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Von der Impfkuh zum mRNA-Booster: Impfgeschichte als Gesellschaftsgeschichte

«Impfen, impfen, impfen – boostern, boostern, boostern» – diese Botschaften waren in den letzten Monaten in Aufrufen von Behörden, Wissenschaft und Medien allgegenwärtig. Anfang 2022 meinte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron in einem Interview gar: «Eh bien, là, les non-vaccinés, j’ai très envie de les emmerder.» Zugleich tobte auf Telegram- und Facebook-Kanälen eine gewaltige Propagandakampagne gegen die Covid-Impfungen, in der immer wieder auch «Fake News» verbreitet wurden und sich sogar Aufrufe zur Gewalt fanden. Anfang November 2021 sprach Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Rates des Weltärztebundes, in einer Fernsehtalkshow zum Thema Impfpflicht von einer «Tyrannei der Ungeimpften, die über das zwei Drittel der Geimpften bestimmen und uns diese ganzen Massnahmen aufoktroyieren». Der Umstand, dass das Impfen über die Präventivmedizin und Gesundheitspolitik weit hinaus ein auch emotional und weltanschaulich aufgeladenes Thema darstellt, ist indessen keineswegs ein Novum der Corona-Zeit. Vielmehr zeigt ein Blick zurück diesbezüglich bemerkenswerte Kontinuitäten in den letzten 200 Jahren Impfgeschichte. Die gesellschaftshistorische und politische Relevanz des Impfthemas bringt es mit sich, dass dieses auch in den umfangreichen Beständen des Schweizerischen Sozialarchivs zu Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik gut vertreten ist (s. SozialarchivInfo 2/2020 und 3/2020).

Entwicklung des Impfwesens

Als erste wirksame Impfung stand ab dem späten 18. Jahrhundert die Pocken-Vakzination zur Verfügung. Bis zum 19. Jahrhundert forderten die Pocken auch in der Schweiz zyklisch zahlreiche Tote, insbesondere unter Kleinkindern. Noch im 17. Jahrhundert starb eines von zehn Kindern vor dem 10. Geburtstag an dieser Krankheit. In den Epidemiewellen vor dem Aufkommen der Impfung betrug die Sterblichkeit bei Infizierten jeweils 10 bis 30 Prozent und viele Überlebende trugen lebenslange Behinderungen, Erblindungen und Entstellungen davon. Nach mehreren Vorläufern setzte sich ab den 1790er Jahren die vom britischen Landarzt Edward Jenner entwickelte Immunisierung durch Infizierung mit für Menschen harmlosen Kuhpocken durch. Vom lateinischen Begriff «vacca» für Kuh leitete sich in der Folge denn auch in verschiedenen Sprachen die Impfterminologie («vaccination») ab. Allerdings führte die Verabreichung tierischer Stoffe in der Bevölkerung auch zu Ängsten, etwa vor Menschen mit Kuhköpfen, Hörnern oder Kuheutern.

Bereits 1798 publizierte der Genfer Arzt Louis Odier eine kommentierte Übersetzung von Jenners Werk und nach einer heftigen Pockenepidemie 1800, die allein in Genf 265 Tote forderte, wurden europaweit grosse Impfkampagnen durchgeführt, die zu einem raschen Rückgang der Sterberaten an Pocken führten. Im Kanton Zürich war die Pockenimpfung für Kinder bedürftiger Eltern ab 1811 kostenlos. 1819 wurde die Regel eingeführt, dass bei Pockenausbrüchen das ganze betroffene Haus unter Quarantäne gestellt und die entstehenden Kosten den darin wohnhaften Ungeimpften überbürdet wurden. Allerdings gab es schon früh auch Widerstände: Der Tiroler Aufstand von 1809 richtete sich nicht zuletzt gegen die von den bayerischen Besatzern eingeführte Pockenimpfung, mit der nach landläufiger Meinung den Tirolern «bayrisches Denken» eingeimpft werden sollte. Rebellenführer Andreas Hofer setzte während der kurzen Zeit des Aufstandes die Pockenimpfungen aus. Einer der ersten Politiker, die den Nutzen der Pockenimpfung sahen, war dagegen Napoleon Bonaparte, der seine Soldaten konsequent durchimpfen liess.

Unter Napoleons Nachfolgern wurde diese Praxis aber sehr large gehandhabt, was sich dann 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg rächen sollte. Parallel zum Krieg breitete sich eine Pockenpandemie aus, die allein in Europa eine halbe Million Todesopfer forderte und auch Nord- und Südamerika, Japan und Indien erreichte. Die meisten deutschen Truppen hatten eine zweimalige Pockenimpfung erhalten, demgegenüber war auf französischer Seite, wo die Impfpflicht für Soldaten 1868 abgeschafft worden war, nur knapp die Hälfte der Soldaten wenigstens einmal geimpft. Während die französischen Truppen 125’000 Infizierte und 23’500 Pockentote verzeichneten, waren es auf deutscher Seite lediglich 8’500 Infizierte und 450 Tote. Anschliessend verbreiteten sich die Pocken unter den französischen Soldaten in den Kriegsgefangenenlagern in Deutschland und bei der in der Schweiz internierten Bourbaki-Armee weiter und griffen auch auf die lokale Zivilbevölkerung über.

Auch in den folgenden Kriegen war die Pockenimpfung in den Armeen ein Thema. In den kürzlich vom Sozialarchiv übernommenen Archivbeständen von «Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte» findet sich etwa das folgende, handschriftlich überlieferte Lied über Impfbeschwerden im Schweizer Aktivdienst des Ersten Weltkriegs, das auf die Melodie von «O alte Burschen Herrlichkeit» gedichtet war:

«1. Ein Seufzen geht durchs Regiment, man sieht gedrückte Mienen,
und mancher nennt sich jetzt Patient, der sonst zum Dienst erschienen
man greift zum Oberarm, und schimpft, warum? man
wurde frisch geimpft, der Oberfeldarzt wollte,
dass dies geschehen sollte.

2. Von Anfang an ist man noch gesund,
doch kaum nach wenig Tagen,
tut sich der Impfung Wirkung kund,
mit allen seinen Plagen.
Es zuckt der Arm, die Muskel schwillt,
man heult und schreit, und fiebert wild
und liegt in seiner Kammer,
gleich als ein Haufen Jammer.

3. Ein Trost ist dennoch auch dabei,
und zwar ist’s kein geringer,
denn wer es auch noch immer sei,
dem Arzt fiel in die Finger,
denn auch den Vorgesetzten juckts,
und im gestrengen Antlitz zuckt’s,
man sieht auch er hat Schmerzen,
und gönnt sie Ihm von Herzen.»

Bei der letzten Pockenepidemie in der Schweiz zwischen 1921 und 1925 starben aufgrund der hohen Durchimpfung der Bevölkerung von den 5’463 Erkrankten dann nur noch deren 14. Seit 1933 wurde in der Schweiz kein Pockenfall mehr gemeldet. Für mehrere Jahrzehnte blieb die Pockenimpfung die einzige wirksame Vakzination. Ab dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entwickelten Bakteriolog:innen und Immunolog:innen dann Impfungen gegen eine Reihe weiterer Krankheiten, so gegen Tollwut (1885), Cholera (1884, 1892), Typhus (1896), Diphtherie (1923), Tetanus (1926), Keuchhusten (1926), Tuberkulose (1927), Gelbfieber (1935), Grippe (1942), Kinderlähmung (1956, 1960), Masern (1964), Mumps (1967), Röteln (1970), Hepatitis B (1969, 1981) und Hepatitis A (1991, 1995).

Die Einführung der Tuberkulose-Impfung verzögerte sich um zwei Jahrzehnte wegen eines Unfalls in Lübeck im Jahr 1930, bei dem eine Verunreinigung des Impfstoffs zum Tod von 77 Kindern führte. Dieses grösste Impfunglück des 20. Jahrhunderts gab in Deutschland den Impfgegner:innen Aufschwung und verhinderte die grossflächige Anwendung der Tuberkulose-Impfung bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 gingen dann dank der Impfung, dem Einsatz von Antibiotika und einer generellen Verbesserung der Lebensverhältnisse in Europa die Zahlen der Tuberkulosetoten massiv zurück – in der Schweiz etwa von 3’055 im Jahr 1947 auf 20 im Jahr 2008. Die Kinderlähmung, die sich seit dem späten 19. Jahrhundert massiv ausgebreitet hatte und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa und den USA alle fünf bis sechs Jahre als Epidemie wütete, konnte ab den 1960er Jahren durch grossangelegte Impfkampagnen weltweit stark zurückgedrängt werden. Die Pocken befanden sich dank weltweiter Impfanstrengungen bereits seit dem 19. Jahrhundert auf dem Rückzug. 1980 konnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Krankheit für ausgerottet erklären und in vielen Ländern wurden bestehende Obligatorien der Pockenimpfung für Kinder aufgehoben.

Impfpflicht und Impfgegnerschaft im 19. Jahrhundert

Der Erfolg der Pockenimpfung führte rasch zu Diskussionen über gesetzliche Impfobligatorien. Das Königreich Bayern erliess schon 1807 eine entsprechende Impfpflicht, 1818 folgte Württemberg und danach verschiedene kleinere deutsche Staaten. 1816 wurde in Schweden die Impfpflicht für Kleinkinder eingeführt. In Grossbritannien wurde ein Impfobligatorium zuerst 1853 für England und Wales erlassen, in den 1860er Jahren auch in Schottland und Irland. Aufgrund religiöser Widerstände wurde die Impfpflicht in Grossbritannien dann 1898 durch eine «Gewissensklausel» abgeschwächt, worauf die Impfquote bis 1910 wieder auf 64 Prozent fiel. 1867 folgte die Pocken-Impfpflicht in Japan. In den Niederlanden wurde nach der grossen Pockenepidemie der frühen 1870er Jahre eine Impfpflicht für Lehrer:innen und Schüler:innen erlassen. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Preussen, Österreich-Ungarn und Italien bestanden keine direkte Impfpflicht, sondern nur Empfehlungen und teilweise selektive und unterschiedlich strikt umgesetzte Obligatorien in der Volksschule und der Armee. 1873 forderte der Internationale Medizinische Kongress in Wien die Regierungen zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht auf.

Das neugegründete Deutsche Reich erliess nach der schweren Pockenepidemie zwischen 1870 und 1873, die 180’000 Todesopfer forderte, 1874 ein allgemeines Pocken-Impfobligatorium. Es umfasste eine Impfpflicht für Kinder, die nicht bereits an den Pocken erkrankt waren, im zweiten Lebensjahr und eine verpflichtende Wiederholungsimpfung mit zwölf Jahren. Die Impfung war kostenlos. Die Erfüllung der Impfpflicht wurde in einem persönlichen Impfschein bestätigt, der beispielsweise bei der Einschulung vorgezeigt werden musste. Bis zur Jahrhundertwende führten auch 11 US-Bundesstaaten Impfobligatorien ein, die 1905 und 1922 in zwei Grundsatzentscheiden vom Supreme Court gestützt wurden. In Rio de Janeiro führte im November 1904 ein im Zuge eines allgemeinen Modernisierungsprogramms erlassener rabiater Impfzwang, der Impfbrigaden das Eindringen in Wohnungen und die gewaltsame Verabreichung von Pockenimpfungen erlaubte, zur «Revolta da Vacina», mehrtägigen Krawallen, die 30 Todesopfer forderten. Die Impfpflicht wurde daraufhin für mehrere Jahre ausgesetzt. Nach einer grossen Pockenepidemie in Rio, die 9’000 Todesfälle verursachte, wurde sie 1909 in gemässigter Form wieder aufgenommen.

Auch die meisten Schweizer Kantone führten ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Impfobligatorien ein. Den Anfang machte 1806 der Kanton Thurgau. Nach dem liberalen Umschwung erliess der Kanton Zürich in den 1830er Jahren die Pflicht, dass alle Einwohner:innen des Kantons in der Regel im ersten Lebensjahr der Pockenimpfung zu unterziehen seien «und zwar nöthigenfalls wiederholt bis nämlich dieselbe einen vollkommenen Erfolg gehabt hat». Für Personen, die sich neu im Kanton Zürich niederlassen wollten, galt eine «1G»-Regel: Waren sie ungeimpft, so hatten sie die Pflicht, «der ersten Aufforderung, sich impfen zu lassen, Folge zu leisten». Impfungen durften nur von Ärzten vorgenommen werden und hatten von Amtes wegen in jeder Gemeinde mindestens einmal pro Jahr stattzufinden. Zu diesen amtlichen Impfterminen wurden alle ungeimpften Kinder, die älter als ein Jahr waren, aufgeboten. Die nach der Impfung ausgestellten amtlichen Impfscheine waren beim Eintritt in die obligatorische Volksschule oder die Aufnahme in eine Waisen- oder Armenanstalt vorzulegen. Die Bundesverfassung von 1848 übertrug die Kompetenz zum Erlass gesundheitspolizeilicher Verfügungen bei Epidemien zwar dem Bund, die Durchführung von Impfkampagnen oblag aber weiterhin den Kantonen. Bis in die 1870er Jahre führten mit Ausnahme von Uri und Genf sämtliche Kantone Impfobligatorien ein, die sich in ihren Modalitäten aber unterschieden und häufig nicht konsequent umgesetzt werden konnten. 1870 forderte der «Verein für natürliche Lebens- und Heilweise» vergeblich ein «Impfzwangverbot» in der Bundesverfassung und im folgenden Jahr verfügte der Bundesrat nach den Erfahrungen des Deutsch-Französischen Krieges die Revakzination («Booster») in den Rekrutenschulen.

1882 sah das von den eidgenössischen Räten mit grosser Mehrheit verabschiedete «Bundesgesetz betreffend Massnahmen gegen gemeingefährliche Epidemien» unter anderem ein Obligatorium der Pockenimpfung vor. Die im «Schweizerischen Verein gegen Impfzwang» zusammengeschlossenen Impfgegner:innen liefen daraufhin Sturm, zogen die Wirksamkeit der Pockenimpfung in Zweifel und stellten diese gar als grosses Gesundheitsrisiko dar. Dabei wurden gesundheitspolitische Argumente mit religiösen und patriotischen Phrasen angereichert: «Erinnert Euch daran, dass die Osterfeier ja die Befreiung vom theologischen Pharisäertum bedeutet; heute gilt es die Befreiung vom medizinischen Pharisäertum. – Wie ehemals steht die Schweiz im Kampfe um ihre Freiheit gegen die Anmassungen einer Anzahl Herrschsüchtiger, die mit dem höchsten Gut – dem Leben und der Gesundheit des Bürgers – ihr Spiel treiben wollen! Sehen wir zurück auf die Männer im Grütli; sie duldeten keine Landvögte; – wir wollen keine Medizinalvögte; sie beugten sich nicht vor dem Gesslerhut; – sollten wir uns vor der Impfkuh verbeugen? Nimmermehr!»

Demgegenüber gelangte die schweizerische Sanitätskommission in einem Bericht an den Bundesrat zum Schluss: «Der Entscheid ist verantwortlich nach beiden Seiten. Wer vor den möglichen Schädigungen zurückschrickt, welche die Vaccination ausnahmsweise für den Einzelnen im Gefolge haben kann, wer aus diesem Grunde die Verantwortlichkeit für obligatorische Durchführung der Impfung von der Hand weist, übernimmt damit die schwere Verantwortlichkeit für all’ den Schaden, welchem facultatives Gehenlassen Thür und Thor öffnet. Welche Verhältnisse diese Schädigung durch Pocken annimmt bei mangelhafter Vaccination – und facultative wird stets mangelhaft sein – wie theuer ein solches Experiment von einem ganzen Volke bezahlt wird, das hat die Erfahrung zur Genüge gelehrt. Caveant consules, ne quid detrimenti capiat respublica! [Die höchsten Amtsträger mögen aufpassen, dass das Gemeinwesen keinen Schaden nimmt!]»

Das vorgesehene bundesgesetzliche Impfobligatorium führte zu einem Referendum von Gegnern des Impfens und der modernen Medizin sowie föderalistisch motivierten Konservativen, die in jenen Jahren das neue Instrument des Referendums regelmässig nutzten, um gegen die freisinnige Vorherrschaft im Bund Stimmung zu machen. Verschiedene Gesetze fielen dieser oppositionellen Bewegung zum Opfer, so auch das Epidemiengesetz, das von über 78 Prozent der Stimmenden abgelehnt wurde. Ausser dem Kanton Neuchâtel schickten sämtliche Stände die Vorlage bachab (s. SozialarchivInfo 1/2020). Das Epidemiengesetz von 1886 beliess daraufhin die Durchführung von Impfkampagnen und den Erlass eventueller Impfobligatorien weiterhin bei den Kantonen. Beflügelt durch den Erfolg von 1882 setzten die Impfgegner:innen in der Folge aber in mehreren Deutschschweizer Kantonen die Abschaffung bestehender Impfobligatorien durch. Im Kanton Zürich war 1880 eine Volksinitiative für die Aufhebung der Impfpflicht noch von 55,5 Prozent der Stimmenden abgelehnt worden, bereits drei Jahre darauf wurde aber eine weitere Initiative gleichen Inhalts von 61,2 Prozent angenommen. 1895 stimmte auch im Kanton Bern eine knappe Mehrheit für die Aufhebung der Impfpflicht.

Die Impfgegnerschaft hatte sich in verschiedenen Ländern um 1870 organisiert. Vordergründig wandte sie sich lediglich gegen Impfobligatorien, einem grossen Teil davon ging es aber darum, das Impfen grundsätzlich sowie die beteiligten Mediziner:innen und Behörden zu diskreditieren. Typische Muster waren dabei die Bezeichnung der Impfung als gegen den Willen Gottes oder der Natur, die Anzweiflung ihrer Wirksamkeit, die drastische Darstellung einzelner Fälle von Impfschädigungen und die Unterstellung von Geldgier an die Impfärzt:innen. In England erschien 1869 mit dem «Anti-Vaccinator» die erste impfgegnerische Zeitschrift. Die gerichtliche Verfolgung von impfpflichtverweigernden Eltern führte dann 1876 in Yorkshire und 1885 in Leicester zu Massenprotesten. In den 1870er Jahren entstanden in mehreren deutschen Städten Impfgegnervereine. 1879 wurde die «Anti-Vaccination Society of America» gegründet, drei Jahre darauf entstand in Paris der «Internationale Verband der Impfgegner». In der Folgezeit fanden mehrere internationale Impfgegner-Kongresse statt. Als im Deutschen Reich 1911 der «Reichsverband zur Bekämpfung der Impfung» als Dachverband aus der Taufe gehoben wurde, traten ihm über 40 Impfgegnerorganisationen bei. Neben volkstümlichen Ängsten und religiös motivierten Abwehrhaltungen flossen in die Bewegungen der Impfgegner:innen generelle Modernitätskritik sowie vor allem im deutschsprachigen Raum eine aus der Romantik stammende Mystifizierung der Natur ein. Hinzu kamen ab dem späten 19. Jahrhundert Einflüsse aus der Naturheilkunde, Lebensreformbewegung und nach der Jahrhundertwende dann der Anthroposophie.

Frühzeitig nahm sich auch der in verschiedenen europäischen Ländern in den 1870er Jahren entstehende moderne Antisemitismus, der mit stärker rassistischen als religiösen Parolen gegen die Gleichberechtigung der jüdischen Minderheiten agitierte und den Judenhass zum politischen Programm erhob, des Impfthemas an. So behauptete der deutsche Philosoph Eugen Dühring, einer der Begründer des Rassenantisemitismus, 1881 in seinem Buch «Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage mit einer weltgeschichtlichen Antwort», das Impfobligatorium gehe auf die Machenschaften geldgieriger jüdischer Ärzte zurück: «Der ärztliche Beruf ist wohl unter allen gelehrten Geschäftszweigen nächst dem Literaten am stärksten von Juden besetzt. Die künstliche Beschaffung einer Menge von Nachfragen nach ärztlichen Diensten ist ein Gesichtspunkt, dessen Bethätigung immer ungenirter geworden ist. Socialökonomisch betrachtet, also auch von dem Impfaberglauben selbst abgesehen, ist der Impfzwang immer ein Mittel, durch welches dem ärztlichen Gewerbe eine unfreiwillige Kundschaft zugeführt wird. […] Die Juden sind es auch hier gewesen, die durch die gesamte Presse und durch ihre Leute und Genossen im Reichstage das Zwangsrecht als selbstverständlich befürwortet, dem Streben der Aerzte überall den Stempel blosser Geschäftlichkeit aufgedrückt und die Besteuerung der Gesellschaft durch Aufnöthigung ärztlicher Dienste zum Princip gemacht haben». Paul Förster, 1880 Mitinitiator einer Petition, die die rechtliche Gleichstellung der Juden im Deutschen Reich rückgängig machen wollte, und von 1893 bis 1898 Abgeordneter der antisemitischen «Deutschsozialen Partei», beantragte 1896 im Reichstag erfolglos die Abschaffung der Impfpflicht und wurde dann 1899 Vorsitzender des «Deutschen Bundes der Impfgegner».

Aus verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Lagern kam anders begründete Skepsis an der Forcierung des Impfwesens, die aber keine grundsätzliche Impfgegnerschaft bedeutete. Gewisse liberale Kreise lehnten Impfobligatorien als staatlichen Eingriff in die persönliche Freiheit ab. Aus den Reihen der Sozialmedizin und Sozialhygiene wurde die – politisch teilweise von der Arbeiterbewegung unterstützte – Befürchtung geäussert, das Impfwesen könnte die gesundheitspolitisch notwendigen Verbesserungen der Lebens- und Hygieneverhältnisse in den Hintergrund drängen. Insgesamt widerspiegelten die impfpolitischen Debatten des späten 19. Jahrhunderts also ein weites Spektrum weltanschaulicher Konfliktlinien und gesellschaftlicher Problemfelder der Zeit. Daran sollte sich auch im 20. Jahrhundert nichts ändern.

Impfen als weltanschaulicher und politischer Zankapfel im 20. und frühen 21. Jahrhundert

Nach der Erfahrung der Spanischen Grippe von 1918 bis 1920, die in der Schweiz als grösster demografischer Einbruch der Moderne etwa 25’000 Todesopfer forderte und bei der die Behörden der unterschiedlichen Staatsebenen ziemlich planlos und unkoordiniert agiert hatten, erhielt der Bundesrat 1921 durch einen neuen Artikel im Epidemiengesetz die Kompetenz, besondere Massnahmen gegen die Verbreitung einer Epidemie zu ergreifen, «wenn ausserordentliche Umstände es erfordern». Gestützt auf diesen Artikel erliess die Landesregierung während der letzten Pockenepidemie in der Schweiz 1923 ein Impfobligatorium. Dieses wurde von der «Vereinigung schweizerischer Impfzwanggegner» als illegal angeprangert, 1924 nach dem Rekurs eines Impfpflichtverweigerers aber vom Bundesgericht als rechtmässig anerkannt. Eine Volksinitiative für die Aufhebung des Impfobligatoriums im Kanton Graubünden wurde 1921 von den Stimmberechtigten mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt.

Auch in anderen Ländern waren Impfobligatorien und auch das Impfen an und für sich weiterhin ein Politikum. In Deutschland lebte in der Zwischenkriegszeit in Teilen der nationalsozialistischen Bewegung die seit dem späten 19. Jahrhundert bestehende Verbindung von Impfgegnerschaft und Antisemitismus weiter. Zu den Impfgegnern zählten führende Nazis wie SS-Reichsführer Heinrich Himmler und Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess. Ein weiteres prominentes Beispiel war Julius Streicher, Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes «Stürmer», der 1935 das Impfen als «Rassenschande» bezeichnete. Zwei Jahre zuvor hatte der «Stürmer» eine Illustration abgedruckt mit einem diabolisch lächelnden Arzt mit Hakennase und Impfspritze und einer Mutter mit Kind und dem Slogan: «Es ist mir sonderbar zu Mut, denn Gift und Jud tut selten gut.» 1934 behauptete der «Deutsche Impfgegner-Ärztebund», das aus dem Kaiserreich stammende Impfobligatorium sei vor allem von jüdischen Abgeordneten erarbeitet worden. Nationalsozialistische Impfgegner:innen sahen in der Vakzine gar ein Mittel, um durch «Einimpfen von Krankheiten» eine jüdische Herrschaft im Sinne der gefälschten «Protokolle der Weisen von Zion» zu errichten (s. SozialarchivInfo 1/2021). Hinzu kam, dass der Gedanke der Immunisierung der Massen der nationalsozialistischen Ideologie von Auslese, Abhärtung und «Ausmerzung» von Schwachen widersprach, die ab 1934 in verschiedene Eugenik- und Euthanasieprogramme mit Zehntausenden von Opfern mündete.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde das bestehende Obligatorium der Pockenimpfung zunächst etwas gelockert. Die Diphtherie-Impfung blieb im «Dritten Reich» freiwillig. Schliesslich setzten sich aber doch die militärischen Kreise durch, die zur Stärkung der Wehrkraft auf eine konsequente Durchimpfung gegen die Pocken pochten. Während des Zweiten Weltkriegs spielte das Impfen sowohl in der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen eine Rolle als auch beim Widerstand dagegen. In verschiedenen Konzentrationslagern und NS-Forschungsinstitutionen wurde das Blut von Häftlingen zur Herstellung von Fleckfieber-Impfstoff mittels Läusen nach einer vom polnischen Arzt Rudolf Weigl entwickelten Methode verwendet. Ebenso wurden in mehreren Konzentrationslagern bei Häftlingen absichtliche Infektionen herbeigeführt, um an ihnen neue Fleckfieber-Impfstoffe zu testen. An den künstlichen Infektionen starben mehrere hundert Menschen, die nichtgeimpften Kontrollgruppen angehörten oder mit untauglichen Impfstoffkandidaten behandelt wurden. Diese Verbrechen, die im Gesamtrahmen der nationalsozialistischen Medizinalverbrechen angesichts der Euthanasieaktion «T4», bei der 1940/41 über 70’000 Behinderte ermordet wurden, oder der sadistischen Menschenversuche Josef Mengeles und anderer KZ-Ärzte in Auschwitz ein Nebenkapitel darstellen, werden von Impfgegner:innen bis heute als Argument verwendet – aktuell teilweise durch deren Gleichsetzung mit der raschen Entwicklung der Covid-Impfstoffe.

Weniger bekannt ist die Rolle des Impfens im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Im KZ Buchenwald gelang 1944/45 dem polnisch-jüdischen Mikrobiologen und Erkenntnistheoretiker Ludwik Fleck, ehemaligem Assistenten des Fleckfieberexperten Weigl, zusammen mit anderen in der Impfstoffproduktion eingesetzten Häftlingen eine Sabotageaktion: Die Gruppe produzierte gezielt unwirksamen Impfstoff, der an die Waffen-SS geliefert wurde. Zuvor hatte Fleck 1941/42 im Ghetto Lemberg unter widrigsten Bedingungen ein Herstellungsverfahren von Fleckfieber-Impfstoff aus dem Urin Infizierter für die Ghetto-Bewohner:innen entwickelt. Rudolf Weigl selber führte nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs seine Impfstoffproduktion in Lemberg weiter, das 1939 von der Roten Armee, 1941 dann von der Wehrmacht besetzt wurde. Nach dem deutschen Einmarsch erklärte er sich zur Zusammenarbeit mit den Besatzern bereit, nutzte seine Position aber dazu, mehrere Tausend Menschen, darunter Jüdinnen und Juden, zu retten, deren Blut bei der Impfstoffproduktion benötigt wurde und die als kriegswichtige Mitarbeiter:innen («Läusefütterer») einen privilegierten Status erhielten. 2003 wurde Weigl deshalb von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem posthum als «Gerechter unter den Völkern» geehrt. Basierend auf Weigls Forschungen gelang es den Ärzten Stanisław Matulewicz und Eugeniusz Łazowski über Jahre, in zwei polnischen Ortschaften durch Injektionen von Antigenen eine Fleckfieber-Epidemie vorzutäuschen und dadurch zahlreichen in der von den deutschen Besatzern verhängten Sperrzone anwesenden Jüdinnen und Juden sowie Widerstandskämpfer:innen das Leben zu retten. Im Warschauer Ghetto hielt der Mediziner Ludwik Hirszfeld, ehemaliger Privatdozent der Universität Zürich und bis zur deutschen Invasion 1939 Professor in Warschau, 1941/42 heimlich medizinische Vorlesungen und führte auch Impfkampagnen durch, bevor er in den Untergrund abtauchten musste und den Krieg unter falschem Namen überlebte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Diskussionen um Impfobligatorien weiter. In Grossbritannien wurde 1948 das seit Jahrzehnten durch Ausnahmeklauseln abgeschwächte Obligatorium der Pockenimpfung ganz abgeschafft. In der Bundesrepublik Deutschland blieb die Pocken-Impfpflicht bis 1976 bestehen und bis 1954 war auch die Impfung gegen Diphtherie und in einigen Bundesländern gegen Scharlach obligatorisch, während die DDR ab 1953 ein umfassendes Impfprogramm mit verpflichtendem Charakter aufbaute, das eine ganze Reihe von Krankheiten umfasste und beispielsweise 1961 auch die Impfung gegen die Kinderlähmung obligatorisch machte. In der Schweiz hatte der Bundesrat 1940 und 1944 erneute Obligatorien für die Pockenimpfung erlassen. Diese beiden Beschlüsse, die abermals auf Widerstände organisierter Impfgegner:innen stiessen, wurden 1948 wieder aufgehoben. 1975 kannten nur noch fünf Kantone die obligatorische Pockenimpfung. Zwei Jahre zuvor hatte das Bundesgericht im Zusammenhang mit einer Klage gegen die Diphtherie-Impfpflicht im Kanton Waadt Impfobligatorien als verfassungsgemäss bezeichnet. 1982 bestätigte das Gericht dieses Urteil in einem weiteren Fall. 1970 erfolgte eine Totalrevision des eidgenössischen Epidemiengesetzes und 1976 wurde die Verordnung für kostenlose Impfungen erlassen. Dadurch wurden die Kantone zur kostenlosen Impfung gegen gemeingefährliche ansteckende Krankheiten verpflichtet und dazu ermächtigt, diese für obligatorisch zu erklären. In der Gegenwart existieren in den Kantonen Genf und Freiburg (allerdings nicht konsequent umgesetzte) Impfobligatorien gegen die Diphtherie.

Eine weitere Totalrevision des Epidemiengesetzes fand 2012/13 statt. Sie führte neu zwischen der «normalen» und der «ausserordentlichen» noch die «besondere Lage» ein, die dann im Frühjahr 2020 erstmals ausgerufen werden musste. Im Bereich des Impfwesens verpflichtet das Gesetz das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, Empfehlungen in Form eines nationalen Impfplans auszusprechen. Die Kantone haben die von diesen Empfehlungen betroffenen Personen zu informieren, den Impfstatus von Schulpflichtigen regelmässig zu überprüfen und «dafür [zu] sorgen, dass die von den Impfempfehlungen betroffenen Personen vollständig geimpft sind». Ebenso haben sie die Kompetenz, Impfungen «von gefährdeten Bevölkerungsgruppen, von besonders exponierten Personen und von Personen, die bestimmte Tätigkeiten ausüben, für obligatorisch [zu] erklären, sofern eine erhebliche Gefahr besteht». In der «besonderen Lage» erhält auch der Bund die Kompetenz zur Anordnung solcher Impfobligatorien.

Gegen das Gesetz ergriffen das 2011 gegründete «Netzwerk Impfentscheid» um den Naturheilpraktiker Daniel Trappitsch, die Junge SVP, die EDU und weitere Gruppen das Referendum. Kritikpunkte waren neben den vorgesehenen Impfobligatorien – obgleich deren potenzieller Geltungsbereich gegenüber dem Vorgängergesetz eingeschränkt wurde – föderalistische und religiöse Bedenken. Das Referendumskomitee sprach im Bundesbüchlein von einem «Impfobligatorium durch Bund und WHO», einer «Gesundheitsdiktatur» sowie einer «Zwangssexualisierung unserer Kinder». Das Gesetz wurde 2013 in der Volksabstimmung aber mit 60 Prozent klar angenommen. Verwerfende Mehrheiten gab es lediglich in den Kantonen Schwyz, Uri und beiden Appenzell. Ende 2021 reichte dann die «Freiheitliche Bewegung Schweiz» um Trappitsch die Volksinitiative «Stopp Impfflicht» ein, die nicht nur Impfobligatorien, sondern jegliche gesellschaftlichen Einschränkungen für Ungeimpfte verbieten möchte.

War gemäss Impfstatistiken und Meinungsumfragen der harte Kern von grundsätzlichen Impfgegner:innen im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert in westlichen Gesellschaften mit deutlich unter 10 Prozent gering, so setzten sich in diesen Kreisen die seit dem späten 19. Jahrhundert dominanten, sehr heterogenen Einflüsse aus alternativmedizinischen, lebensreformerischen, esoterischen, anthroposophischen, antimodernistischen und rechtsextremen Kreisen bis in die Gegenwart fort. Neben die seit der Frühzeit der Impfkritik vorgebrachten Standardargumente traten ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschiedene «Fake News», bei denen weltanschauliche, kommerzielle und geostrategische Interessen ineinanderflossen. Von den 1950er bis in die 1980er Jahre behauptete die amerikanische Impfgegnerin Eleanor McBean in mehreren Büchern Zusammenhänge zwischen der Pockenimpfung und späteren Tuberkuloseerkrankungen sowie zwischen Impfungen und Krebs. Auch leugnete sie die Pandemie der Spanischen Grippe, der 1918 bis 1920 weltweit 20 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren, und führte die Toten auf angebliche Impfschäden zurück – obwohl zu jener Zeit eine Grippeimpfung noch gar nicht existierte. Diese Behauptung begann dann in den 2010er Jahren auch im Internet zu zirkulieren und verbreitete sich während der Corona-Pandemie rasant auf den Social-Media-Kanälen von «Querdenker:innen».

1998 publizierte die angesehene medizinische Zeitschrift «The Lancet» einen Text des britischen Arztes Andrew Wakefield, der einen Zusammenhang zwischen der Masern-Mumps-Röteln-Impfung und Autismus suggerierte. Die Arbeit, für die Wakefield von geschäftlich an einer Sammelklage interessierten Anwälten Geld erhalten hatte, wurde Jahre später als Betrug entlarvt und 2010 von «The Lancet» zurückgezogen. Im selben Jahr verlor Wakefield seine Zulassung als Arzt. Obwohl zahlreiche nachfolgende Studien keinen Zusammenhang zwischen Impfung und Autismus zeigten, beziehen sich Impfgegner:innen bis in die Gegenwart auf die Wakefield-Arbeit. 2014 twitterte Donald Trump Wakefields Thesen und 2016 produzierte Wakefield, der sich als Opfer stilisierte und mit Behandlungszentren und dem Verkauf von Pseudo-Medikamenten gegen Masern in den USA ein Riesenvermögen machte, auf Basis seiner Thesen den Antiimpffilm «Vaxxed: From Cover-Up to Catastrophe». 2019 erhielt der Film mit dem von Robert F. Kennedy Jr. produzierten Streifen «Vaxxed II: The People’s Truth» eine Fortsetzung. Im selben Jahr offenbarte eine Studie der britischen «Royal Society for Public Health», dass rund die Hälfte aller Eltern von Kindern unter 5 Jahren über Social Media regelmässig mit Desinformation zu Impfungen konfrontiert wurden.

Aufgrund der Aktivitäten Wakefields, der zuweilen als «Vater» und wesentlicher Ideengeber der gegenwärtigen, stark internetbasierten Antiimpf-Bewegungen gesehen wird, ging die Quote der Masern-Mumps-Röteln-Impfung zurück; in Grossbritannien etwa von 92 Prozent im Jahr 1996 auf 80 Prozent im Jahr 2004. Im Gegenzug stieg die Zahl der Masern-Toten an – allein von 2016 bis 2019 um 50 Prozent auf weltweit über 200’000. Die «Neue Zürcher Zeitung» schrieb in diesem Zusammenhang von einem «Seuchenherd Internet», der auch auf die Schweiz ausstrahle (NZZ, 20.4.2019). Um dieser Tendenz entgegenzusteuern, führten ab 2015 eine Reihe von Ländern Masern-Impfobligatorien ein. Dazu zählten Frankreich und Italien, die beide auch andere Impfobligatorien für Kinder kennen, und Teile der USA (u.a. Kalifornien). In Australien begann 2015 die Politik von «No Jab No Pay», die staatliche Kinderzulagen an den Impfstatus knüpft, und von «No Jab No Play», die ungeimpfte Kinder von Vorschul- und Tagesbetreuungszentren ausschliesst. Der Deutsche Bundestag beschloss 2019 ein Masernschutzgesetz, das eine Pflichtimpfung für Schulkinder sowie das Personal in Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen vorschreibt. In der Schweiz fand bereits 2009 eine Diskussion über ein von den Kantonen zu verfügendes Masern-Impfobligatorium statt, das sich aber nicht konkretisierte.

2018 zeigte eine Studie im «American Journal of Public Health», dass kontroverse Impfdebatten auf Twitter nebst der organisierten Impfgegnerschaft auch stark von Trollen und Bots der russischen Cyberpropaganda angeheizt werden. Aus einem Sample von 1,8 Millionen Tweets über das Impfen aus den Jahren 2014 bis 2017 stammten 93 Prozent von propagandistischen Konten. Sie verbanden das Impfthema oft mit kontroversen gesellschaftlichen und religiösen Themen und neigten häufig zu Verschwörungsphantasien. Die Studie gelangte deshalb zum Schluss, das Impfthema werde seitens der russischen Undercover-Propaganda bei ihren Bemühungen zur Destabilisierung westlicher Gesellschaften gezielt zu instrumentalisieren versucht.

Die Covid-Impfung als jüngstes Kapitel impfpolitischer Auseinandersetzungen

Mit der Corona-Pandemie traten verschiedene Debatten um das Impfen ins Zentrum des öffentlichen Interesses. In der ersten Phase der Pandemie entbrannten 2020 zunächst Diskussionen um die möglichst rasche Verfügbarkeit der noch zu entwickelnden Impfstoffe. Neben die «impfnationalistische» Konkurrenz der Industrieländer traten Grundsatzdebatten um in- oder ausländische, privatwirtschaftlich organisierte oder staatlich gelenkte Impfstoffproduktion, ebenso Forderungen, Patentrechte temporär auszusetzen, um die Impfkampagne weltweit vorantreiben zu können. Mit dem Anlaufen der Impfkampagne Ende 2020 kamen verschiedene organisatorische Fragen dazu, ebenso die Problematik der Mobilisierung für die freiwillige Impfung. Die ab Mitte 2021 in zahlreichen Ländern eingeführten Zertifikats-Regelungen («3G», «2G», «2G+», «1G») für verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens wurden weitherum nicht nur als unmittelbare Schutzmassnahmen, sondern auch als Anreiz zur Impfung empfunden – und von Impfgegner:innen als indirekte Impfpflicht kritisiert. In der Schweiz standen sie etwa im Zentrum des zweiten Referendums gegen das Covid-Gesetz, über das Ende November 2021 abgestimmt wurde.

Schliesslich begannen auch Debatten um selektive oder allgemeine Impfobligatorien. Im Verlauf des Jahres 2021 führten verschiedene Länder (z.B. Frankreich, Deutschland, Griechenland, Grossbritannien, Italien, Neuseeland und Russland) die Impfpflicht für Mitarbeitende in Gesundheits- und Care-Berufen ein, teilweise auch für andere Berufsgruppen. So wurde im August 2021 die Impfung für Angehörige der US Army obligatorisch, erliess Kanada im Oktober 2021 ein Obligatorium für den öffentlichen Dienst auf Bundesebene und ergänzte Deutschland die bestehende Impfpflicht für Soldat:innen gegen eine ganze Reihe von Krankheiten im November 2021 um die Covid-Impfung. Der Staat der Vatikanstadt verfügte bereits per Februar 2021 eine allgemeine Impfpflicht für alle Bewohner:innen und Mitarbeitenden. Im November nahm Costa Rica die Covid-Impfung in die Liste der für Kinder und Jugendliche obligatorischen Impfungen auf. Die Stadt New York machte per Ende Dezember 2021 sämtlichen Unternehmen in ihrem Gebiet die Impfung ihrer Belegschaft zur Pflicht. Allgemeine Impfobligatorien führten per Februar 2022 Österreich für alle Über-18-Jährigen und Italien für alle Über-50-Jährigen ein. Auch in der Schweiz und in Deutschland wurden ab Ende 2021 Rufe nach Impfobligatorien lauter und in beiden Ländern wie auch in Österreich zeigten repräsentative Umfragen Mehrheiten für ein allgemeines Covid-Impfobligatorium. Ende Januar 2022 trat der Deutsche Bundestag in die Debatte zur Einführung einer Covid-Impfpflicht ein.

All diese Entwicklungen stiessen auf erbittertsten Widerstand von radikalen Impfgegner:innen, der sich in den Social Media und an Anti-Schutzmassnahmen-Demonstrationen Luft machte. Dabei wurden etwa (wie in den USA bereits bei «Anti-Vax»-Demonstrationen vor der Corona-Pandemie) den «Judensternen» der Nazi-Zeit nachempfundene Abzeichen mit der Aufschrift «ungeimpft» gezeigt oder in Abwandlung des an den Eingangspforten verschiedener nationalsozialistischer Konzentrations- und Vernichtungslager angebrachten Slogans die Parole «Impfen macht frei». Eine im Auftrag des «Combat Antisemitism Movement» angefertigte Studie zur Holocaustverharmlosung im Internet zeigte für die Jahre 2020 und 2021 in Social Media, auf Foren, Blogs und Websites in sechs Sprachen (darunter Englisch) über 1,2 Millionen Diskussionen und über 63 Millionen individuelle Interaktionen, in denen holocaustverharmlosende Vergleiche zwischen den nationalsozialistischen Verbrechen und Covid-Schutzmassnahmen angestellt wurden. Davon bezog sich ein bedeutender Teil auf die Impfthematik. Ende September 2021 erfolgte in Berlin in diesem Zusammenhang die erste Verurteilung wegen Volksverhetzung.

Bereits im Sommer 2021 deutete eine Studie des «Institute for Strategic Dialogue» auf eine massive Online-Propagandakampagne von Impfgegner:innen hin, in der führende Epidemiolog:innen und Gesundheitspolitiker:innen sowie Institutionen wie die WHO und das Robert-Koch-Institut angefeindet wurden. Neben die «klassischen» Muster – von der Anzweiflung der Wirksamkeit der Impfung und Lobpreisung «natürlicher» Immunisierung via Durchseuchung der Gesellschaft über die Dramatisierung von Impfbeschwerden bis hin zur Behauptung massenhafter durch die Impfung verursachter Todesfälle, die von Behörden und «Mainstream-Medien» verheimlicht würden – traten spezifische Einwände gegen die mRNA-Technologie, der etwa eine Veränderung der menschlichen DNA angedichtet wurde. In den Social Media zirkulierte sogar die Behauptung, mRNAs könnten durch Geschlechtsverkehr auf Ungeimpfte übertragen werden und deren Erbgut ebenfalls verändern.

Hinzu kamen Behauptungen wie die angebliche Unfruchtbarkeit durch die Covid-Impfung, die Beimischung von Kontroll-Mikrochips in den Impfstoff oder dessen Durchsetzung mit der Substanz Graphen und ihren Derivaten, die einige Geimpfte magnetisch machen und im menschlichen Organismus wie «molekulare Rasiermesser» wirken würden. Ab dem Frühjahr 2021 verbreitete ein selbsternannter «Corona-Ausschuss» aus Deutschland im Internet Videos, in denen behauptet wurde, 25 Prozent der Geimpften würden umgehend sterben, weitere 36 Prozent hätten lebensgefährliche Nebenwirkungen, und von einer «organisierten Massentötung» die Rede war. Ende 2021 setzte ein angeblicher südafrikanischer Arzt über Youtube die in den Social Media vielfach geteilte Behauptung in Umlauf, die Corona-Impfungen hätten das Ziel, die Weltbevölkerung zu vergiften und um mehrere Milliarden zu reduzieren. Diese Phantasmagorien passten sich nahtlos in aktuelle Verschwörungstheorien ein, die etwa unter den Codeworten «Plandemie», «Great Reset» oder «New World Order» zirkulierten.

In verschiedenen Ländern kam es zu Demonstrationen vor und Attacken auf Impf- und Testzentren, Schulen, Spitäler und Medienhäuser. Anfang November 2021 etwa unterband die Polizei einen unbewilligten Marsch auf das Impfdorf im Hauptbahnhof Zürich, und in verschiedenen Teilen der Schweiz kam es zu Störaktionen und Bespitzelungsaktivitäten durch Impfgegner:innen bei mobilen Impfzentren und Schulen. Bereits ab September marschierte an Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmassnahmen die Neonazi-Gruppe «Junge Tat» unter dem Tarnnamen «Jugend gegen Impfzwang» mit. Bei einem Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer in der Schweiz Mitte Februar 2022 kam es zu (wenig befolgten) Protestaufrufen vonseiten Impfgegner:innen. Auf den Social-Media-Kanälen der Corona-Schutzmassnahmengegnerorganisation «Mass-Voll!» – die zuvor etwa am Marsch auf das Impfdorf im Zürcher Hauptbahnhof beteiligt gewesen war, die Legitimität der zweiten Abstimmung über das Covid-Gesetz bestritt und zustimmend ein Statement des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko gegen die «internationalen Betrüger» verbreitet hatte («Mass-Voll!» auf Facebook, 24.1.2022) – wurde Nehammer als «Impfzwang-Kanzler», «Despot» und «Menschenrechtsleugner» bezeichnet. «Mass-Voll!»-Präsident Nicolas Rimoldi behauptete gar, Österreich verübe «derzeit die schlimmsten Menschenrechtsverbrechen seit dem zweiten Weltkrieg» («Mass-Voll!» auf Telegram, 14.2.2022; «Mass-Voll!» auf Facebook, 14.2.2022).

In anderen Ländern radikalisierten sich Teile der Szene noch stärker: In Grossbritannien stürmten Ende August 2021 «Anti-Vaxxers» das Hauptquartier von ITV News und Channel 4 News in London, im Dezember dann ein Covid-Testzentrum in Milton Keynes sowie ein Krankenhaus in Liverpool, und im Januar 2022 wurden systematische Rekrutierungsbemühungen und paramilitärische Übungen der radikalen Antiimpforganisation «Alpha Men Assemble» publik. Anfang September 2021 erfolgten in Rom und fünf norditalienischen Städten Razzien der Anti-Terror-Behörden gegen Mitglieder der Impfgegner:innen-Telegram-Gruppe «Die Krieger» mit Verdacht auf Planung von Sprengstoffanschlägen. In Deutschland stellten die Behörden im Dezember 2021 nach Morddrohungen gegen den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer in mehreren Razzien bei Mitgliedern der Telegram-Gruppe «Dresden Offlinevernetzung» Waffen sicher. In Bulgarien versuchten radikale Impfgegner:innen Mitte Januar 2022, im Verbund mit Rechtsextremen das Parlamentsgebäude zu stürmen. Und in Kanada blockierten Impfgegner:innen ab Ende Januar 2022 mit unablässig hupenden Lastwagen zentrale Verkehrsachsen der Hauptstadt Ottawa und provozierten damit Mitte Februar die erstmalige Aktivierung des Notstandsgesetzes.

Wiederum flossen auch weltanschauliche Impfgegnerschaft und Propaganda aus dem Feld der internationalen Politik zusammen: Die Auslandsprogramme des russischen Regierungssenders «RT» in deutscher, französischer und englischer Sprache berichteten ausführlich und tendenziell zustimmend über Proteste gegen die Covid-Schutzmassnahmen sowie Impfskepsis in westlichen Ländern (inklusive der Schweiz), veröffentlichten kritisch-polemische Meinungsartikel zur Corona-Politik (verfasst etwa vom ehemaligen Stasi-Topspion Rainer Rupp alias «Topas»), widmeten den Aktivitäten des deutschen «Corona-Ausschusses» sogar eine eigene Serie sehr ausführlicher Artikel und brachten auch zahlreiche Meldungen über die angeblich fehlende Wirksamkeit oder gar Schädlichkeit westlicher Covid-Impfstoffe (jeweils mit dem Disclaimer, «Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe» seien «umstrittene Themen»). Diese Artikel und Videos wurden in Facebook- und Telegram-Gruppen von Impfgegner:innen intensiv geteilt und kommentiert. Zur Orientierungsdebatte im Bundestag über eine eventuelle Covid-Impfpflicht publizierte «RT» – sinnigerweise am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz – einen Meinungsartikel mit dem Titel «Impfen macht frei?» (RT DE, 27.1.2022). Hingegen stellte sich «RT» deutlich hinter die Covid-Massnahmen und Impfbemühungen der eigenen Regierung.

Material zum Thema im Sozialarchiv (Auswahl)

Archiv

Ar 573.12.1 Konsumentenforum Sektion Zürich: Eigene Broschüren bzw. Mitherausgeberschaft
Ar 685.10.55 Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte: Archivalien: Lied über das Geimpftwerden, um 1918
Ar SAH 20.973.62 Schweizerisches Arbeiterhilfswerk: Türkei, 1970-1971

Sachdokumentation

KS 610/12 Präventivmedizin & Gesundheitserziehung; Erste Hilfe
KS 610/29 Ansteckende Krankheiten, Seuchenbekämpfung: Allgemein
KS 610/31 Ansteckende Krankheiten, Seuchenbekämpfung: Pocken, Impfzwang
ZA 64.0 *7 Präventivmedizin & Gesundheitserziehung
DS 3048 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Was muss ich alles über die Impfung wissen?
DS 3049 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Was muss ich alles über die Impfung wissen?
DS 3050 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Ich werde mich impfen lassen
DS 3051 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Ich werde mich impfen lassen
DS 3052 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Ich werde mich impfen lassen
DS 3053 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Ich werde mich impfen lassen
DS 3054 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Allgemeine Informationen zur Covid-19-Impfung
DS 3056 Bundesamt für Gesundheit (BAG): COVID-19-Impfung: Informationen für Erwachsene mit einer chronischen Krankheit und Personen ab 65 Jahre
DS 3148 Public Eye et al.: Für einen nichtdiskriminierenden Zugang zu COVID-19-Behandlungen und -Impfungen: Es braucht eine Ausnahmeregelung zum TRIPS-Abkommen
DS 3173 Public Eye: Big Pharma: Profit um jeden Preis
DS 3252 Schweizer Tourismus-Verband (STV): Impf- und Teststrategie sowie Covid-Free-Nachweis
DS 3289 Freiheitsboten Stadt Zürich: Besonderer Schutz – Vor! Oder für?
DS 3398 Freunde der Verfassung: Das Covid-Gesetz beendet die freie Schweiz
DS 3413 Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-Politik: Referendum 2 gegen das COVID-19-Gesetz – Verschärfungen vom 19. März 2021
DS 3415 Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-Politik et al.: Neues Referendum gegen die Covid-Gesetz-Verschärfungen vom 19. März 2021
DS 3418 Junge SVP: Referendum 2 / Covid-19-Gesetz
DS 3472 Schweizerzeit: Auf dem Weg zum Impfzwang
DS 3504 ANIMAP: Wollen wir das wirklich?
DS 3552 Schweizerzeit: Landesweite Einführung der Zertifikatspflicht – Eklatanter Verstoss gegen elementare Rechte
DS 3581 Freunde und Freundinnen der Verfassung: Menschen diskriminieren? Gefährliche Covid-Verschärfung Nein
DS 3610 Schweizerische Eidgenossenschaft: Gemeinsam aus der Pandemie
DS 3611 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Gute Gründe, sich gegen Covid-19 zu impfen
DS 3612 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Jetzt auch für Jugendliche ab 12 Jahren empfohlen: Die Covid-19-Impfung
DS 3623 Wir Für Euch: Covid-Zertifikatspflicht in der Schweiz – eine rechtliche Analyse
DS 3633 Impfaufruf der Parteipräsidien / Appel à la vaccination des président-es de parti
DS 3646 Schweizerzeit: Impfwoche – Geldverschwendung für nichts
DS 3648 28 Minuten für die Schweiz
DS 3657 Ja-Kampagne der Zivilgesellschaft für das Covid-Gesetz: Freiheitsimpfler, Freiheitsimpflerin
DS 3679 Freunde und Freundinnen der Verfassung: Impfzwang für alle?
DS 3680 Freunde und Freundinnen der Verfassung: Zertifikat nur mit Dauerimpfen! Gefährliche Covid-Verschärfung Nein
DS 3688 Mass-Voll!: Die Jagd ist eröffnet
DS 3691 Mass-Voll!: Die Zweiklassengesellschaft ist in der Schweiz angelangt
DS 3693 Mass-Voll!: Die neue Normalität heisst Diskriminierung
DS 3694 Mass-Voll!: Zweiklassengesellschaft, vorwärts, marsch!
DS 3697 Freunde und Freundinnen der Verfassung; Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-Politik; Netzwerk Impfentscheid: Das Referendum II gegen das Covid-Gesetz wird zustandekommen
DS 3700 Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS): Position der SP Schweiz zur Corona-Situation
DS 3705 Mass-Voll!: Verfassungswidrige Zwangsmassnahmen – wir werden energisch Widerstand leisten!
DS 3748 Schweizerische Volkspartei (SVP): Grundsätze zur Corona-Politik und die Haltung der SVP
DS 3780 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Jetzt unbedingt beachten: Impfen lassen
DS 3781 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (Pfizer/BioNTech, Moderna)
DS 3782 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Covid-19-Impfung für Kinder von 5-11 Jahren
DS 3783 Bundesamt für Gesundheit (BAG): Informationen zur Covid-19-Impfung für Jugendliche ab 12 Jahren

Bibliothek

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12. März 2022Christian Koller zurück