Vor einem guten Jahr, am 14. Mai 2009, führte das Sozialarchiv gemeinsam mit dem Chronos-Verlag die Veranstaltung "Harry Gmür – Bürger, Kommunist, Journalist" durch. Konkreter Anlass war die gleichnamige Buchpublikation von Markus Bürgi und Mario König, die nebst einem ausführlichen biografischen Teil auch politische Kommentare und Reportagen von Harry Gmür enthält.
Harry Gmür selbst entstammte einer wohlhabenden Berner Familie und wuchs, umsorgt von Dienstboten, in einem grossbürgerlichen Haushalt auf. Früh wandte er sich politisch nach links, Ende der 1930er Jahre wurde er Kommunist. Kalter Krieg und Antikommunismus zerstörten jedoch seine Hoffnungen und drängten ihn in eine tiefe politische und persönliche Krise. In der zweiten Lebenshälfte machte Harry Gmür dann als Reporter und viel gelesener Reiseschriftsteller Karriere – unter Pseudonym und in der DDR.
Aus dem Besitz der Erben konnte das Schweizerische Sozialarchiv nun den schriftlichen Nachlass von Harry Gmür übernehmen. Dessen Archiv enthält in erster Linie die Manuskripte seiner Bücher: vom 1927 publizierten Gedichtband über die Dissertation "Thomas von Aquino und der Krieg" von 1933 bis hin zu Reisebüchern der 1960er und 70er Jahre. Vorhanden sind auch hand- und maschinenschriftliche Fassungen ungedruckter Texte sowie eine mehr oder weniger vollständige Sammlung der Zeitschriften- und Zeitungsartikel, für die Harry Gmür u.a. die Pseudonyme Stefan Miller, Manfred Graber und Beat Haller verwandte. Die umfangreiche Dokumentation des publizistischen Werkes von Harry Gmür wird ergänzt durch aufschlussreiche lebens- und familiengeschichtliche Dokumente.
Der Nachlass von Harry Gmür ist zurzeit in Bearbeitung und wird interessierten Forscherinnen und Forschern demnächst zur Verfügung stehen.