«Kämpft weiter, ich hab’s heiter». Ein Buch über Pfarrer Ernst Sieber den Obdachlosenpfarrer. 40 Weggefährten, Betroffene, Politiker und Künstler erzählen Geschichten und berichten über ihre Begegnungen und Erlebnisse. Zürich, 2019
Pfarrer Sieber gehörte bis zu seinem Tod vor rund zwei Jahren ebenso zur Stadt Zürich wie beispielsweise das Grossmünster. Er hat die Stadt auf unterschiedliche Art geprägt, und natürlich war er auch vor 40 Jahren während der Opernhauskrawalle dabei. Im nun erschienenen Buch erinnern sich 40 Personen auf verschiedene Weise an Ernst Sieber.
Im Editorial beleuchtet die jetzige Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch die Rolle Siebers während der 80er Unruhen und seine friedensstiftende Wirkung während der Krawalle. Unter den Autoren figurieren auch Toni Vescoli, Christoph Blocher oder Monika Stocker. Zwischen die Texte eingestreut geben Abbildungen einen Einblick in das wenig bekannte künstlerische Werk von Pfarrer Sieber: Bilder und Skulpturen, mit denen er das menschliche Dasein einzufangen versuchte.
Paolo Barcella, Alessandro Moreschi, Gabriele Rossi, Mattia Pelli, Nelly Valsangiacomo: Der Streik in den SBB-Werkstätten in Bellinzona. Arbeitskämpfe im 21. Jahrhundert. Zürich, 2020
Im März 2008 kündigte die Direktion der SBB an, die Werkstätten (Officine) von SBB-Cargo in Bellinzona aufzulösen. Die Antwort der 430 Arbeiter fiel unerwartet klar aus: Sie reagierten mit einem der längsten und härtesten Streiks in der Schweiz der letzten Jahrzehnte. Der Streik fand ein riesiges Echo und bezog die Gesellschaft der gesamten Region mit ein. Und er endete mit einem Erfolg: Die Mehrzahl der Arbeitsplätze konnte bis heute erhalten bleiben.
Eine Gruppe von Historikerinnen und Historikern hat nach dem Streik mit Arbeitern und weiteren Beteiligten über 70 Interviews geführt. Diese und weitere Dokumente bilden die Grundlage für eine breite Reflexion über den ausserordentlichen Arbeitskampf in den Officine. Ergänzt wird das Buch durch eine DVD mit dem Dokumentarfilm «Giù le mani» («Hände weg») von Danilo Catti, der den Kampf in den SBB-Werkstätten behandelt (Signatur DVD 259).
Detlef Siegfried, David Templin (Hrsg.): Lebensreform um 1900 und Alternativmilieu um 1980. Kontinuitäten und Brüche in Milieus der gesellschaftlichen Selbstreflexion im frühen und späten 20. Jahrhundert. Göttingen, 2019
Als in den 1960er Jahren die Hippies aufkamen, erkannten manche darin eine neue Jugendbewegung. Tatsächlich lassen sich verschiedene Parallelen zur Lebensreformbewegung um 1900 ziehen: freie Sexualität und Freikörperkultur, Wohnen auf dem Land, alternative Bekleidung und Frisuren, Kritik der modernen Gesellschaft und Streben nach Gemeinschaft.
Diese Bezüge werden im vorliegenden Band von verschiedener Seite betrachtet – es wird untersucht, inwiefern sich die Phänomene gleichen oder auch unterscheiden. So beschreibt beispielsweise Gunter Mahlerwein in seinem Beitrag, dass musikalische Zusammenhänge zwischen dem Liedgut der Wandervogelbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und der Deutschfolkbewegung der 1970er Jahre auszumachen sind, letztere aber Personen aus einem breiteren sozialen Spektrum umfasste als die Wandervögel, die hauptsächlich das städtische Bürgertum anzogen.