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Schenkungen an die Bibliothek

Die Bibliothek des Sozialarchivs wird immer wieder von Organisationen oder Privatpersonen beschenkt – sei es, weil ein Bestand aufgelöst wird oder ein Umzug bevorsteht. Auch dieses Jahr fanden mehrere Schenkungen den Weg ins Sozialarchiv – hier eine kleine Auswahl:

  • Aufgrund der Auflösung der Bibliothek der «Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration» (FIZ) in Zürich im Februar 2018 kam eine Sammlung von rund 200 Monografien und Infobroschüren zu den Themen Frauenhandel, Menschenhandel, Prostitution und Frauenmigration ins Sozialarchiv (auffindbar im Rechercheportal mit dem Code E19FIZ).
  • Ein pensionierter ETH-Physiker hat dem Sozialarchiv im April 2018 rund 90 geschichtliche Darstellungen zum Thema «Atombombe» übergeben, darunter auch Werke neueren Erscheinungsdatums (auffindbar im Rechercheportal mit dem Code E19Atom).
  • Das Sozialarchiv hat 2017 das Rolling-Stones-Archiv mit Tausenden Tonträgern und mehreren 100 Stunden Videomaterial von Felix Aeppli übernommen. Das Archiv beinhaltet zudem rund 70 Monografien über die Rolling Stones und mehrere rare Fan-Zeitschriften (auffindbar im Rechercheportal mit dem Code E19Aepp).
  • Schenkungen erhält auch die Abteilung Periodika. Hervorzuheben ist hier die Zeitschrift «Schweizer Spiegel», die von einer Privatperson Anfang dieses Jahres geschenkt wurde. Die 1925 gegründete belletristische Monatsschrift ging 1972 in der «Weltwoche» auf. Auffällig sind die schön gestalteten Titelblätter (Signatur D 6155).
Filmvorführung für Kinder an einer Veranstaltung des Verbands schweizerischer Konsumvereine zugunsten der «Dahomey-Aktion» (Wochenzeitung «Genossenschaft», 22.7.1961 [Signatur Z 55])
Filmvorführung für Kinder an einer Veranstaltung des Verbands schweizerischer Konsumvereine zugunsten der "Dahomey-Aktion" (Wochenzeitung "Genossenschaft", 22.7.1961 [Signatur Z 55])

Buchempfehlungen der Bibliothek

Felix Rauh: Bewegte Bilder für eine entwickelte Welt: die Dokumentarfilme von René Gardi, Ulrich Schweizer und Peter von Gunten in der Schweizer Entwicklungsdebatte, 1959 – 1986. Zürich, 2018

Entwicklungshilfe-Organisationen setzten seit Anfang der 1960er Jahre Dokumentarfilme ein, um die Schweizer Bevölkerung mit authentischen Bildern und Tönen aus Afrika, Asien und Lateinamerika von der Notwendigkeit und Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit zu überzeugen. Vorgeführt wurden die Filme dann in Kirchgemeindehäusern, an Kino-Matineen, im Schulunterricht oder in Fernsehsendungen.
Der Historiker Felix Rauh hat für seine Dissertation die Filme von drei Bernern, die während mehrerer Jahre Dokumentationen über Menschen im Süden produzierten, untersucht. So reiste beispielsweise René Gardi in den frühen 1960er Jahren für ein Länderporträt nach Dahomey (heute Benin), welches der damalige Verband schweizerischer Konsumvereine (VSK; heute Coop) für eine geplante Hilfsaktion in Auftrag gegeben hatte.
Die Arbeit zeigt auf, wie sich der Blick auf die Menschen des Südens veränderte und wie sich Film und Entwicklungsdebatte gegenseitig beeinflussten. Die wichtigsten Filmquellen der Arbeit sind auf der Forschungsplattform der Universität Luzern publiziert.

William T. Vollmann. Arme Leute – Reportagen. Berlin, 2018

Zwar ist das Buch «Arme Leute – Reportagen» von William T. Vollmann keine Neuerscheinung, aber erst jetzt – nach 10 Jahren – kommt es in deutscher Übersetzung auf den Markt. Der amerikanische Journalist und Schriftsteller William T. Vollmann ist eine interessante Figur: Als Schriftsteller schreibt er Romane über die Geschichte Amerikas oder Prostituierte, als Journalist beschreibt er Gewalt und Krieg auf der Welt oder sein Leben als Alter Ego «Dolores».
In «Arme Leute – Reportagen» dokumentiert Vollmann Begegnungen mit mittellosen Menschen – von Kambodscha bis Afghanistan, von Japan bis in den Kongo, von Irland bis in den Jemen. Im Anhang an die Texte folgen Fotografien, die Vollmann unterwegs gemacht hat. Es sind eindrückliche Porträts von Menschen, die er auch selber nach den Gründen ihrer Armut befragt.

Vera Chiquet. Fake Fotos – John Heartfields Fotomontagen in populären Illustrierten. Bielefeld, 2018

Vera Chiquets Dissertation zu den zwischen 1930 und 1938 entstandenen Fotomontagen des deutschen Künstlers John Heartfield (1891–1968) macht den Stellenwert deutlich, den die damals technisch gerade erst möglich gewordene fotografische Manipulation in den illustrierten Zeitungen – das zentrale Leitmedium in der Zeit von Hitlers Machtergreifung – hatte. Die Autorin zieht Vergleiche mit heutigen elektronischen Informationsportalen und zeigt, dass Fake News kein Phänomen ausschliesslich des 21. Jahrhunderts sind.
Zwei Fotomontagen von John Heartfield in der «Arbeiter-Illustrierte-Zeitung» (AIZ) der 1930er Jahre sind ab dem 23. September 2018 im Kunsthaus Zug im Rahmen der Ausstellung «Komödie des Daseins – Kunst und Humor von der Antike bis heute» zu sehen. Es handelt sich bei den Exponaten um Leihgaben des Sozialarchivs (Signatur Z 71).

Auch im Bildarchiv des Sozialarchivs sind Graffiti aus den 1970er/80er Jahren zu finden, beispielsweise diese bekannte Sprayerei, die auch im besprochenen Buch abgebildet ist: «Züri brännt», Predigerkirche/Staatsarchiv am Predigerplatz, Dezember 1980 (SozArch F 5111-031-006).
Auch im Bildarchiv des Sozialarchivs sind Graffiti aus den 1970er/80er Jahren zu finden, beispielsweise diese bekannte Sprayerei, die auch im besprochenen Buch abgebildet ist: «Züri brännt», Predigerkirche/Staatsarchiv am Predigerplatz, Dezember 1980 (SozArch F 5111-031-006).

Buchempfehlungen der Bibliothek

Philipp Anz, Jules Spinatsch, Viola Zimmermann (Hrsg.): Schmieren/Kleben. Bilder: Stadtarchiv Zürich. Zürich, 2018

1976 begann das Kriminalkommissariat III, die Staatsschutz-Abteilung der Stadtpolizei Zürich, eine Kartei «Schmieren/Kleben» anzulegen. Darin wurden politische Parolen, Farbmalereien oder illegale Kunstaktionen, unter anderem von Harald Naegeli, erfasst, die alle den Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllten. In der Kartei finden sich gegen 2’000 Schwarzweiss-Fotos aus den Jahren 1976 bis 1981 und die dazugehörigen Karten; weitergeführt wurde sie noch bis 1989, als das Kriminalkommissariat III im Zuge der Fichenaffäre aufgelöst wurde.
700 dieser Fotos und sämtliche Karteikarten mit den fein säuberlich dokumentierten «Sprayereien» sind im Buch abgebildet. Ein Glossar erklärt die Zusammenhänge von Parolen, Symbolen und Personen. In zwei Textbeiträgen setzen die Herausgeber die Fotografien in den Kontext der damaligen Zeit; das Vorwort stammt von Stadtrat Richard Wolff.

Silvano Longhi: Exil und Identität – Die italienischen Juden in der Schweiz (1943–1945). Berlin, 2017

Der Historiker Silvano Longhi beschäftigt sich in seiner Dissertation mit den italienischen jüdischen Flüchtlingen, die ab dem Jahr 1943 – nach Bekanntgabe des Waffenstillstandes zwischen Italien und den Alliierten im September und der darauffolgenden Besetzung des Landes – vor den Deutschen flüchten mussten. Auswanderungen hatte es zwar schon vorher gegeben, jedoch nicht viele davon in die Schweiz. Nun versuchten Tausende – Juden, politische Flüchtlinge, Soldaten – in die Schweiz zu gelangen.
Das Buch beleuchtet die zahlreichen Abweisungen, die an den Schweizer Grenzen stattfanden, die schwierige Situation in den Flüchtlingslagern, aber auch das aktive Leben der Flüchtlinge, die sich oft intensiv mit den politischen Verhältnissen beschäftigten, sich kulturell betätigten oder die Juden unterstützten, die im von Deutschland besetzten Italien verblieben.
Seine Recherchen tätigte der Autor u.a. auch im Sozialarchiv, wo er die Korrespondenz der Sektion Lugano des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH) untersuchte, das sich für die Flüchtlinge einsetzte (Schweizerisches Arbeiterhilfswerk SAH, Sektion Lugano: SozArch Ar 20.704).

Umberto Eco: Pape Satàn. Chroniken einer flüssigen Gesellschaft oder Die Kunst, die Welt zu verstehen. München, 2017

Der im Februar 2016 verstorbene Schriftsteller, Semiotiker, Philosoph und Medienwissenschaftler Umberto Eco hat ab 1985 in der römischen Wochenzeitschrift «L’Espresso» eine Kolumne verfasst – «Streichholzbriefe», wie er selber sie nannte, da er die Ideen dafür jeweils auf einem Streichholzheftchen festhielt. Eine Auswahl derselben ist nun posthum unter dem Titel «Pape Satàn» (ein Zitat aus Dantes «Göttlicher Komödie») erschienen.
Eco denkt darin beispielsweise über ein verschlucktes Handy nach und vergleicht dieses mit der Strafpraxis der Mafia, die einem (notabene ermordeten) Verräter einen Stein in den Mund legt. Oder er widmet sich in einem anderen Beitrag den Verschwörungstheorien nach 9/11 und vertritt die Meinung – da er an das Prinzip des Zufalls glaubt –, «dass meinesgleichen zu dumm ist, auch nur eine einzige [Verschwörung] tatsächlich zustande zu bringen».

Buchcover (Ausschnitt) mit Bea Laskowski-Jäggli (1917-2016), die in den 1940er Jahren nach England migrierte
Buchcover (Ausschnitt) mit Bea Laskowski-Jäggli (1917-2016), die in den 1940er Jahren nach England migrierte

24.5.2018, 18:30 Uhr: Junge Schweizerinnen in England 1930-1960

Buchpräsentation mit Zeitzeugin

In der Zwischenkriegszeit gingen sie zu Hunderten, in den späten Vierziger- und Fünfzigerjahren zu Tausenden. Sie arbeiteten als Hausangestellte, Kindermädchen oder Gesellschafterinnen in Liverpool oder London und auf Landgütern von Adligen. Sie gingen, obwohl die Medien warnten: vor dem britischen Wetter, vor dem englischen Klassendünkel, vor unerwünschten Schwangerschaften. Ein Massenexodus von Frauen, wie er in der Schweizergeschichte wohl kein zweites Mal vorkam.

Simone Müller stellt ihr neues Buch mit den Lebensgeschichten dieser Frauen vor und befragt die heute 91-jährige Renée Kaufmann zu ihren Erlebnissen von damals in England. Und sie erzählt auch von einer der grössten Repatriierungsaktionen der Schweiz, als fast tausend Frauen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zurückgeholt wurden.

Donnerstag, 24. Mai 2018, 18:30 Uhr
Schweizerisches Sozialarchiv, Medienraum

> Veranstaltungsflyer herunterladen (PDF, 267 KB)

> Simone Müller: «Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England.» Zürich, Limmat Verlag, 2017

«Republik» – neues Medienangebot im Lesesaal

Das Sozialarchiv bietet neu an einer PC-Station im Lesesaal einen freien Zugang zum Online-Magazin «Republik» an. Nachdem 2017 durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne die Finanzierung sichergestellt werden konnte, erscheint die «Republik» nun seit Anfang dieses Jahres. Wer ein Abonnement löst, darf sich VerlegerIn nennen und kann sich werbefrei über komplexe Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft informieren. Bis heute konnte die «Republik» 20’000 AbonnentInnen bzw. MitverlegerInnen gewinnen.

Täglich werden auf der vieldiskutierten Online-Plattform «Republik» ein bis drei neue Artikel von namhaften JournalistInnen publiziert. Zusätzlich gibt es regelmässige Rubriken: das jeweils donnerstags erscheinende Briefing aus Bundesbern beispielsweise oder die Kolumne von Sibylle Berg mit ihrem eigenen Blick auf die Welt oder auch die Reiseerzählungen des Schweizer Fotografen Dominic Nahr in Bild und Ton.

Abziehbild der «Stop Aids»-Kampagne, 1980er Jahre (SozArch F Oc-0001-036)
Abziehbild der "Stop Aids"-Kampagne, 1980er Jahre (SozArch F Oc-0001-036)

Buchempfehlungen der Bibliothek

Constantin Seibt (Hrsg.): Positiv – Aids in der Schweiz. Basel, 2018

Das sexuelle Erwachen einer ganzen Generation wurde durch die zuerst rätselhafte Krankheit Aids anfangs der 1980er Jahre geprägt – «Ohne Dings kein Bums» wurde zum Slogan, der bis heute Gültigkeit besitzt, wenngleich Aids nun mit der richtigen Therapierung nicht mehr das Todesurteil bedeutet wie damals.
Wohl nicht zufälligerweise stammt die Idee zu diesem Buch von einem Werber, haben doch die «Stop Aids»-Kampagnen das kollektive Gedächtnis in der Schweiz geprägt. Die Chronologie der Kampagnen ist denn auch am Schluss des Buches zu finden.
Andere Beiträge beleuchten die anfangs zaghafte Reaktion der Behörden, die Arbeit von schwulen Aktivisten oder eben die Entwicklung der antiretroviralen Medikamente. Dazwischen sind die Erinnerungen von direkt oder indirekt Betroffenen festgehalten, Stimmen der Generation, die mit Aids und HIV aufgewachsen ist.

Stefan Howald: Links und bündig: WOZ – Die Wochenzeitung. Eine alternative Mediengeschichte. Zürich, 2018

Als die «WochenZeitung» (WOZ) 1981 erstmals erschien, gaben ihr nicht viele eine Chance – die WOZ existiert aber noch heute! Und dies als selbstverwalteter Betrieb, ohne Chefs und mit Einheitslohn. Dieses Buch liefert die Hintergründe zur Erfolgsgeschichte und bettet sie in die gesellschaftlichen Umbrüche von 1980 bis 2018 ein.
Stefan Howald arbeitet seit 2010 selber bei der WOZ und zeichnet in «Links und bündig» die bewegte Geschichte der alternativen Wochenzeitung nach. Die Zeitung ist seit der ersten Nummer auch im Sozialarchiv archiviert (Signatur D 2060).

Vorstand der bonlieuGenossenschaft (Hrsg.): Oh Boy. Proletarische Jugend Zürich – Die Geschichte einer linken Genossenschaft zwischen revolutionärer Utopie und reformistischem Pragmatismus. Zürich, 2018

2017 feierte die «bonlieuGenossenschaft für Wohnen und Kultur» in Zürich ihr 100-jähriges Bestehen. Als «Freie Jugend Uster» mit der Idee gegründet, einen gemeinschaftlichen Wohnraum und Bildungsort für das junge Proletariat zu initiieren, firmierte sie schon bald als «Proletarische Jugend Zürich». Seit den Anfängen bot sie Jugendlichen Wohn- und Erholungsraum an, und 1928 wurde das legendäre Jugendheim Sihlfeld in Zürich eingeweiht, das zu einem wichtigen Treffpunkt der europäischen Arbeiterbewegung und der Zürcher Arbeiterjugend wurde. Das Gebäude mit dem damals alkoholfreien Restaurant «Café Boy» gehört noch heute der Genossenschaft.
Luca Stoppa und Muriel Pérez erzählen die Geschichte der Genossenschaft, ihrer ProtagonistInnen und der Veränderungen, die sie in ihren 100 Jahren durchlaufen hat. Einen grossen Teil ihrer Recherchearbeit tätigten die AutorInnen im Sozialarchiv, welches 2003 das Archiv der «Genossenschaft Proletarische Jugend» (Signatur Ar 96) übernommen hat.

Weitere Bestände, die für das Buch eingesehen wurden (Auswahl):

  • Ar 19 Wandervogel. Schweizerischer Bund für alkoholfreie Jugendwanderungen
  • Ar 137 Nachlass Max Rotter (1881-1967)
Plakat zum Ostermarsch 1966 Schaffhausen – Zürich (SozArch F Pe-0699)
Plakat zum Ostermarsch 1966 Schaffhausen – Zürich (SozArch F Pe-0699)

Buchempfehlungen der Bibliothek

Regula Schmid, Gisela Hürlimann, Erika Hebeisen (Hrsg.): Reformen jenseits der Revolte. Zürich in den langen Sechzigern. Zürich 2018

Anlässlich des «Jubiläums» von «1968» erschienen in den letzten Monaten zahlreiche Bücher, die das ereignisreiche Jahrzehnt thematisieren, darunter auch einige Schweizer Publikationen. Das Neujahrsblatt 2018 der Antiquarischen Gesellschaft beispielsweise widmet sich dem Schauplatz Zürich in jener Zeit. In dreizehn Beiträgen schauen Expertinnen und Experten auch auf die Jahre vor «68» und erzählen von Menschen und Organisationen in Stadt und Kanton Zürich, die in den «langen Sechzigern» Neues wagten und ihre Kräfte für nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen jenseits der Revolte einsetzten.

Einige Illustrationen stammen aus dem Bildarchiv des Sozialarchivs, so zum Beispiel im Beitrag von Elisabeth Joris, in dem einzelne Vertreterinnen der Frauenbewegung porträtiert werden, oder im Artikel von Jakob Tanner, der die Antiatombewegung der 1960er Jahre in den Blick nimmt.

Weitere kürzlich von der Bibliothek erworbene Bücher zum Thema «1968» (Auswahl):

Bestände im Sozialarchiv zum Thema (Auswahl):
Sachdokumentation:

  • QS 36.3 C Demonstrationen, Krawalle; Protest: Schweiz
  • KS 335/41a bis 41d Jugendunruhen; Studentenbewegung; 1968er Bewegung: Schweiz

Archiv:

  • Ar 40 Federazione Colonie Libere Italiane in Svizzera (FCLIS)
  • Ar 465 und F 5060 Frauenbefreiungsbewegung Zürich (FBB) / Autonomes Frauenzentrum Zürich

Archiv Bild + Ton:

  • F 5093 Zürcher Manifest


Georg Kreis: Einstehen für «entartete Kunst». Die Basler Ankäufe von 1939/40. Zürich 2017

1939/40 kaufte das Basler Kunstmuseum von den Nationalsozialisten 21 aus deutschen Museen geraubte Kunstwerke, darunter mehrere, die 1937 in der Münchner Ausstellung «Entartete Kunst» zu sehen gewesen waren. Der Historiker Georg Kreis hat dies schon 1990 in der Erstveröffentlichung seines Buchs «‹Entartete› Kunst für Basel» beschrieben.

Nun ist das Buch neu aufgelegt worden: In den letzten Jahren haben sich nicht nur die Fragestellungen in der Geschichtswissenschaft geändert und wurde weitere Forschung betrieben – durch den Fund der «Sammlung Gurlitt» wurde das Thema auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Weitere aktuelle Bücher zum Thema in der Bibliothek:


Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber. Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. München 2018

Als der Erste Weltkrieg zu Ende ging, forderte eine andere Katastrophe weltweit zwischen 20 und 50 Millionen Tote: die Spanische Grippe. Binnen weniger Wochen erkrankte ein Drittel der Weltbevölkerung. Ob in Europa, Asien oder Afrika, an vielen Orten brachte die Grippe die Machtverhältnisse ins Wanken, und da die Herkunft des Influenzavirus unbekannt war, gaben sich diverse Staaten gegenseitig die Schuld am Auftreten der Grippe. In Spanien trat sie auf jeden Fall nicht zuerst auf. Ihren Namen erhielt die Krankheit, weil es im neutralen Spanien – im Gegensatz zu anderen Ländern – keine Nachrichtensperre während des Weltkriegs gab und die spanische Presse über die Krankheit berichtete.

Das nun auf Deutsch übersetzte Buch von Laura Spinney fasst die damaligen Ereignisse in einem globalen Kontext zusammen und zeigt auf, wie die Pandemie den Krieg beziehungsweise dessen Ende weltweit beeinflusste.

Schenkung Zeitschriften Frauen-Lesben-Bibliothek «schema f»

Die Abteilung Periodika hat 2017 eine grössere Schenkung mit Zeitschriften aus der Frauen-Lesben-Bibliothek «schema f» erhalten. Die Bibliothek «schema f» war dem heute noch bestehenden Verein «Autonomes Frauenzentrum» in Zürich angegliedert, der aus der Frauenbefreiungsbewegung FBB hervorgegangen ist, deren Archiv ebenfalls im Sozialarchiv aufbewahrt wird (Signatur Ar 465.20). Aus Platzgründen konnte das Sozialarchiv die umfassende Bibliothek leider nicht integral übernehmen; mit den Vertreterinnen von «schema f» konnte indes eine Vereinbarung zur Integrierung des Zeitschriftenbestandes getroffen werden.

Insgesamt umfasst die Sammlung rund 170 Zeitschriftentitel mit den Schwerpunkten Lesben- und Frauenbewegung und Feminismus. Die Hefte stammen vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, vorhanden sind aber auch spanische, holländische oder französische Titel.

Mittlerweile sind sämtliche Zeitschriften des Bestandes katalogisiert und vollumfänglich über den NEBIS-Katalog abruf- und zur Ansicht im Lesesaal bestellbar. Mittels Eingabe des Codes «E19schemaf» auf www.recherche-portal.ch kann der ganze Bestand angezeigt werden.

Die Schenkung, die vorerst auf fünf Jahre befristet ist, widerspiegelt die vielfältige Sammeltätigkeit des Teams von «schema f» und stellt für das Sozialarchiv eine wertvolle Erweiterung seines bisherigen Periodikabestandes der 1980er und 1990er Jahre dar.

Bestellen von älteren Periodika-Beständen

Das Bestellen von älteren Beständen bei den Zeitschriften, Zeitungen, Jahresberichten und Mikrofilmen war bisher nur auf Umwegen möglich (Ausfüllen eines Bestellscheins am Ausleihschalter, Bestellung via E-Mail, Telefon etc.).

In Zusammenarbeit mit der NEBIS-Verbundzentrale ist der Bestellvorgang nun vereinfacht worden: Im NEBIS-Katalog führt neu ein Link aus den Katalogdetails direkt zum Online-Bestellformular auf der Website des Sozialarchivs – ausfüllen und Bestellung abschicken!

Buchempfehlungen der Bibliothek

Andreas Wolfensberger: Winterthur – Stadt im Umbruch. Fotografien von 1960 bis 2017. Zürich, 2017

Der heute 76-jährige Fotograf Andreas Wolfensberger ist zwar in Wetzikon aufgewachsen, lebt aber seit 1975 in Winterthur. Bereits seine Diplomarbeit an der Kunstgewerbeschule Zürich befasste sich mit der Stadt Winterthur, und heute gilt Wolfensberger als eigentlicher visueller Chronist der Eulachstadt. Er dokumentierte mit der Kamera den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel – beispielsweise den langsamen, aber stetigen Niedergang der Giesserei Sulzer oder die Jugendunruhen in den 1980er Jahren. Auch fotografierte er immer wieder den Alltag der Winterthurerinnen und Winterthurer, hielt Stadtszenen sowie das scheinbar beiläufige Miteinander auf der Strasse fest.
Eine Auswahl dieser Fotosammlung ist nun im vorliegenden Buch erschienen. Nebst den Fotografien aus dem Zeitraum von 1960 bis 2017 sind Texte von fünf Autorinnen und Autoren enthalten, die den geschichtlichen Hintergrund zu fast sechzig Jahren Winterthur liefern.

Heinz Nigg: Rebel Video – Die Videobewegung der 1970er- und 1980er-Jahre. Zürich, 2017

Das unabhängige Videoschaffen und das internationale Phänomen der Jugendbewegungen in den 1970er und 1980er Jahren beeinflussten sich gegenseitig: Die jungen Aktivistinnen und Aktivisten entdeckten damals das Video als neues Medium, brachten Proteststimmungen zum Ausdruck und kämpften so um autonome kulturelle Freiräume.
«Rebel Video» porträtiert in verschiedenen Beiträgen Protagonistinnen und Protagonisten der Aktivistenszenen von London, Basel, Bern, Lausanne und Zürich. Der Beitrag von Yves Niederhäuser von Memoriav beleuchtet die Entstehung der Sammlung «Stadt in Bewegung», die in der Abteilung Bild + Ton des Sozialarchivs untergebracht ist und rund 100 digitalisierte Videobänder aus den 1970er und 1980er Jahren umfasst.
Das Buch erschien anlässlich der im Herbst 2017 im Landesmuseum Zürich gezeigten Ausstellung «Rebel Video. Die Videobewegung der 1970er- und 1980er-Jahre»; es wird ergänzt durch die Website www.rebelvideo.ch.

Peter Voegeli, Nikolaus Voegeli: Der Balkankönig und seine Familie – Eine andere Geschichte der Schweiz. Bern, 2017

Vater und Sohn Voegeli erzählen in «Der Balkankönig» die Geschichte der eigenen Familie während der letzten 150 Jahre. Der Grossvater des heute 90-jährigen Nikolaus Voegeli war im 19. Jahrhundert von Glarus nach Belgrad ausgewandert – nicht etwa aus Not, sondern aus wirtschaftlichen Beweggründen und mit ordentlichem Pioniergeist! Mit seinem Bruder gründete er dort die Banque Serbo-Suisse, verkaufte serbischen Bauern Dreschmaschinen, modernisierte die dortige Eisenbahn und importierte Batiktücher aus der Glarner Heimat. Später gründeten die Brüder die serbische Agentur des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK). Die Brüder waren in Serbien derart erfolgreich, dass der eine gar den Spitznamen «Balkankönig» erhielt.
Zusammen mit seinem Vater hat der SRF-Korrespondent Peter Voegeli die Familiengeschichte aufgezeichnet. Das Buch ist nicht nur eine Autobiografie, die allein auf Erinnerungen basiert, haben die Voegelis für ihre Recherchen doch auch Archivbestände ausgewertet sowie Sekundärliteratur und andere Zeitdokumente miteinbezogen.