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Digitales Sozialarchiv: Graue Online-Dokumente in der Sachdokumentation

Seit rund drei Jahren sammelt die Abteilung Dokumentation nebst gedruckten Broschüren und Flugschriften auch graue Literatur in digitaler Form und stellt sie den Benutzenden im Rahmen der thematischen Dossiers zur Verfügung. Inzwischen umfasst die Sammlung rund 1’800 digitale Schriften.

Was?

Originär digitale Dokumente werden seit 2016 auch digital gesammelt – vorläufig allerdings beschränkt auf Dokumente im PDF-Format. Die Bezugsquellen sind die gleichen wie bei den gedruckten Quellenschriften: Parteien, NGOs und Think-Tanks, Arbeitnehmer-, Branchen- und Berufsverbände, Hilfs- und gemeinnützige Organisationen, Bürgerinitiativen, Initiativ- und Abstimmungskomitees etc. Auch formal und inhaltlich gelten dieselben Erwerbungskriterien wie beim gedruckten Sammelgut.

Wie?

Vieles erscheint heute überhaupt nicht mehr gedruckt, sondern nur noch digital – weil es einfacher, günstiger und effektiver ist. Fast alle Organisationen, die im thematischen Feld des Sammelgebiets des Sozialarchivs engagiert sind, verfügen über Websites, die sie laufend mit neuen Informationen anreichern; die meisten publizieren auch einen Newsletter, in dem sie ihre AbonnentInnen auf neue Inhalte aufmerksam machen. In der Dokumentation des Sozialarchivs wird all diesen Hinweisen nachgegangen und abgegriffen, was sammelwürdig erscheint. Die PDF werden lokal abgespeichert, mit formalen Metadaten versehen, thematisch erschlossen und via Datenbank Sachdokumentation den Benutzenden zur Verfügung gestellt.

Wozu?

Das Internet ist sehr gegenwartsbezogen, aktuelle Inhalte werden mit Suchmaschinen wie Google leicht gefunden. Doch Internetrecherchen liefern stets auch eine grosse Menge an überschüssigen Treffern, die wenig mit dem eigentlich Gesuchten zu tun haben, und ältere Inhalte verschwinden bald im Ozean der Informationsflut und können mit fortschreitender Zeit immer weniger leicht herausgefischt werden.
Indem die Dokumentation des Sozialarchivs die Online-Dokumente zeitnah sammelt und archiviert, stellt sie diese auch für eine Nutzung, die über das tagesaktuelle Interesse hinausgeht, zur Verfügung: Sie sichert digitale graue Literatur als Quelle für zukünftige historische Forschung. Einen klaren Mehrwert für zeitgeschichtlich orientierte Recherchen stellt darüber hinaus der komfortable thematische Zugang zu einer qualitativen Auswahl an sortierter digitaler Information dar.

Ein Beispiel

Angesichts der Umwälzungen in der Schweizer Medienlandschaft, u.a. auch bei SRF, interessieren Sie sich für die Argumente, die im Abstimmungskampf zur No-Billag-Initiative (Initiative « Ja zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren », Abstimmung vom 4.3.2018) von Pro- und Contra-Seite ins Feld geführt wurden. Mit der Eingabe des Suchbegriffs « billag » finden Sie in der Datenbank Sachdokumentation nicht nur die Schachtel mit den gedruckten Flugschriften zur Abstimmung (QS 17.3 *2, 2007-), sondern bekommen mit nur einem Klick auch eine Zusammenstellung von digitalen Dokumenten, die im Zusammenhang mit dieser Abstimmung stehen. In kurzer Zeit gewinnen Sie einen Überblick darüber, welche Akteure sich wie positioniert haben.
Einige Dokumente könnten Sie auch live im Internet wieder aufrufen, andere (z.B. DS 945) sind bereits ins digitale Nirwana entschwunden (Fehlermeldung 404, Page Not Found): « It seems that the page you were trying to reach does not exist anymore, or maybe it has just moved. »

14. janvier 2019Ulrike Schelling arrière