Die Schweizerische Pflegekinder-Aktion entstand nach dem Zweiten Weltkrieg. Auslöser waren mehrere Skandale um die Misshandlung von Verdingkindern. Anfangs 1946 zeigte der Schriftsteller und Journalist C.A. Loosli in einer Artikelserie für den "Tagesanzeiger" anhand mehrerer Einzelschicksale die Missstände in der Kinder- und Jugendfürsorge auf. Kurz darauf startete die Zeitschrift "Beobachter" eine Leseraktion: Gemeinsam mit Pro Juventute und interessierten Leserinnen und Lesern wollte der "Beobachter" dafür sorgen, dass die Rechte von Pflegekindern besser geschützt werden.
Josef Hilpertshausen, ein im Bereich Jugendfürsorge tätiger Zürcher Polizeibeamter, war an den Vorbereitungsarbeiten beteiligt, schätzte die Erfolgsaussichten der Kampagne aber skeptisch ein: Die Pro Juventute sei an einer wirklichen Verbesserung nicht interessiert. Und die involvierten öffentlichen Stellen würden dazu neigen, die Freiwilligen zu überfordern. Er beschloss deshalb, selber aktiv zu werden. 1948 initiierte er die Gründung der "Pflegekinder-Aktion Zürich".
Sie sollte den benachteiligten Pflegekindern Unterstützung bieten, ein öffentliches Bewusstsein für die Rechte dieser Kinder schaffen und sie so vor der Willkür von Behörden und Versorgern schützen. Rasch trafen zahlreiche Hilfsgesuche aus der ganzen Schweiz ein. Die Pflegekinder-Aktion dehnte ihre Aktivitäten auf weitere Kantone aus. Im Oktober 1950 wurde dann die "Schweizerische Pflegekinder-Aktion" gegründet und bald bestanden Regionalgruppen in Aargau, Appenzell, Basel, Bern, Graubünden, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen, Thurgau, Tessin, Winterthur und in der Zentralschweiz.
Der Verein vermittelte Plätze bei geeigneten Pflegeeltern, unterhielt selber Grosspflegefamilien und bot Ferienlager für Pflegekinder an. Daneben setzte sich die Pflegekinder-Aktion auch dafür ein, dass möglichst wenige Kinder in Pflege gegeben werden mussten. So richtete der Verein Wohnheime ein, wo alleinstehende berufstätige Mütter mit ihren Kindern leben konnten.
Über die Jahre passte sich die Pflegekinder-Aktion den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen an. Dadurch entwickelte sie sich von einem Verein mit ehrenamtlich engagierten Mitgliedern zu einer karitativen Organisation mit professioneller Fachstelle und rund 25’000 Gönnerinnen und Gönnern. Neben der Pflegeplatzvermittlung bietet die Pflegekinder-Aktion heute Beratungen, Kurse und Tagungen für Pflegeeltern, Fachleute und Behördenmitglieder an. Zudem vertritt sie die Interessen der Pflegekinder gegenüber den politischen Entscheidungsträgern.
Für das Archiv der "Pflegekinder-Aktion Schweiz" gelten Benutzungsbeschränkungen. Die Einsichtnahme für wissenschaftliche Zwecke ist möglich, setzt aber eine schriftliche Bewilligung des Aktenbildners voraus.
> Ar 528: Pflegekinder-Aktion Schweiz
> Ar 525: Pflegekinder-Aktion Zürich