Das Ende des Zweiten Weltkriegs war nicht nur der Schlusspunkt eines weltweiten Mordens und der Ära des Faschismus, sondern zugleich eine Zeit politischen Pläneschmiedens. Über die Frage, wie Europa und die Welt in der Zukunft politisch aussehen sollten, herrschten die unterschiedlichsten Vorstellungen. Eine Idee indessen tauchte in zahlreichen Plänen für eine friedlichere Zukunft auf: die Idee von einem geeinten Europa. Überlegungen dazu kamen aus pazifistischen, sozialistischen, christdemokratischen, liberalen und selbst konservativen Kreisen, die im Kampf gegen den Faschismus ihre weltanschaulichen Differenzen vorübergehend zurückgestellt hatten und sich nun schon bald mit der Perspektive einer geostrategischen Konfrontation mit dem erstarkten Kommunismus auseinandersetzten. Die Schweiz war zu jener Zeit Schauplatz einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, die den Take-off der europäischen Integration einleiteten.
Der Grundgedanke, durch gesamteuropäische politische Strukturen den Frieden zu fördern, war nicht neu. Derlei Pläne waren seit Jahrhunderten immer wieder aufgetaucht. So hatte im Zeitalter der Glaubenskriege der Herzog von Sully, ehemaliger Minister des 1610 ermordeten französischen Königs Henri IV., in seinen Memoiren einen Europaplan formuliert, der auf eine Konföderation mit Herstellung eines politischen Gleichgewichts und religiöser Toleranz abzielte. Zur Verhinderung von Kriegen und Bürgerkriegen innerhalb Europas sowie zur Abwehr von Angriffen von aussen sollte ein europäisches Heer aufgebaut werden und über diese Konföderation ein Europarat wachen. Im Jahr 1795 publizierte Immanuel Kant seine Schrift „Vom ewigen Frieden“, in der er einen Weltvölkerbund auf der Basis einer Rechtsstaatlichkeit und die Grundrechte betonenden Normen- und Wertegemeinschaft forderte. Im 19. Jahrhundert waren es etwa der Graf de Saint-Simon, Begründer einer frühsozialistischen Bewegung, oder der Schriftsteller Victor Hugo, die wichtige Europapläne formulierten. Saint-Simon entwarf eine europäische Verfassung, die ein Zweikammerparlament und einen europäischen Monarchen vorsah. Hugo setzte sich auf verschiedenen europäischen Pazifistenkongressen für ein friedliches Europa der brüderlichen Nationen ein. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 gründete der deutsche Pazifist Eduard Löwenthal in Zürich eine „europäische Unionspartei“.
Mit der Erfahrung des Ersten Weltkriegs intensivierten sich diese Bestrebungen. Pazifistische Zirkel in den kriegführenden Ländern diskutierten intensiv die Grundlagen einer zukünftigen Friedensordnung, die eine Wiederholung der 1914 ausgebrochenen Katastrophe verhindern sollte. Neben der Idee eines globalen Systems kollektiver Sicherheit durch einen Völkerbund spielten dabei zumeist auch Überlegungen zur europäischen Integration eine Rolle. Eine Reihe von Schweizern machten sich in jenen Jahren ähnliche Gedanken. Der Frauenfelder Johannes Erni publizierte 1915 eine Schrift mit dem Titel „Die europäische Union als Bedingung und Grundlage des dauerhaften Friedens“. Eine ähnliche Tendenz hatten etwa auch die in Zürich erschienenen Schriften „Die Vereinigten Staaten von Europa“ von Carl Zimmermann und „Alle Sieger! Ein Vorschlag und ein Aufruf von einem Europäer“. Georg Wettstein interpretierte den Weltkrieg als „Europas Einigungskrieg“ und der Jurist Fritz Funk legte gar einen Verfassungsentwurf für die „Vereinigten Staaten Europas“ vor.
In der Zwischenkriegszeit wurde die Europaidee von der Utopie zum politischen Programm. Vielen erschien es notwendig, neben dem neugegründeten, aber in mancherlei Hinsicht schwachen Völkerbund eine auf Europa konzentrierte Friedensorganisation zu schaffen, die insbesondere auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit begünstigen sollte. Eine treibende Kraft hinter diesen Ideen war der österreichisch-japanische Philosoph und Historiker Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi, der 1923 in seinem „Pan-Europäischen Manifest“ geradezu prophetisch vor einem neuen Krieg warnte, der die Grauen des Ersten Weltkriegs noch weit übertreffen würde: „Sein Element wird die Luft sein […] – sein Ziel die Ausrottung der feindlichen Nation. Der Hauptkampf wird sich gegen die Städte des Hinterlandes richten, gegen Frauen und Kinder.“ Zur Abwendung einer solchen Katastrophe propagierte Coudenhove den politischen und wirtschaftlichen Zusammenschluss aller Staaten von Polen bis Portugal zu einer Föderation mit gemeinsamem Parlament und gemeinsamer Exekutive, zu deren Kompetenzen die Aussenpolitik und die Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsgebietes gehören sollten.
Die von Coudenhove 1922 ins Leben gerufene „Paneuropa-Union“ wuchs in den folgenden Jahren zu einer eindrucksvollen Bewegung mit Sektionen in den meisten europäischen Ländern und zahlreichen prominenten Mitgliedern heran. Ehrenpräsident wurde der sozialistische französische Aussenminister und Friedensnobelpreisträger Aristide Briand, zu den Mitgliedern zählten etwa Physiknobelpreisträger Albert Einstein, Schriftsteller wie Thomas Mann und Franz Werfel, der Kölner Oberbürgermeister und nachmalige christdemokratische deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der Wiener Student und spätere sozialistische österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky. 1925 nahm die SPD einen Artikel ins Parteiprogramm auf, dass Sozialdemokraten sich für eine „Europäische Wirtschaftsunion“ als Weg in die Vereinigten Staaten von Europa einsetzten.
Die paneuropäischen Ideen hatten auch Rückwirkungen auf die Schweiz: 1926 gründete der Basler Ökonom Arnold Ruesch den „Europäer-Bund“ und 1930 entstand die Organisation „Jung-Europa“, die in ihrem Programm eine europäische Freihandelszone zur Verhinderung bewaffneter internationaler Konflikte forderte, sich jedoch ausser in Basel schon nach kurzer Zeit wieder auflöste. 1927 wurde in Zürich die erste Schweizer Sektion von Coudenhoves „Paneuropa-Union“ aus der Taufe gehoben. Die Vereinigung konnte bald prominente Mitglieder aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in ihren Reihen aufnehmen. So gehörte dem Sektionsvorstand 1930 unter anderem Emil Klöti, der Stadtpräsident des „Roten Zürich“, an und auch der demokratische Regierungsratspräsident Oskar Wettstein war der Vereinigung beigetreten. Weitere Regionalgruppen in anderen Landesteilen folgten, deren Zusammenfassung zu einer gesamtschweizerischen Organisation gelang aber nicht. 1934 fusionierten „Jung-Europa“ und die Basler „Paneuropa Gruppe“ zur „Europa-Union – Schweizerische Bewegung für die Einigung Europas“, einer Vorläuferorganisation der heutigen „Neuen Europäischen Bewegung“ (NEBS). Zu ihren Mitgliedern und Unterstützern zählten vor allem Deutschschweizer Intellektuelle, Unternehmer und Pazifisten, aber auch antifaschistische deutsche Exilanten wie Thomas Mann.
Das Wirken Coudenhoves und seiner Anhänger wurde indessen genau so wenig von Erfolg gekrönt wie der 1929/30 von Aristide Briand unternommene Versuch, den europäischen Einigungsprozess durch eine Intensivierung namentlich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit voranzutreiben. Der französische Aussenminister legte dem Völkerbund im Mai 1930 ein entsprechendes Memorandum vor und forderte darin einen „Bund auf der Grundlage des Gedankens der Einigung“ als System kollektiver Sicherheit sowie die Schaffung eines gemeinsamen Marktes im Sinne der Vereinfachung des Güter-, Kapital- und Personenverkehrs.
Zu den erbittertsten Gegnern der paneuropäischen Bestrebungen zählten die faschistischen Bewegungen. So lehnte etwa Adolf Hitler in einem 1928 verfassten Manuskript über aussenpolitische Fragen die Paneuropa-Idee dezidiert ab und forderte stattdessen „ein Europa mit freien und unabhängigen Nationalstaaten, deren Interessengebiete auseinandergehalten und genau begrenzt sind“. Die paneuropäische Bewegung, so Hitler, beruhe „auf dem fundamentalen Grundirrtum, dass man Menschenwerte durch Menschenzahl ersetzen könnte […]. Diese Auffassung entspricht der Sinnlosigkeit unserer westlichen Demokratie ebenso sehr wie dem feigen Pazifismus unserer Überwirtschaftskreise. Dass sie das Ideal aller minderwertigen oder halbrassischen Bastarde ist, liegt auf der Hand. Ebenso, dass der Jude eine solche Auffassung besonders begrüsst, führt sie doch in ihrer konsequenten Befolgung zu einem Rassenchaos und Durcheinander, zu einer Verbastardung und Verniggerung der Kulturmenschheit und endlich damit zu einer solchen Senkung ihres rassischen Wertes, dass der sich davon freihaltende Hebräer langsam zum Weltherren aufzusteigen vermag.“
Auch das führende Nazi-Blatt „Völkischer Beobachter“ polemisierte heftig gegen die Bestrebungen für eine europäische Integration. So bedauerte es am 5. Juli 1928 in einem Artikel mit dem Titel „Der paneuropäische Schwindel“, „dass man Begriffe wie Landesverrat in der marxistisch und pazifistisch regierten Republik bald überhaupt nicht mehr kennen wird, daher sind wir auch überzeugt, dass Leute wie Coudenhove-Kalergi noch lange in Deutschland frei herumlaufen werden“. Am 17. Juli gleichen Jahres wurde Coudenhove als „Paneuropa-Graf, dessen Mischlingsideal bekanntlich die eurasisch-negroide Zukunftsrasse unter jüdischer Führung ist“, tituliert; der Artikel schloss mit den Worten, es sei „hohe Zeit, dass dem arroganten Mischlingsgrafen sein gefährliches Handwerk gelegt wird. Das geistige Nomadentum ist unter der neudeutschen Intelligenz ohnedies schon grösser, als wir es vertragen können“. Briands Europa-Memorandum verhöhnte der „Völkische Beobachter“ am 20. Mai 1930 als „Rattenfänger-Denkschrift“.
Auch nach dem Scheitern aller Friedensbemühungen lebte die Idee der europäischen Integration indessen weiter, ja sie wurde während des Zweiten Weltkriegs zu einem zentralen Element in antifaschistischen Zukunftsplänen. Im Winter 1939/40 formulierte die schweizerische „Europa-Union“ mit den „Leitsätzen für ein neues Europa“ ihr erstes detailliertes Programm. Zentral war darin die Forderung nach einem europäischen Bundesstaat, der für die Friedenssicherung verantwortlich sein sollte. Die soziale Verantwortung übertrug das Programm der Wirtschaft, die genossenschaftlich organisiert werden sollte. Ausserdem sollte ein übernationales Kulturparlament die Oberhoheit über den Schulunterricht in europäischem und demokratischem Sinne ausüben. Kurz vor Kriegsende publizierte die „Europa-Union“ das Buch „Kampf um Europa“, das zum wirtschaftlichen Wiederaufbau, der Friedenssicherung und der Gewährleistung von Demokratie und Freiheitsrechten im Nachkriegseuropa ein System kollektiver Sicherheit und wirtschaftlicher und politischer Integration vorschlug.
Auch in praktisch allen europäischen Widerstandsbewegungen, sei es die französische Résistance, seien es der Kreis um die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 und andere deutsche Widerstandsgruppen, sei es die Resistenza in Italien oder seien es belgische, polnische und niederländische Untergrundorganisationen oder deutsche ExilsozialistInnen, wurden europäische Föderationspläne geschmiedet. In konspirativen Zirkeln und faschistischen Kerkern entstanden so jene Konzepte, auf welche nach dem Krieg die europäischen Bewegungen zurückgreifen sollten. Im Sommer 1944 trafen sich Vertreter verschiedener Widerstandsbewegungen unter der Schirmherrschaft des Ökumenischen Weltkirchenrates in Genf und erarbeiteten eine gemeinsame Deklaration zu einer zukünftigen europäischen Föderation. Die deutsche Pädagogin, ehemalige SPD-Reichstagsabgeordnete und Pazifistin Anna Siemsen trug Anfang 1945 in einem heute im Sozialarchiv gelagerten Typoskript mit dem Titel „Neues Deutschland im neuen Europa“ die europapolitischen Positionen der Widerstandsbewegungen verschiedener Länder zusammen. Siemsen hatte sich bereits in der Zwischenkriegszeit für die Überwindung der nationalstaatlichen Ordnung Europas, die sie für die Katastrophe des Ersten Weltkriegs verantwortlich machte, eingesetzt. Ihr 1928 publiziertes Buch „Daheim in Europa“ war ein Reiseführer für Arbeiterinnen und Arbeiter mit internationalistischer Stossrichtung und forderte „ein Europa, das wir lieben können, ein Europa, das unseren Kindern Heimat sein wird“. 1937 veröffentlichte sie im Schweizer Exil die Schrift „Diktaturen – oder europäische Demokratie“.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es nicht lange, bis Bestrebungen zur Initiierung eines europäischen Integrationsprozesses in Gang kamen. Im September 1946 wurde die Europa-Idee gleich an drei Veranstaltungen prominent zur Sprache gebracht, die allesamt in der Schweiz stattfanden. Vom 2. bis 14. September beherbergte Genf die ersten „Rencontres Internationales“, an denen unter dem Thema „L’esprit européen“ rund 50 Intellektuelle darüber diskutieren, wie das europäische Kulturerbe zur Erneuerung des kriegsversehrten Kontinents beitragen könnte. Unter den Teilnehmern befanden sich etwa Karl Jaspers, György Lukács, Jean-Rodolphe von Salis und Denis de Rougemont. In der Folge gab es bis 1956 jährlich solche Treffen. Vom 15. bis 22. September 1946 kamen in Bern und Hertenstein am Vierwaldstättersee 78 Delegierte aus 13 europäischen Ländern sowie den USA zu einer von der schweizerischen „Europa-Union“ und der niederländischen „Europeesche Actie“ organisierten Konferenz zusammen und verabschiedeten ein 12-Punkte-Programm. Die Konferenz gab den Anstoss für die Gründung der „Union Européenne des Fédéralistes“ (UEF), die dann im August 1947 ihren ersten Kongress in Montreux abhalten sollte.
Gleichzeitig mit der Hertensteiner Konferenz, am 19. September 1946, mahnte Winston Churchill in seiner berühmten Rede „The Tragedy of Europe“ in der Aula der Universität Zürich, wo heute eine Tafel daran erinnert, die Bildung von „a certain kind of United States of Europe“ an. Der britische Kriegspremier beendete seine von Radio Beromünster ausgestrahlte Rede mit dem Ausruf „let Europe arise!“, meinte damit aber ausschliesslich Kontinentaleuropa, das in vereinigter Form und auf der Basis französisch-deutscher Versöhnung ein gleichberechtigter Partner der „Grossen Drei“, der USA, der Sowjetunion und des interkontinentalen britischen Commonwealth, werden sollte. Im Mai 1947 erfolgte die Gründung des eher konservativen „United Europe Movement“, das in seinen Einigungsbestrebungen weniger weit gehen wollte als die UEF. Wenige Monate darauf wurde auf Bestreben Coudenhove-Kalergis in Gstaad die „Europäische Parlamentarier-Union“ als Bewegung europäisch gesinnter Abgeordneter aus unterschiedlichen Ländern ins Leben gerufen, die in der Folge mehrere ihrer Kongresse in der Schweiz abhalten sollte. Im selben Jahr entstanden auch die Bewegung „Sozialistische Vereinigte Staaten von Europa“, die 1961 in Europäischen Linke umbenannt wurde, und die christdemokratischen „Nouvelles Equipes Internationales“.
Das „United Europe Movement“ initiierte im Mai 1948 im Haag einen „Europakongress“, an dem etwa 700 ExponentInnen aus Politik, Wirtschaft und Kultur teilnahmen. Eine führende Rolle spielte abermals Winston Churchill. Gefordert wurde insbesondere die Wahl einer „Europäischen Versammlung“ durch die nationalen Parlamente und die Einrichtung eines europäischen Kulturzentrums, um den Glauben an den Wert des Individuums, das gemeinsame Erbe der Kultur und die demokratischen Prinzipien zu propagieren. Der Haager Kongress gab unmittelbar den Anstoss zur Gründung des Europarates im Jahre 1949 und zur Unterzeichnung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) im Jahr darauf. Ebenfalls 1949 bekundeten die „founding fathers“ der Bundesrepublik Deutschland in der Präambel des Grundgesetzes ihren Willen, „in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“. Im Dezember 1949 fand in Lausanne eine „Conférence européenne de la Culture“ statt, die Anstoss gab zur Gründung des „Collège d’Europe“ in Brügge sowie des „Centre Européen de Culture“ und des „Conseil européen pour la recherche nucléaire“ (CERN), beide in Genf domiziliert.
War die Schweiz in der unmittelbaren Nachkriegszeit Schauplatz wesentlicher europapolitischer Konferenzen gewesen, so stand das von den beiden Weltkriegen verschonte Land in der Folge bei der Umsetzung der dabei geschmiedeten Pläne abseits. 1950 schlug der christdemokratische französische Aussenminister Robert Schuman in einer Rede vor, Deutschland und Frankreich sowie jedes weitere beitrittswillige europäische Land sollten ihre Kohle- und Stahlindustrie gemeinsam verwalten. Im Jahr darauf wurde in Paris mit der Unterzeichnung des Vertrags über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) durch Frankreich, die Bundesrepublik, Italien und die Benelux-Staaten das erste supranationale Abkommen geschlossen, das zur Keimzelle der heutigen EU wurde. Die Präambel nannte als Zwecke des Vertrags die Sicherung des Weltfriedens, die wirtschaftliche Entwicklung und die Hebung des Lebensstandards. Grundidee war, „an die Stelle der jahrhundertealten Rivalitäten einen Zusammenschluss ihrer wesentlichen Interessen zu setzen, durch die Errichtung einer wirtschaftlichen Gemeinschaft den ersten Grundstein für eine weitere und vertiefte Gemeinschaft unter Völkern zu legen, die lange Zeit durch blutige Auseinandersetzungen entzweit waren, und die institutionellen Grundlagen zu schaffen, die einem nunmehr allen gemeinsamen Schicksal die Richtung weisen können“.
Sechs Jahre später unterzeichneten die „Sechs“ in Rom zwei weitere Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom), die sogenannten Römischen Verträge. Die drei Europäischen Gemeinschaften besassen zunächst zwei gemeinsame Organe, den Gerichtshof und die Parlamentarische Versammlung. 1967 wurden dann auch die Exekutivorgane fusioniert, so dass die drei Gemeinschaften sich zunehmend zu einer einzigen Europäischen Gemeinschaft (EG) wandelten, aus der wiederum 1994 die Europäische Union (EU) hervorging.
Neben diesen politischen, institutionellen und wirtschaftlichen Integrationsprozessen gab es in der unmittelbaren Nachkriegszeit auch Bestrebungen zu einer mentalen Integration von unten. Ein Beispiel dafür ist die Theatertournee „Das Spiel vom gleichen Boot“ vom Sommer 1952. Das unter der Federführung des pazifistischen und religiös-sozialistischen Schweizer Pädagogen Gerold Meyer von einem Aktionskomitee „Jugend einigt Europa“ gestartete Projekt warb mit zwei Schleppkähnen auf dem Rhein, sogenannten „Schiffen des guten Willens“, für die Errichtung einer „Cité de la Jeunesse Européenne“ in Strasbourg, das aufgrund seiner französisch-deutschen Geschichte und als Sitz des neugegründeten Europarates als eine Art europäische Hauptstadt galt. Hier sollten Jugendliche nationale Vorurteile abbauen und sich mit der Idee europäischer Integration auseinandersetzen. Text und Regie des mobilen Theaters auf dem Rhein verantwortete Werner Wollenberger, die Musik steuerte Hans Möckel bei. SchauspielerInnen waren 50 Jugendliche aus zehn verschiedenen europäischen Ländern.
Material zum Thema im Sozialarchiv
- Ar 142.20.2 Nachlass Anna Siemsen: Broschüren
- Ar 144 Nachlass Gerold Meyer
- Ar 198.33.1 Dokumente Robert Grimm
- Ar 201.280.1 Dokumentation Erster Weltkrieg: Friedensbemühungen, Pazifismus
- F 5092 Meyer, Gerold (1900-1990)
- KS 32/137b Europäische Politik
- KS 32/152 Europäische Einigung
- KS 32/153 Europäische Einigung
- KS 32/153a Europäische Einigung
- KS 32/154 Europäische Einigung
- KS 32/154a Europäische Einigung
- KS 32/154b Europäische Einigung
- KS 32/154c Europäische Einigung
- KS 32/154d Europäische Einigung
- KS 32/156 Mouvement Européen
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