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Neu in der Datenbank Bild + Ton

F 5198 Scherenschnitte von Martin Mächler

Die Scherenschnitte von Martin Mächler sind beeindruckende Zeugnisse handwerklichen Könnens. Sie sind derart fein und exakt gearbeitet, dass man sich die aufgeklebten Werke kaum aus ihrem Schutzumschlag zu nehmen traut. Auch in der zweidimensionalen Wiedergabe behalten sie ihre Wirkung. Mächler brachte sich ab den 1970er Jahren autodidaktisch die Kunst des Scherenschnitts bei. Es entstanden Hunderte von Werken, von denen Mächler nun die nach eigenen Aussagen achtzig besten in die Obhut des Sozialarchivs gab.
Mächler beschäftigte sich mit Themen wie Umweltzerstörung, Militarismus, Rassismus oder Bigotterie. Immer wieder setzte er sich bei den Scherenschnitten mit Tagesaktualitäten wie dem Apartheid-Regime in Südafrika, der Militärdiktatur in Chile oder der Gewerkschaftsbewegung Solidarność in Polen auseinander. Innenpolitisch gibt es Werke zum Widerstand gegen die Bespitzelung und Überwachung im Zusammenhang mit der Fichenaffäre oder zum Kampf gegen Atomkraftwerke.
Inspiriert wurde er vor allem von Käthe Kollwitz und Clément Moreau. Künstlerisch und inhaltlich teilt er mit ihnen die Konzentration auf sozialpolitische und zeitkritische Themen, die expressiv und stets mit Parteinahme für die Schwachen ins Bild gesetzt werden. Ab 1979 stand er in regem Austausch mit Clément Moreau. Er nahm Zeichenunterricht bei ihm und legte ihm seine Werke zur kritischen Begutachtung vor. Die Freundschaft blieb bis zum Tod Moreaus 1988 bestehen.

F 5186 Pressefotos von Max Messerli

Der Zürcher Fotograf Max Messerli erlangte wegen eines Bundesgerichtsurteils eine gewisse Bekanntheit. Noch unter dem Regime des mittlerweile alten Urheberrechtsgesetzes befanden die Richter in Lausanne, dass eine seiner Konzertaufnahmen von Bob Marley Werkcharakter besitze und deshalb besonders geschützt sei. Die Frage nach dem Werkcharakter von Fotografien war und ist umstritten, dieser ist aber entscheidend für die Frist ihres Urheberrechtsschutzes und damit auch für die Möglichkeiten ihrer Verwendung.
Das Schicksal des Archivs von Messerli ist leider typisch: Nach Beendigung seines Berufslebens suchte Messerli erfolglos Interessenten für seine abertausenden Pressefotos, die er seit den 1970er Jahren gemacht hatte. Der grösste Teil landete im Abfall, ein ganz kleiner Teil im Sozialarchiv.

F 5187 Visuelles Tagebuch von Pamela Ammann

Pamela Ammann studierte Architektur an der ETH Zürich. Mitte der 1970er Jahre war sie in feministischen Aktions- und Theatergruppen aktiv und schrieb für linke Publikationen wie «Tell», «Agitation» oder «Focus». Sie arbeitete als Druckerin in der Genossenschaft Ropress. Ab den frühen 1980er Jahren kehrte sie beruflich zu ihren Ursprüngen zurück und arbeitete als Raumplanerin bei Metron in Brugg. Ammann war zu dieser Zeit mit dem Filmer Hans-Ulrich Schlumpf liiert, den sie bei dessen Filmprojekten begleitete und unterstützte. Später machte sie sich selbständig.
Ab 1960 führte Pamela Ammann ein visuelles Tagebuch. In ihren Tagebüchern kombinierte sie Fotografien mit eigenen Texten, künstlerischen Versuchen und privater Korrespondenz. Bis an ihr Lebensende sind so über 4’600 Einträge (hauptsächlich Fotos mit Bildlegenden) entstanden, welche ihr privates Umfeld (Freundinnen, Lebenspartner, Familie, Verwandte), ihre Arbeitsorte sowie gesellschaftliche Anlässe (Hochzeiten, Geburtstage) dokumentieren. Das Ensemble gibt einen faszinierenden Einblick in die Biografie einer emanzipierten Frau.

F 5201 Werkarchiv von Heinz Nigg

Der Ethnologe und Kulturvermittler Heinz Nigg gehört zu den Pionieren partizipativer Videoarbeit. Mit der Videosammlung «Stadt in Bewegung» über die Jugendunruhen der 1980er Jahre in der Schweiz hatte er 1999 den Grundstein für die Aufarbeitung audiovisueller Archivalien im Sozialarchiv gelegt, nun gelangt sein Werkarchiv zu uns. Es besteht hauptsächlich aus Videoarbeiten im Zusammenhang mit verschiedenen Ausstellungen, die Nigg organisiert hat. Das Werkarchiv wird im Verlauf der nächsten Monate freigeschaltet. Bereits online sind seine Fotoarbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind.

Und zu guter Letzt: Orts-Wiki schlägt Tech-Gigant

Wenn zu einem Bild überhaupt keine Metadaten vorhanden sind, leistet die Google-Bildersuche im Glücksfall Grossartiges: Bei exakten Übereinstimmungen kann man in Sekundenbruchteilen die gewünschten Informationen finden. Allerdings spült die Suchmaschine auch fehlerhafte Angaben in die Welt, wie im Falle dieses Bildes:

Korrektion des Wildbachs in Wetzikon, 1921/22 (Foto: Fritz Wiesendanger/SozArch F 5068-Gd-neg-0006)

Es seien hier die Bauarbeiten am Sihlsee-Staudamm zu sehen, versichert die Trefferliste gleich im Dutzend. Mit zwei Klicks stösst man auf die offizielle Pressemappe aus dem Jahr 2022 zum Relaunch eines Dokumentarfilms von Karl Sauter über das Bauvorhaben aus den 1920er Jahren, in welcher zum Bild ebenfalls steht, dass hier am Sihlsee-Staudamm gearbeitet werde. Die Geländetopografie und eine vage Vermutung, dass es sich in Tat und Wahrheit um eine Aufnahme aus dem Zürcher Oberland handeln könnte, führt zu einer Recherche in der vorbildlichen lokalhistorischen «Wetzipedia» – und siehe da: Zu sehen sind Korrektionsarbeiten am Wetziker Wildbach, 1921 oder 1922 fotografiert vom Wetziker Fotografen Fritz Wiesendanger.

27. Februar 2025Stefan Länzlinger zurück