Trudi von Fellenberg-Bitzi: Emilie Lieberherr. Pionierin der Schweizer Frauenpolitik. Basel, 2019
50 Jahre nach dem Marsch auf Bern 1969 liegt nun die Biografie über Emilie Lieberherr vor, eine der Pionierinnen der Schweizer Frauenpolitik. Die 2011 verstorbene Politikerin wuchs in einfachsten Verhältnissen im Kanton Uri auf und sprengte bereits als junge Frau die Grenzen aller Konventionen: Sie war ein Arbeiterkind, besuchte als reformiertes Mädchen ein katholisches Internat, machte die Matura, ging als erste Frau aus dem Kanton Uri an die Universität und schloss ihr Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften 1965 mit dem Doktorat ab.
Heute gilt sie als eine der wichtigsten Vorkämpferinnen einer fortschrittlichen Frauen-, Alters- und Drogenpolitik. Als erste Zürcher Stadträtin und Vorsteherin des Sozialamts erkannte sie früh, von welch grosser gesellschaftlicher Bedeutung das Thema Alter bald sein würde. Die letzten Jahre ihrer Amtszeit setzte sie sich für eine neue, liberale Schweizer Drogenpolitik ein, die weit über die Landesgrenzen hinaus prägend wirkte. Vor allem aber kämpfte die hartnäckige Sozialpolitikerin ein Leben lang für die Rechte der Frauen.
Ruth Ammann, Thomas Huonker, Jos Schmid: Gesichter der administrativen Versorgung. Porträts von Betroffenen. Zürich, 2019
Der Bundesrat beauftragte Ende 2014 eine unabhängige Expertenkommission (UEK) mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der administrativen Versorgungen in der Schweiz vor 1981. Dazu gehörten insbesondere die Auseinandersetzung mit der Perspektive von Betroffenen und Opfern sowie die Analyse staatlicher Interventionen und behördlichen Handelns. Die UEK sollte dabei auch die Bezüge zu allen anderen fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen berücksichtigen. Die Kommission veröffentlicht ihre Forschungserkenntnisse in neun Bänden sowie einem Synthesebericht zuhanden des Bundesrates.
Der nun veröffentlichte erste Band widmet sich bewusst den Menschen, die eine administrative Versorgung erlebten. Er nähert sich ihnen auf zwei Arten: einerseits, indem der Fotograf Jos Schmid sie in formal strengen Schwarzweiss-Porträts fotografiert, andererseits, indem zwölf Autorinnen und Autoren sie aufgrund mündlicher oder schriftlicher Quellen in Kurzbiografien vorstellen. Der nächste Band wird in Kürze erscheinen, die restlichen Bände folgen bis im September 2019 und werden alle in der Bibliothek ausleihbar sein.
Reinhard Klimmt, Hans Zimmermann (Hrsg.): Simplicissimus 1896–1933. Die satirische Wochenzeitschrift. Stuttgart, 2018
Das vorliegende Editionsprojekt geht zurück zu den Wurzeln des Verlags LangenMüller: Ende des 19. Jahrhunderts gründete Albert Langen den Simplicissimus, die bis heute bekannte deutsche politisch-satirische Wochenschrift. Die Zeitschrift zielte auf die wilhelminische Politik, die bürgerliche Moral, die Kirchen, die Beamten, die Juristen und das Militär.
Schon bald wurde der Simplicissimus ein Forum für die künstlerische und literarische Avantgarde seiner Zeit. Legendär sind die Zeichnungen von Thomas Theodor Heine, der sich als ständiger Mitarbeiter schnell zu einem der führenden Karikaturisten Europas entwickelte. Der nun erschienene Reprint versammelt die wichtigsten Karikaturen aus dem Erscheinungszeitraum des Simplicissimus 1896 bis 1933.
> Originalausgaben der Zeitschrift können im Lesesaal des Sozialarchivs eingesehen werden (Signatur NN 1168).