Berta kam 1884 als viertes Kind einer armen Aargauer Bauernfamilie auf die Welt und wurde als Kleinkind fremdplatziert. Als eines von Zehntausenden Kindern in der Schweiz, die von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen betroffen waren, erlebte sie eine Kindheit voller Entbehrungen mit 16-Stunden-Arbeitstagen. Eine Ausbildung blieb ihr verwehrt. Später war Berta eine von Zehntausenden Frauen, die ihren Lebensunterhalt als Dienstmädchen verdienen mussten. Auch da galten harte Arbeitsbedingungen mit 7-Tage-Woche, vollständiger Abhängigkeit vom Arbeitgeber und überlangen Arbeitstagen. Und schliesslich war Berta eine von Zehntausenden Schweizerinnen, die ausgebürgert wurden, weil sie einen Ausländer heirateten. Als ihr deutscher Ehemann im Ersten Weltkrieg kämpfen musste, hatte sie als «Ausländerin» keinen Anspruch auf Unterstützung durch die Behörden.
Dennoch hat Berta ihren Humor zu Lebzeiten nie verloren und konnte ihrer Tochter und ihren Enkelkindern die Geborgenheit geben, die sie selber nie erleben durfte. Die Bieler Künstlerin Béatrice Gysin hat das Schicksal ihrer Grossmutter in einem besonderen Buch nachgezeichnet. Es ist eine Mischung aus einer Graphic Novel, einer sehr kurz gehaltenen Biografie und wissenschaftlichen Texten zum sozialhistorischen Umfeld von Bertas Lebensgeschichte.
Buchpräsentation mit den Autorinnen Béatrice Gysin, Mirjam Janett und Bettina Wohlfender.
Anschliessend Apéro.
Donnerstag, 19. September 2024, 18.30 Uhr
Schweizerisches Sozialarchiv, Medienraum
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