Der Jahresbericht 2017 des Schweizerischen Sozialarchivs liegt vor.
Das Wichtigste in Kürze
“Es gilt das gesprochene Wort” – diese bei Reden und Pressekonferenzen übliche Floskel bereitet der historischen Forschung immer wieder Kopfzerbrechen. Während Redemanuskripte seit jeher den Weg in Archive oder in gedruckter Form in Bibliotheken gefunden haben, lassen sich der genaue Wortlaut von gesprochenen Reden, aber mehr noch die Art des Vortrags, Tonfall, Gestik und Mimik der Redner/innen sowie die Reaktionen des Publikums quellenmässig schwer fassen. Die Verfügbarkeit von audiovisuellen Quellen, die in der Sammeltätigkeit des Schweizerischen Sozialarchivs seit Jahren einen zentralen Platz einnehmen, ist in diesem Zusammenhang von grosser Bedeutung. Die Illustrationen des vorliegenden Jahresberichts zeigen eine kleine Auswahl
aus unseren Beständen zu einem Phänomen, das seit dem antiken Griechenland als Kernelement der demokratischen politischen Kultur betrachtet, aber ebenso lange wegen seiner Suggestivkraft auch als potenziell gefährlich problematisiert wird: der öffentlichen Rede.
Neben dem audiovisuellen Material hat im Berichtsjahr auch das Angebot an analogen und digitalen Quellen, wissenschaftlicher und grauer Literatur zu den Schwerpunktthemen des Sozialarchivs wiederum in allen Abteilungen deutlich zugenommen. Die Archivablieferungen erreichten nach Anzahl und Umfang einen neuen Höchststand. Grosse Bestände, die gegenwärtig erschlossen werden, sind beispielsweise das Archiv der Pro Juventute oder der fotografische Nachlass der jüngst verstorbenen Gertrud Vogler. Aber auch kleinere Bestände enthalten immer wieder Perlen und schliessen wichtige Wissens- und Forschungslücken.
Die Benutzung ist gegenüber dem Vorjahr in sämtlichen Abteilungen erneut gestiegen. Im August 2017 ist das Sozialarchiv dem NEBIS-Kurierdienst beigetreten. Bücher aus dem Sozialarchiv sind damit nun kostenlos in den gesamten NEBIS-Ausleihverbund bestellbar, auch an Standorte ausserhalb Zürichs. Umgekehrt können Bücher der anderen knapp 60 Verbundbibliotheken an den Schalter im Sozialarchiv bestellt werden.
Einen hohen Stellenwert hatten wiederum die Vermittlungsaktivitäten und die Öffentlichkeitsarbeit. Als Kontrapunkt zu den zahlreichen Veranstaltungen aus Anlass des 100. Jahrestags der Russischen Revolutionen von Februar und Oktober 1917 organisierte das Sozialarchiv in Zusammenarbeit mit dem Center for Eastern European Studies der Universität Zürich die Veranstaltungsreihe “Russland aktuell”. Die Referate und Podiumsdiskussionen der Reihe stiessen auf ein grosses Publikumsinteresse. Auf eine gute Resonanz trafen auch die öffentlichen Präsentationen und Vernissagen, der elektronische Newsletter, der Facebook-Auftritt und die Führungen für Studierende aller Stufen. Der Fonds “Forschung Ellen Rifkin Hill” förderte im Berichtsjahr vier Promotionsprojekte an schweizerischen Universitäten sowie ein freies Projekt.
Das Schweizerische Sozialarchiv dankt allen, die es 2017 unterstützt haben: den Behörden, den Vereinsmitgliedern, den Partnerinstitutionen und -vereinigungen, den Benutzer/innen sowie allen Personen und Organisationen, die uns Schenkungen und Leihgaben anvertraut haben.
> Jahresbericht 2017 (PDF, 3 MB)