Das Sozialarchiv übernimmt die Bibliothek “Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder” des Vereins netzwerk-verdingt.
Der Verein netzwerk-verdingt hat als Interessenvertreter von Betroffenen eine Fachbibliothek zum Thema Fremdplatzierung zusammengetragen und dem Schweizerischen Sozialarchiv als Geschenk übergeben. Die Bibliothek, die als Instrument der Bewusstseinsbildung und der Aufarbeitung der Geschichte von Verding- und Pflegekindern dient, erhält dadurch erhöhte Visibilität und eine optimale Zugänglichkeit für die interessierte Öffentlichkeit. Die Bücher können im NEBIS-Katalog bestellt und ausgeliehen werden.
Die Fachbibliothek “Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder” wird gegen 400 Werke in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch umfassen. Sie enthält neben Werken aus der Schweiz auch zahlreiche Titel aus dem umliegenden Ausland.
Den grössten Anteil nehmen Autobiografien, Reportagen und andere Selbstzeugnisse von Betroffenen ein. Unter den Autorinnen und Autoren sind Peter Surava, Arthur Honegger zu nennen oder die kämpferische Louisette Buchard-Molteni, deren Autobiografie “Le tour de suisse en cage” im Kanton Waadt eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte fremdplatzierter Kinder auslöste. Bedeutend ist die Zahl der autobiografischen Aufzeichnungen und Erinnerungen von Betroffenen, die keine bekannten Namen tragen. Ihre Aufzeichnungen sind wichtige Quellen, um Einblicke in die misslichen Lebensverhältnisse von Verdingkindern zu erhalten. Darüber hinaus erfährt man Einiges über Armut, Ausgrenzung und Gewalt.
Die Fachbibliothek umfasst weiter eine grosse Anzahl Klassiker der Welt- und Jugendliteratur, u. a. von Jeremias Gotthelf und Carl A. Loosli, von Charles Dickens und Hector Malot. Eine Fülle belletristischer Darstellungen, Romane und Erzählungen ergänzen die Sammlung, dazu kommen Bildbände und ein Comic.
Als zweiten Schwerpunkt enthält die Fachbibliothek “Verdingkinder, Heim- und Pflegekinder” wissenschaftliche Publikationen und Standardwerke zu den Themen Verding-, Heim-, Findel-, Pflege- und Adoptivkinder.
Das Schweizerische Sozialarchiv erhält mit der Geschenkbibliothek eine wertvolle Ergänzung und Vertiefung seiner Bestände zu Themen wie Fremdplatzierung von Kindern, ausserfamiliärer Erziehung, zur Geschichte der Kindheit oder allgemeiner zu gesellschaftlichen Verhältnissen von Armut, Gewalt und Kinderarbeit.