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23.11.2023, 19 Uhr: Nahostfriede ohne Demokratie

Der Vertrag von Lausanne und die Geburt der Türkei 1923

Buchvernissage mit dem Autor Hans-Lukas Kieser

Vor hundert Jahren, am 24. Juli 1923, besiegelte die Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne das Ende des Osmanischen Reichs und stiftete Frieden zwischen der Regierung in Ankara und den Westmächten mit ihren nahöstlichen Mandatsgebieten. Der noch immer gültige Vertrag legte die Grenzen der Republik Türkei fest, die am 29. Oktober 1923 ausgerufen wurde.
Hans-Lukas Kiesers neues Buch erklärt, wie die achtmonatige, oft dramatische Konferenz mehr als zehn Jahre Krieg und Völkermord im Nahen Osten beendete. Die teilnehmenden Staaten gestanden der Delegation aus Ankara die Totalrevision des Vertrags von Paris-Sèvres von 1920 und einen homogenen Staat in Kleinasien auf Kosten kurdischer und armenischer Ansprüche zu. Den Völkermord an den Armeniern legten sie ad acta, das Reden darüber wurde tabuisiert. Der Erfolg der türkischen Nationalisten in Lausanne prägte autoritäre nachosmanische Systeme und beeinflusste global den Umgang mit ethnisch-religiösen Konflikten. Der im Vertrag festgeschriebene türkisch-griechische «Bevölkerungsaustausch» erwies sich als Vorbild für «Konfliktlösung» durch erzwungene «Entmischung der Völker». Lausanne markierte somit nicht nur das Ende des Völkerbundprojekts einer selbstbestimmten sicheren Zukunft für kleine Völker im Nahen Osten und Kaukasus, sondern gab auch faschistischen Strömungen in Europa entscheidenden Auftrieb.

Donnerstag, 23. November 2023, 19 Uhr
Schweizerisches Sozialarchiv, Medienraum

> Veranstaltungsflyer herunterladen (PDF, 89 KB)

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