David Häni: Kaiseraugst besetzt! – Die Bewegung gegen das Atomkraftwerk. Basel, 2018
Gegenstand der Dissertation des Historikers David Häni sind die Auseinandersetzungen um den Bau des Atomkraftwerks Kaiseraugst vor den Toren der Stadt Basel, eines der wichtigsten Ereignisse der Schweizer Umweltgeschichte der letzten Jahrzehnte. Der Protest gegen das geplante energiewirtschaftliche Infrastrukturprojekt gipfelte in der Besetzung des Baugeländes durch die «Gewaltfreie Aktion Kaiseraugst» (GAK) zwischen April und Juni 1975. Mit dieser Besetzung gelang es den Atomkraftgegnern nach jahrelangem Tauziehen mit den Befürwortern der Atomenergie, grosse Teile der Nordwestschweizer Bevölkerung gegen das Bauvorhaben zu mobilisieren und den politischen Druck auf die Bundesbehörden und das Baukonsortium zu erhöhen.
Die Okkupation des AKW-Geländes, die die Aufnahme der Bauarbeiten verhinderte, wurde letztlich zum Ausgangspunkt von Diskursen über Atomenergie, Demokratie, Rechtsstaat, Föderalismus, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz.
Bestände zum Thema im Sozialarchiv (Auswahl):
- Ar 201.130 Dokumentation Anti-AKW-Bewegung
- Film « Kaiseraugst », 1975 (SozArch F 9068-002)
- Dossier 92.3 C Atomkraftwerke Schweiz (QS und ZA)
Jonathan Waterlow: It’s Only a Joke, Comrade! Humour, Trust and Everyday Life Under Stalin (1928–1941). Oxford, 2018
« Stalinism. The word conjures up dozens of associations, and ‘funny’ isn’t usually one of them. » Mit diesem Satz lässt der britische Historiker Jonathan Waterlow sein Buch über die bisher nicht tiefer erforschte Rolle von Humor und Witz im Alltag der russischen Bevölkerung unter der Diktatur Stalins beginnen. Waterlow untersucht, wie die Leute mittels Witzen indirekt die stalinistische Politik kommentierten und kritisierten und wie der Humor ihnen half, mit der oft von Hoffnungslosigkeit geprägten Realität umzugehen.
Witze erzählen konnte unter Stalin gefährlich sein – für einen politisch nicht korrekten, antisowjetischen Witz drohte jahrelange Haft im Gulag. Ein Kapitel befasst sich deswegen auch mit der Strafverfolgung von Witze-Erzählern. Humor an sich war nicht verboten, die Grenze aber, die das Regime zwischen akzeptablen und verbotenen Witzen zog, war sehr schwierig zu fassen, wodurch sich ein höchst gefährliches Minenfeld eröffnete.
Walter Bosshard: China brennt – Bildberichte 1931–1939. Zürich, 2018
Der Schweizer Walter Bosshard – ausgebildeter Lehrer und fotografischer Autodidakt – hat den modernen Fotojournalismus mitgeprägt. Um 1930, als neu gestaltete illustrierte Zeitschriften – beispielsweise die « Münchner Illustrierte Presse » oder die « Zürcher Illustrierte » – grosse Erfolge feierten, war er an vorderster Front mit dabei. Seine Bildberichte erreichten ein Millionenpublikum und machten ihn zu einem international gefragten Reporter.
Ab 1931 konzentrierte sich Bosshard auf China, 1933 liess er sich in Peking nieder. Er ahnte, dass dem Reich der Mitte tiefgreifende Umwälzungen bevorstanden. Fotografierend und schreibend verfolgte er den verheerenden Krieg mit Japan und den Machtkampf zwischen Nationalisten und Kommunisten; er widmete sich aber auch dem Alltag und dem Leben auf der Strasse. «China brennt» zeigt teilweise neu entdeckte Fotografien zum ersten Mal.