Esther Hürlimann, Ursina Largiadèr, Luzia Schoeck: Das Fräulein vom Bahnhof. Der Verein Freundinnen junger Mädchen in der Schweiz. Zürich, 2021
Der 1886 gegründete Verein «Freundinnen junger Mädchen» war einer der ersten Frauenvereine der Schweiz. Er entstand im Lauf der Industrialisierung, als junge Frauen vermehrt ihre Dörfer verliessen und Arbeit in der Stadt suchten. Dort boten die bürgerlich-protestantischen Frauen im Kampf gegen Mädchenhandel und Prostitution konkrete Lebenshilfe in Form von Schutz und Beratung, Unterkünften und der Vermittlung von Arbeitsstellen. Verbunden war diese Unterstützung allerdings mit moralischen Anliegen.
Der Verein mag mittlerweile «COMPAGNA» heissen, der Gründerinnengeist findet sich aber immer noch in den zahlreichen sozialen Aktivitäten – von der SOS Bahnhofhilfe über Beratungsstellen für Frauen im Sexgewerbe bis hin zu Frauenhotels.
Bestände zum Thema im Sozialarchiv:
- Ar 591 Freundinnen junger Mädchen (FJM)/COMPAGNA Zürich
- F 5134 COMPAGNA/Schweizerischer Verein der Freundinnen junger Mädchen
- K 414 Bericht des Martha-Vereins: Zürcher Sektion des «Vereins der Freundinnen junger Mädchen», ab 1887
> In unserer aktuellen Vitrinenausstellung im Lesesaal zum Thema «Mädchen-/Frauenhandel und Prostitution» sind u.a. auch Objekte aus dem COMPAGNA-Bestand ausgestellt.
Jessica Bruder: Nomaden der Arbeit. Überleben in den USA im 21. Jahrhundert. München, 2021
Die englische Originalausgabe des Buches erschien 2017 unter dem Titel «Nomadland – Surviving America in the Twenty-First Century» und diente dann dem diesjährigen Oscar-preisgekrönten Film «Nomadland» als Vorlage. Jessica Bruder erzählt von Menschen, die in Amerika ohne permanente Wohnadresse unterwegs sind. Ihre Anzahl wird auf Zehntausende geschätzt.
Sie leben in Wohnmobilen, Vans und Anhängern und übernachten auf Supermarkt-Parkplätzen, neben den Highways, in der Wüste. Sie schaufeln Zuckerrüben in North Dakota, reinigen Toiletten in den Nationalparks von Kalifornien oder arbeiten Zwölf-Stunden-Schichten im Amazon-Versandzentrum im winterlichen Texas. Eines haben sie oft gemeinsam: Sie sind meistens schon älter. Und im 21. Jahrhundert, erschüttert von der Finanzkrise der Zehnerjahre, ist ihnen der Boden für den gemeinhin wohlverdienten Ruhestand weggebrochen. Deshalb ziehen sie als Nomaden und Nomadinnen der Arbeit von einem saisonalen Tageslohnjob zum nächsten. Sie bilden eine wachsende Subkultur, die aus der Not heraus den vielzitierten amerikanischen Freiheitsbegriff neu interpretiert.
Elisabeth Joris und Heidi Witzig (Hrsg.): Frauengeschichte(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz. Zürich, 2021
Das Standardwerk zur Schweizer Frauengeschichte ist im Jahr, in welchem sich die Einführung des Frauenstimmrechts zum 50. Mal jährt, in einer letzten, ergänzten 5. Auflage neu erschienen. Parallel zur Neuauflage gibt es nun auch eine Website, die unter anderem zahlreiche Dokumente aus dem Sozialarchiv präsentiert: https://frau-engeschichte-n.ch/.
Den grossen Anfang machten 1986 die beiden Historikerinnen Elisabeth Joris und Heidi Witzig, als sie nach mehrjähriger Arbeit die edierte Quellensammlung «Frauengeschichte(n) ‒ Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz», ein über 550 Seiten umfassendes Buch, im Limmat Verlag herausgaben. 1980 waren sie mit der Entwicklung eines Konzepts gestartet, durchstöberten dann über Jahre grosse und kleine Archive, erstellten Fotokopien, schnitten die interessanten Textstellen heraus, klebten sie auf Blätter, ordneten sie und gaben jeder Quelle einen Titel.
Entscheidende Hilfe erhielten sie nach der ersten Historikerinnentagung von 1983 von anderen Historikerinnen, die sie mit Quellen versorgten, sowie vom Frauentutorat der Universität Zürich, das einen bedeutenden Teil der Dokumente und Texte zum Kapitel «Weiblichkeit als Norm» beisteuerte. Die Gestaltung des Buches und die Auswahl der aussagekräftigen Bilder zu jedem Kapitel übernahm Helen Pinkus Ryman.