Als vor 85 Jahren in Montevideo die erste Fussballweltmeisterschaft stattfand, war diese Veranstaltung noch verhältnismässig bescheiden. Lediglich 13 Mannschaften hatten die Einladung der Gastgeber angenommen und gar nur vier Teams aus Europa traten die beschwerliche Reise über den Atlantik an. Nebst den Fussballweltmeisterschaften und den 1896 wieder zum Leben erweckten Olympischen Spielen gab es in der Zwischenkriegszeit indessen noch andere internationale Grossanlässe: die Weltspiele des Arbeitersports, die gemessen an der Zahl der Teilnehmenden die internationalen Events des « bürgerlichen » Sports teilweise in den Schatten stellten und auch Impulse für den Bau von Sportinfrastruktur und die Medialisierung sportlicher Grossereignisse lieferten.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren in verschiedenen Staaten Arbeiterturn- und -sportvereine entstanden, die sich bewusst vom « bürgerlichen » Sport abgrenzten. Nicht Rekordstreben, militaristische Leibesertüchtigung oder Kommerz sollten Zwecke des Sports sein, sondern die Vermittlung eines freien Körpergefühls als Vorbereitung auf das Leben in einer zukünftigen sozialistischen Gesellschaft. Dazu gehörte auch die Idee der internationalen Solidarität. 1913 wurde die « Association Socialiste Internationale d’Education physique » gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand 1920 als Nachfolgeorganisation die Sozialistische Arbeiter-Sportinternationale, die nach ihrem Gründungsort oft als « Luzerner Sportinternationale » (LSI) bezeichnet wurde und der auch der Schweizerische Arbeiter-Turn- und Sportverband (SATUS) beitrat. Entsprechend der Spaltung der Arbeiterbewegung kam es auch im Sport zur Trennung zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten: 1921 wurde in Moskau als kommunistische Konkurrenz zur LSI die Rote Sportinternationale (RSI) aus der Taufe gehoben.
Beide Sportinternationalen versuchten, durch eigene Weltspiele die « bürgerlichen » Olympiaden zu konkurrenzieren und gleichzeitig die Oberhand im Arbeitersport zu erlangen. Die LSI veranstaltete vom 25. bis 28. Juli 1925 die erste Arbeiterolympiade im neu errichteten Frankfurter Waldstadion. Sie stiess auf grosse Resonanz. Unter dem Motto « Nie wieder Krieg » beteiligten sich 3’000 Athletinnen und Athleten – etwa gleich viele wie an den Olympischen Sommerspielen in Paris vom Vorjahr, bei denen Kriegsverlierer Deutschland immer noch ausgeschlossen geblieben war…