Bice Curiger, Stefan Zweifel (Hrsg.): Ausbruch & Rausch. Frauen Kunst Punk 1975 – 1980. Zürich, 2020
1975 und 1980 fanden in der Städtischen Galerie zum Strauhof zwei Kulturexperimente statt: die Ausstellungen «Frauen sehen Frauen» und «Saus & Braus». Beide Ausstellungen fanden enormen Zulauf und wurden in der Presse breit diskutiert.
Die 1975 gezeigte Schau «Frauen sehen Frauen» wurde anlässlich des UNO-Jahres der Frau von einem feministischen Kollektiv konzipiert. Eine besondere Attraktion der Ausstellung war das feministische «Panzerknackerballett», welches noch bis 1976 aufgeführt wurde. «Saus & Braus, Stadtkunst» markierte dann 1980 den Aufbruch in bewegte und von Unruhen geprägte Jahre.
Im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Ausstellung im Strauhof «Ausbruch & Rausch: Zürich 1975 – 1980. Frauen Kunst Punk» erscheint auch das Buch als umfangreiche Retrospektive auf diese zwei Schauen, die mit zahlreichen Gesprächs-Transkripten, Essays und umfassendem Dokumentations-Material angereichert ist, darunter auch Bilder, die sich heute im Sozialarchiv befinden.
Peter-Paul Bänziger: Die Moderne als Erlebnis. Eine Geschichte der Konsum- und Arbeitsgesellschaft, 1840 – 1940. Göttingen, 2020
In den Jahrzehnten um 1900 erfuhr der Alltag grosser Bevölkerungsteile tiefgreifende Veränderungen. Sie betrafen die Arbeit genauso wie den Konsum. Anhand von rund hundert Tagebüchern aus dem deutschsprachigen Raum untersucht Peter-Paul Bänziger, wie die Menschen ihren Alltag wahrnahmen. In ihren Augen sollte das Leben vor allem Spass machen und Abwechslung bringen – in der Freizeit genauso wie am Arbeitsplatz. Zusammen mit Kolleg*innen wollte man eine gute Zeit verbringen.
Nur noch eine untergeordnete Rolle spielte hingegen der bürgerliche Wert einer allgemeinen Arbeitsamkeit, von dem so viele Tagebücher des 19. Jahrhunderts geprägt waren. In der Freizeit stand die Intensität des Moments im Zentrum. Man suchte angenehme Unterhaltungen, keine wertvollen Kunstgenüsse.
Bänziger gewährt in seiner Habilitationsschrift Einblicke in das Denken, Handeln und Fühlen von Menschen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen und rückt so die «kleinen» historischen Akteur*innen ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
> Am Freitag, 13. November 2020, findet im Sozialarchiv eine Lesung mit Peter-Paul Bänziger statt.
Jodi Kantor, Megan Twohey: #MeToo. Von der ersten Enthüllung zur globalen Bewegung. Stuttgart, 2020
Mit ihren Enthüllungen zum Fall Harvey Weinstein brachten die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey von der «New York Times» im Herbst 2017 eine Bewegung ins Rollen, welche die Welt nachhaltig veränderte. Monatelang recherchierten die beiden, um die Wahrheit über den Filmproduzenten und Hollywood-Magnaten Harvey Weinstein herauszufinden. Sie führten Interviews mit über achtzig Frauen und konnten beweisen, was bereits in Form von Gerüchten kursierte. Schauspielerinnen und Mitarbeiterinnen Weinsteins berichteten von Schweigegeldzahlungen und Geheimhaltungsvereinbarungen, welche die über Jahrzehnte erfolgten Übergriffe systematisch verschleierten. Sexueller Missbrauch und Belästigungen waren im System Weinstein an der Tagesordnung.
Das Hashtag #MeToo, welches auf einen Slogan der amerikanischen Bürgerrechts- und Menschenrechtsaktivistin Tarana Burke aus dem Jahr 2005 zurückgeht, brachte 2017 eine bis heute anhaltende Debatte ins Rollen. Das Buch von Kantor und Twohey, welches nun in deutscher Übersetzung vorliegt, schildert das Aufdecken von Weinsteins Machenschaften, erzählt aber auch, wie daraus eine weltweite Bewegung entstand.