiterpresse zählen auch Publikationen verschiedener sozialer Bewegungen zu den neu erfassten Titeln. Viele dieser originellen und grafisch sehr schön gestalteten Schweizer Publikationen sind einzigartig und heute nur noch im Sozialarchiv zu finden. Zum Beispiel Schüler- und Lehrlingszeitschriften, Veröffentlichungen von Studentenorganisationen aus den bewegten 1970er und 1980er Jahren, Periodika von Soldatenkomitees oder Quartier- und Gassenblätter aus Zürich.
Zwei dieser Schätze der Schweizer Bewegungspresse seien im Folgenden näher vorgestellt:

Die "Telefonziitig" (Signatur: D 4346) erschien von 1975 bis 1983 täglich in Zürich. Allerdings nicht in gewohnter, gedruckter Form. Die Texte wurden im Zürcher Dialekt auf Tonband gesprochen und waren via Telefon jederzeit für jedermann von überall her zugänglich. Mitgeteilt wurden in den dreiminütigen Bulletins tagesaktuelle Nachrichten und kulturelle Veranstaltungen, aber auch politische Meldungen zu Demonstrationen oder Besetzungen in der Stadt.
Im Sozialarchiv verwahren wir die maschinengeschriebenen Manuskripte und Textentwürfe der "Telefonziitig". Die amüsant zu lesenden Dokumente sind im Lesesaal einsehbar und geben einen unmittelbaren Einblick in die Zeit von damals. Ausserdem hat das Sozialarchiv auch das Mitteilungsblatt für Abonnenten, Gönner, Hörer und Interessenten der "Telefonziitig" gesammelt, das zusätzliche Informationen über diese alternative Form der Presse liefert.

Hinter der Signatur D 4745 und dem harmlosen Namen "Chindsgi" versteckt sich das Informationsbulletin des Experimentier-Kindergarten-Vereins Zürich (erschienen von 1972 bis 1976). Zum Verein gehörten freie Kindergärten aus einzelnen Zürcher Gemeinden sowie die engagierte Elternschaft, insbesondere Mütter aus der Zürcher Frauenbefreiungsbewegung. Ganz im Sinne der Zeit verschrieb sich die Gruppierung der freiheitlich antiautoritären Erziehung und förderte das selbstbestimmte Heranwachsen der Kinder ohne Normen, Verbote und Tabus. In der Gestaltung der Titelblätter durch Kinderhand widerspiegeln sich diese Vorstellungen des Vereins. (Vom Experimentier-Kindergarten-Verein Zürich besitzt das Schweizerische Sozialarchiv im Übrigen auch das Archiv.)

Diese und viele weitere interessante ältere Zeitschriftentitel können online im NEBIS-Katalog recherchiert werden. Die Bestellung (mit Signatur) erfolgt nach wie vor mit Bestellschein. Ein Blick in diese Trouvaillen lohnt sich!

Buchbesprechung

Der Falschschreiber. Mein Umgang mit dem Buchstabensalat.
Zürich 2010.

Jüngste Erhebungen haben ergeben, dass in der Schweiz rund 16 Prozent der Wohnbevölkerung auch nach neun Jahren Grundschule nur unzureichend lesen und schreiben können. Was dies für die Betroffenen konkret bedeutet, wie diese mit ihrem Illettrismus umzugehen lernen und ihn erfolgreich überwinden können, zeigt der vom ehemaligen Illettristen Kilian Fuhrer diktierte Bericht "Der Falschschreiber. Mein Umgang mit dem Buchstabensalat". Eindrücklich beschreibt Fuhrer seine täglichen Ängste und die Scham, die seine Leseschwäche während der Schulzeit und der Berufslehre, im Berufsalltag wie im Privatleben bei ihm auslöste. Fuhrers Bericht lässt erahnen, welchen enormen Aufwand es für die Betroffenen bedeutet, die Strategien aufrechtzuerhalten, mit denen sie ihre Schwäche zu verbergen versuchen. Der Bericht zeigt auch, welchen Einfluss die Reaktionen des sozialen Umfeldes der Betroffenen haben können: Einerseits stiess Fuhrer wegen seiner Leseschwäche immer wieder auf schmerzliche Ablehnung und musste das Unverständnis und das Schweigen erfahren, das dem Illettrismus bis heute vonseiten der Gesellschaft entgegengebracht wird. Andererseits traf er auf das nötige Verständnis, das ihm den Antrieb gab, sich an einen Lese- und Schreibkurs für Erwachsene anzumelden und so seinen Illettrismus zu überwinden.
Mit der Lancierung des Buchprojekts "Der Falschschreiber. Mein Umgang mit dem Buchstabensalat" versucht die Stiftung für Alphabetisierung und Grundbildung Schweiz (SAGS) der Tabuisierung des Themas Illettrismus in der Öffentlichkeit wie bei den Betroffenen selbst entgegenzuwirken. Dass dieses Anliegen gesellschaftliche Relevanz besitzt, zeigt die Tatsache, dass der Illettrismus neben der grossen persönlichen Belastung im Alltag der Betroffenen auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten von rund 1.1 Milliarden Franken pro Jahr verursacht. Zusammen mit einem informativen Theorieteil soll dieses Buch helfen, die bereits bestehenden Massnahmen zur Bekämpfung des Illettrismus weiterhin erfolgversprechend umzusetzen und auszubauen.

Kilian Fuhrer:
Der Falschschreiber. Mein Umgang mit dem Buchstabensalat.
Zürich 2010.

Das Buch kann bei der Stiftung für Alphabetisierung und Grundbildung Schweiz (SAGS) bestellt werden (www.stiftung-sags.ch).

Das Projekt wurde vom Fonds "Forschung Ellen Rifkin Hill" des Schweizerischen Sozialarchivs unterstützt.

Das Rechercheportal – der neue Zugang zum NEBIS-Katalog

In der ganzen Bibliothekswelt ist ein Wandel der Online-Kataloge im Gange. Die Suchoberflächen werden moderner, einfacher und benutzerfreundlicher. Ab dem 4. Januar 2011 wird auch das Schweizerische Sozialarchiv für den NEBIS-Katalog eine neue Suchoberfläche zur Verfügung stellen: Das Rechercheportal (http://www.recherche-portal.ch) verspricht einen leicht verständlichen und schnellen Zugriff auf die NEBIS-Katalogdaten.
Das Rechercheportal wird von der Zentralbibliothek Zürich gestaltet. Benutzende der Zentralbibliothek werden also im Sozialarchiv dieselbe vertraute Katalogoberfläche vorfinden.

Was ist im Rechercheportal enthalten?
Das Rechercheportal bietet Zugriff auf die Bestände sämtlicher NEBIS-Verbundbibliotheken: Neben dem Sozialarchiv, der Zentralbibliothek und der ETH-Bibliothek sind die Museumsgesellschaft, die Bibliotheken der ZHAW und viele mehr vertreten. Das Rechercheportal verzeichnet Bücher, Zeitschriften, Broschüren, audiovisuelle Medien, Bilder, Musikalien, Karten sowie lizenzierte E-Journals und E-Books.

Was findet man nicht im Rechercheportal?
Wie im NEBIS-Katalog sind auch im Rechercheportal die Bestände der meisten Institutsbibliotheken der Universität Zürich nicht enthalten. Sie finden sich nach wie vor im Katalog IDS Zürich. Swissbib Zürich – zugänglich über die Homepage der Zentralbibliothek – ermöglicht eine gemeinsame Suche über beide Kataloge.
Wer auf dem Platz Zürich nicht fündig geworden ist, kann seine Suche ausweiten auf Swissbib Schweiz (http://www.swissbib.ch), den Metakatalog der Schweizer Hochschulbibliotheken und der Schweizerischen Nationalbibliothek.

Aktualisierter Präsenzbestand im Lesesaal

Im Lesesaal steht den Benutzerinnen und Benutzern des Sozialarchivs ein umfangreicher Präsenzbestand an Büchern und Zeitschriften zur Verfügung.

Der Buchbestand umfasst rund 500 Titel und besteht aus Gesamtdarstellungen, Statistiken, Nachschlagewerken, Fachbibliografien und Adressverzeichnissen, welche die einzelnen Sammelschwerpunkte des Sozialarchivs (Gesellschaft, Politik, Geschichte, Arbeit, Sozialpolitik) abdecken. Sowohl Fachlexika als auch allgemeine Nachschlagewerke finden sich zu weniger zentralen Gebieten wie Recht, Wirtschaft und Kultur. Diese Präsenzbibliothek ermöglicht einen raschen Zugang zu Informationen – sei es, um einen ersten Überblick über ein Thema zu gewinnen oder um Sachverhalte, Daten und Fakten abzugleichen.
Die Präsenzbibliothek wird zwar laufend durch Neuerscheinungen ergänzt, jedoch fand die letzte systematische Überprüfung des gesamten Bestandes 1997 statt. Im Verlauf dieses Jahres wurde daher der gesamte Bestand auf seine Aktualität hin überprüft. Veraltete, nicht benutzte Bücher sowie ähnliche Bücher zum gleichen Thema wurden entfernt. Ebenso wurden nicht zum Sammelgebiet gehörende Titel herausgenommen. Für veraltete Büchertitel wurden Neuauflagen oder ein gleichwertiger Ersatz beschafft. Insgesamt wurden 46 Bücher entfernt und 44 neu aufgestellt. Neu eingeführt wurde das Thema "Kommunikationswissenschaften" –  die sieben Titel sind in der Abteilung LS 1 "Kultur, Wissenschaft" zu finden. Nach Abschluss der Aktualisierung wurde auch das Gesamtverzeichnis der Präsenzbibliothek nachgeführt, es liegt bei der Informationstheke auf.
Der Periodikabestand wurde bereits vor rund drei Jahren überprüft. Aktuell liegt die jeweils neueste Nummer von rund 660 Zeitungen und Zeitschriften zur Lektüre bereit. Ende 2009 wurde ausserdem der alphabetische Zugriff darauf erneuert, denn der bisherige Zettelkasten war aus heutiger Sicht umständlich in Bedienung und Aktualisierung. Neu liegt bei der Informationstheke eine übersichtliche Titelliste auf, die rasch zum gesuchten Lesesaalfach führt. Der thematische Zugriff erfolgt nach wie vor über die Aufstellung der Zeitschriften nach Themengruppen.

Mit der jüngsten Aktualisierung des Buchbestandes befindet sich nun das gesamte Präsenzangebot im Lesesaal auf dem neuesten Stand.

Verzeichnis elektronischer Zeitschriften

Mit der neuen Website hat das Schweizerische Sozialarchiv am 11. Februar 2010 auch ein Verzeichnis seiner elektronischen Zeitschriften aufgeschaltet.

Das Sozialarchiv bietet seinen Benutzerinnen und Benutzern seit mehreren Jahren Zugriff auf ausgewählte E-Journals – aktuell sind es 134 Titel. Dabei handelt es sich um wissenschaftliche Publikationen aus dem Sammelbereich, um Amtsdruckschriften sowie um graue elektronische Zeitschriften von wichtigen Organisationen, Parteien und Bewegungen.

Während die wissenschaftlichen Titel bereits früher auch über die Website des Sozialarchivs zugänglich waren, mussten die anderen Zeitschriften jeweils über den NEBIS-Katalog angewählt werden. Mit dem neuen Verzeichnis ist nun erstmals das gesamte Angebot an elektronischen Zeitschriften mit wenigen Klicks erreichbar. Es ist auch möglich, das alphabetische Verzeichnis nach Zeitschriftentypen und Sachgruppen zu filtern oder mit einer Stichwortsuche zu durchsuchen. Da das Verzeichnis direkt aus dem NEBIS-Katalog gespiesen wird, kann es einfach auf aktuellem Stand gehalten werden.

Aus dem Verzeichnis führt jeweils ein Link auf die Zeitschrift – entweder direkt (v.a. graue Titel) oder über eine Zwischenseite mit dem Linking-Service SFX des NEBIS-Verbundes (v.a. wissenschaftliche Titel). Ein zweiter Link führt auf die Titelaufnahme im NEBIS-Katalog, wo auch der gedruckte Bestand der Zeitschrift aufgeführt ist.

Kostenpflichtige E-Journals sind nur im Lesesaal des Sozialarchivs zugänglich, von extern besteht aber z.T. Zugang zu Inhaltsverzeichnis und Abstracts. Bei diesen Angeboten sind daher im Verzeichnis die vom Schweizerischen Sozialarchiv lizenzierten Jahrgänge angegeben. Falls der Zugriff auf eine der Zeitschriften einmal nicht funktionieren sollte, freuen wir uns über eine Mitteilung, um dem Problem möglichst rasch auf den Grund gehen zu können.

Zuwachsliste

Die Bücher und Zeitschriften sind für die Neuerwerbungsliste in 22 Sachgruppen eingeordnet. In jeder Sachgruppe sind historische und aktuelle Darstellungen des jeweiligen Themas zu finden. Geografisch liegt der Schwerpunkt auf der Schweiz, gefolgt von Deutschland und Westeuropa allgemein. Literatur wird in den Sprachen Deutsch, Französisch und Englisch erworben.

Geschenkbibliothek des Vereins netzwerk-verdingt

Das Sozialarchiv übernimmt die Bibliothek «Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder» des Vereins netzwerk-verdingt.

Der Verein netzwerk-verdingt hat als Interessenvertreter von Betroffenen eine Fachbibliothek zum Thema Fremdplatzierung zusammengetragen und dem Schweizerischen Sozialarchiv als Geschenk übergeben. Die Bibliothek, die als Instrument der Bewusstseinsbildung und der Aufarbeitung der Geschichte von Verding- und Pflegekindern dient, erhält dadurch erhöhte Visibilität und eine optimale Zugänglichkeit für die interessierte Öffentlichkeit. Die Bücher können im NEBIS-Katalog bestellt und ausgeliehen werden.

Die Fachbibliothek «Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder» wird gegen 400 Werke in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch umfassen. Sie enthält neben Werken aus der Schweiz auch zahlreiche Titel aus dem umliegenden Ausland.
Den grössten Anteil nehmen Autobiografien, Reportagen und andere Selbstzeugnisse von Betroffenen ein. Unter den Autorinnen und Autoren sind Peter Surava, Arthur Honegger zu nennen oder die kämpferische Louisette Buchard-Molteni, deren Autobiografie «Le tour de suisse en cage» im Kanton Waadt eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte fremdplatzierter Kinder auslöste. Bedeutend ist die Zahl der autobiografischen Aufzeichnungen und Erinnerungen von Betroffenen, die keine bekannten Namen tragen. Ihre Aufzeichnungen sind wichtige Quellen, um Einblicke in die misslichen Lebensverhältnisse von Verdingkindern zu erhalten. Darüber hinaus erfährt man Einiges über Armut, Ausgrenzung und Gewalt.
Die Fachbibliothek umfasst weiter eine grosse Anzahl Klassiker der Welt- und Jugendliteratur, u. a. von Jeremias Gotthelf und Carl A. Loosli, von Charles Dickens und Hector Malot. Eine Fülle belletristischer Darstellungen, Romane und Erzählungen ergänzen die Sammlung, dazu kommen Bildbände und ein Comic.
Als zweiten Schwerpunkt enthält die Fachbibliothek «Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder» wissenschaftliche Publikationen und Standardwerke zu den Themen Verding-, Heim-, Findel-, Pflege- und Adoptivkinder.

Das Schweizerische Sozialarchiv erhält mit der Geschenkbibliothek eine wertvolle Ergänzung und Vertiefung seiner Bestände zu Themen wie Fremdplatzierung von Kindern, ausserfamiliärer Erziehung, zur Geschichte der Kindheit oder allgemeiner zu gesellschaftlichen Verhältnissen von Armut, Gewalt und Kinderarbeit.