1980 beginnen in verschiedenen Schweizer Städten die sogenannten "Jugendunruhen". Viele Jugendliche sind unzufrieden und fordern selbstverwaltete Räume und mehr Unterstützung für ihre Kultur. Die Hinhaltetaktik der Behörden und die Ignoranz vieler Politiker diesen Anliegen gegenüber wirken auf die Dauer frustrierend. Die Jugendlichen demonstrieren auf der Strasse, wo es sehr bald zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt.
In Zürich erhalten zwar die vielen Unzufriedenen mit der Liegenschaft an der Limmatstrasse 18/20 schon bald ein "Autonomes Jugendzentrum", sind dann aber mit dem Betrieb und der sich entwickelnden Eigendynamik insbesondere mit dem AJZ als Drogenumschlagplatz überfordert. Auch die Stadtbehörden und die Ordnungsorgane bewahren in dieser turbulenten Zeit keinen kühlen Kopf. Viele Demonstrationen eskalieren in Gewalt, ausgehend von beiden Seiten.
Während zweier Jahre ist Michel Fries Teil dieser Bewegung. Der Horgener verbringt viel Zeit auf Zürichs Strassen und im AJZ. Immer dabei: seine Fotokamera. Er hält Tränengaswolken und zerbrochene Schaufenster fest, fotografiert den Alltag im AJZ mit seinen Konzerten, dem friedlichen Beisammensein, aber auch das Elend und den Müll. Seine Aufmerksamkeit gilt den überall hin gesprayten Spontisprüchen, den Schmähungen an Politiker, Polizisten und Justizvertreter. Die Fotos von Fries sind sorgfältig gestaltet, mit grossem Flair für Lichtführung und Ausschnittwahl. Auffällig ist die melancholische Stimmung, die vor allem die Fotos aus dem AJZ vermitteln. Fries zeigt auch die leeren Räume nach einem Anlass, hingefläzte Penner, demolierte Einrichtungen.
Der Bestand umfasst über 900 Fotos (und wenige Dias) aus den Jahren 1980 und 1981. Fries hat neben den Zürcher Ereignissen auch an seinem Wohnort Horgen fotografiert, wo das Interesse vor allem der Erhaltung von günstigem Wohnraum im Dorfkern galt.
> Der Bestand ist online recherchierbar: Signatur F_5111.