Locher, Eva: Natürlich, nackt, gesund. Die Lebensreform in der Schweiz nach 1945. Frankfurt, 2021
Vegetarische Ernährung, alternativmedizinische Verfahren und ein ausgeprägter Fitnesskult prägen die heutige Zeit. Mit ihrem Appell, dass jede und jeder sich selbst optimieren soll und möglichst gesund und natürlich leben müsse, nahm die um 1900 entstandene «Lebensreform» viele dieser Diskurse und Praktiken vorweg (der Begriff «Lebensreform» tauchte schon in den 1890er Jahren erstmals in Deutschland auf). Der erste Freikörperkultur-/FKK-Verbund wurde 1927 vom Schweizer Eduard Fankhauser gegründet.
Eva Locher beschreibt in ihrer Dissertation erstmals die Entwicklung der Lebensreform in der Schweiz nach 1945. Dies erfolgt auch aus transnationaler Perspektive, gab es doch zwischen der Schweizer Lebensreformbewegung und derjenigen im deutschsprachigen Ausland einen regen Austausch. Zum Zentrum ihrer Aktivitäten bestimmten die Schweizer Exponent/innen das FKK-Gelände in Thielle am Neuenburgersee, das noch heute existiert. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Suche nach dem einfachen, naturbewussten und gesunden Leben während des gesamten 20. Jahrhunderts ein bestimmendes Thema war.
Bestände zum Thema im Sozialarchiv (Auswahl):
- N 484 Die neue Zeit: Illustrierte für neuzeitliche Lebensgestaltung (1938-2004 [lückenhaft])
- Ar 599 Dokumente zur Geschichte der Lebensreform (Sammlung Peter F. Kopp)
- Ar 201.25 Freischar, Evangelische Jugendbewegung
- Sachdossier 04.41 Alternative Lebensgestaltung & Arbeitsgestaltung
Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht Ostschweiz und vom Solidaritätsnetz Ostschweiz (Hrsg.): «Mutter, mach dir keine Sorgen, das ist eine ganz andere Welt». Unbegleitete minderjährige Asylsuchende in der Schweiz erzählen. Zürich, 2021
Guled musste als neunjähriges Kind seine Familie in Somalia verlassen und traf als Siebzehnjähriger in der Schweiz ein. Ali flüchtete mit seiner Familie aus Afghanistan, verlor diese bei einem Polizeiangriff in der Türkei aus den Augen und gelangte als Fünfzehnjähriger allein in die Schweiz. Aamina floh als Vierzehnjährige vor einer Zwangsheirat aus Somalia.
Sie werden «UMA» genannt – unbegleitete minderjährige Asylsuchende –, Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Familie in der Schweiz Asyl beantragen. In diesem Buch geben elf Menschen diesen drei Buchstaben ein Gesicht. Die Jugendlichen berichten von ihren Fluchtgründen und ihren prägenden Erfahrungen, von der Ankunft in der Schweiz, wo sie nach ihrer grossen Willensleistung auf der Flucht auf einmal warten müssen und nichts tun können. Ihre Erzählungen werfen aber auch ein wertvolles Licht auf die Bemühungen der Schweiz um ihre Integration.
Heini, Alexandra und Patrick Moser (hrsg. für das Historische Museum Basel): Grenzfälle: Basel 1933-1945. Basel, 2020
Die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft und der Zweite Weltkrieg prägten von 1933 bis 1945 das Leben in der Grenzregion Basel massgeblich. Anlässlich des 75. Jahrestages zum Ende des Zweiten Weltkrieges hat das Historische Museum Basel eine Sonderausstellung zum Verhältnis der Basler Bevölkerung sowie von lokalen Unternehmen zum Nationalsozialismus und zum NS-Staat gestaltet.
Im Ausstellungsband geben zwölf Autor/innen Einblick in die damalige Lebenswelt rund um Basel. So werden beispielsweise Basels Rolle als Finanzzentrum ebenso wie die Verstrickungen der Basler Chemie zum Nachbarland beleuchtet. Ein anderer Beitrag beschreibt den Kampf der Israelitischen Gemeinde Basel gegen den Antisemitismus. Und stets wird einem bewusst gemacht, wie stark der Alltag der Basler/innen von der Sorge über die militärische Übermacht des nördlichen Nachbarn geprägt war.
> «Grenzfälle – Basel 1933–1945», Ausstellung im Historischen Museum Basel, 21.8.2020 – 30.5.2021