1969 lancierten die Hilfswerke Brot für Brüder (seit 1991 Brot für alle), Fastenopfer und Swissaid gemeinsam eine Informationskampagne zugunsten des vierten Rahmenkredits für die Entwicklungszusammenarbeit des Bundes. Aus dieser Zusammenarbeit entstand 1971 die „Arbeitsgemeinschaft Swissaid/Fastenopfer/Brot für Brüder/Helvetas“, auch Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke genannt. Später traten dann auch die Caritas und das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) der Arbeitsgemeinschaft bei. 2005 erfolgte die Umbenennung in Alliance Sud. Alliance Sud ist heute das wichtigste Sprachrohr für die politischen Anliegen von privaten Entwicklungsorganisationen und nimmt in der Schweiz eine einzigartige Stellung ein.
In den letzten Monaten konnte das Sozialarchiv die historischen Akten von Alliance Sud übernehmen, womit die Bestände in einem Hauptsammelgebiet, der Solidaritätsbewegung, eine bedeutende Erweiterung erfahren haben. Das Archiv von Alliance Sud umfasst ganz unterschiedliche Aktengruppen: Vorhanden sind die Unterlagen der Führungsgremien bis zum Jahr 2005 (Ausschuss 1971-1985, Generalversammlung 1986-1992, Vorstand 1992-2005, Geschäftsleitung 1991/92-2005) und der wichtigen Ausschüsse und Kommissionen (Informationsausschuss 1972-1985, Informationskommission 1985-1991, Bildungskommission, Entwicklungspolitische Kommission 1985-1991, Kommission Entwicklungspolitik und Medien ab 1991). Neben den Gremien sind auch die Dienststellen sehr gut dokumentiert, insbesondere der Informationsdienst 3. Welt (i3w, ab 1988 InfoSud), die Schulstelle Dritte Welt (Service école Tiers-Monde), die in der Beratung und der Lehrerausbildung tätig war und zahlreiche Unterrichtsmaterialien produzierte und vertrieb, sowie die Entwicklungspolitische Koordination der AG (k3w/c3m), die ab 1981 für das eigentliche Lobbying und die Öffentlichkeitsarbeit der AG verantwortlich zeichnete. Der Fachbereich Dokumentation verfügte über Dokumentationsstellen in Bern, Lausanne und bis 1998 in Lugano (seit 2014 InfoDoc).
Das Archiv von Alliance Sud widerspiegelt darüber hinaus das Wirken von Persönlichkeiten, welche die entwicklungspolitische Debatte in der Schweiz wesentlich mitgeprägt haben: Al Imfeld, Bruno Gurtner, Richard Gerster, Christoph Lanz, Lavinia Sommaruga, Nadine Keim oder Peter Niggli. Auch von den Regionalstellen in Lausanne und Lugano sowie von der Entschuldungsstelle, die zwischen 1991 und 2006 im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco) und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) die Gegenwertfonds des schweizerischen Entschuldungsprogramms begleitete, sind umfangreiche Aktenbestände vorhanden.
Insgesamt beeindruckt das Archiv von Alliance Sud durch die enorme Themenvielfalt: Fairer Handel, Exportrisikogarantie, GATT, WTO, Entschuldung, Bevölkerungsfragen, Wasser, Migration, Menschenrechte, Giftmüll, Klimapolitik, Sozialcharta – das sind nur einige von vielen Themen, zu denen Alliance Sud Kampagnen lanciert, Tagungen durchgeführt, Medienmitteilungen und Aufrufe verfasst hat.
Die Unterlagen werden zurzeit bearbeitet und stehen nach Abschluss der Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten allen Interessierten ohne Benutzungsbeschränkungen zur Verfügung.