Marco Leuenberger, Loretta Seglias: Geprägt fürs Leben. Lebenswelten fremdplatzierter Kinder in der Schweiz im 20. Jahrhundert
"Und nachher wurden wir … eben anscheinend, ich weiss nicht, ausgeschrieben … Ich kam dann ins Luzerner Hinterland zu Bauern. Mutter brachte mich mit dem Velo dorthin. Ich sagte dann schon: ‘Da bleibe ich nicht, hier gefällt es mir nicht.’ Und eh, ja, ich musste halt trotzdem bleiben." (Ida Mosimann, *1939)
Wie Ida Mosimann wurden allein in der Schweiz hunderttausende Kinder und Jugendliche in fremde Hände gegeben. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein spielten dabei armenrechtliche Argumente eine zentrale Rolle: Die finanzielle Entlastung armer Familien und des Gemeinwesens einerseits, erzieherische, disziplinierende Überlegungen andererseits schwangen mit. Gleichzeitig ist kaum ein historisches Phänomen so wenig erforscht wie das Aufwachsen von Kindern in Familienpflege. Diese Lücke wird mit der vorliegenden Arbeit ein Stück weit geschlossen.
Auf der Basis verschiedenartiger Quellen konzentriert sich das Forschungsinteresse auf die Lebenswelten fremdplatzierter Kinder. Ausgehend vom Erleben der Einzelnen, wird der Blick frei auf das System der Fremdplatzierung im ländlichen Raum, wird das Wechselverhältnis von Strukturen und Individuen greifbar. Erstmals kommt dabei die vergleichende Perspektive über Kantons- respektive Landesgrenzen hinaus in einer historischen Untersuchung zum Tragen.
Donnerstag, 14. Januar 2016, 18.30 Uhr
Schweizerisches Sozialarchiv (Räume Theater Stadelhofen)
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Der Eintritt ist frei.
Marco Leuenberger, Loretta Seglias: Geprägt fürs Leben.
Lebenswelten fremdplatzierter Kinder in der Schweiz im 20. Jahrhundert.
Zürich: Chronos Verlag 2015. 418 S.