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Neu im Archiv: Akten aus Graubünden, Aargau, Uri, Bern und Burkina Faso

Unter der Rubrik "Neuzugänge" wird in der Regel die Übernahme von Archivbeständen bedeutender, schweizweit bekannter Organisationen oder Personen angezeigt. Solche Neuzugänge sind spektakulär und fallen auch quantitativ stark ins Gewicht. Darob geht gerne vergessen, dass dem Sozialarchiv auch von privater Seite regelmässig und aus der ganzen Schweiz kleinere Archive und Dokumentationen anvertraut werden. Diese Schenkungen enthalten ebenfalls relevantes Quellenmaterial zu vielen Themen, Ereignissen und Personen – Unterlagen, die vor allem für lokale Fragestellungen aufschlussreich sind. In den letzten Wochen konnte das Sozialarchiv eine ganze Reihe solcher Bestände übernehmen; ein paar davon sollen hier kurz vorgestellt werden. 

Seit der Gründung des Sozialarchivs im Jahr 1906 gehörte die Alkoholfrage zu seinen Hauptsammelgebieten. Aus Kölliken im Kanton Aargau erhielt es nun Akten des Schweizerischen Vereins abstinenter Lehrer und Lehrerinnen. Es handelt sich um einen Archivsplitter mit Protokollen und einzelnen Aktenstücken aus der Gründungszeit (1899-1913); vorhanden sind ferner die mehr oder weniger vollständigen Protokollserien der Sektionen Aargau (1914-1954) und Luzern (1924-1974).

Herr Markus Fischer aus Trin GR hat dem Sozialarchiv eine Archivschachtel mit Unterlagen zur Mitbestimmungs-Initiative von 1976 abgeliefert. Darin sind die Inseratekampagnen der Befürworterinnen und Gegner dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet. Wie dem Vorwort des Auswertungsberichts zu entnehmen ist, handelt es sich dabei um die erste wissenschaftliche Analyse von Kampagnenmaterial aus einem Abstimmungskampf.

Aus Göschenen im Kanton Uri wurden uns die Akten der Sektion Gotthard des Schweizerischen Posthalterverbandes SPV überstellt. Diese Sektion wurde am 23. Februar 1908 in Erstfeld gegründet und zählte während der ganzen Zeit ihres Bestehens immer nur rund 20 Aktivmitglieder. Diese aber hatten es in sich: Innerhalb weniger Jahrzehnte wurden nicht weniger als vier Posthalter in den Urner Regierungsrat gewählt.

Eine ganz andere Welt beleuchten die Akten des im Bernbiet verankerten Hilfswerks AiDE DiRECTE. Am 21. September 1990 auf Initiative des Lehrers und freikirchlichen Missionars René Weiss gegründet, unterstützte das Hilfswerk eine Schule in Tanyoko, Burkina Faso, und ermöglichte die Realisierung von Schulbauten, Unterkünften, Werkstätten, Gärten und Brunnen. Nach jahrelanger, erfolgreicher Aufbauarbeit, kam es vor zwei Jahren zu grossen Schwierigkeiten. Die Bewohner von Tanyoko vertrieben den administrativen Leiter des Hilfswerks, verlangten das einst dem Hilfswerk geschenkte Schulgelände mitsamt dem ganzen Inventar wieder zurück. Der Verein löste sich daraufhin per 20. März 2010 auf. 

Alle erwähnten Bestände sind bearbeitet und können im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Beschränkungen eingesehen werden.

17. September 2011Urs Kälin back