Hannes Lindenmeyer: Aussersihl bewegt. Der Zürcher Kreis 4. Zürich, 2021
Über hundert Jahre lang war der Zürcher Stadtkreis Aussersihl eine Hochburg der Arbeiterbewegung – das 1964 eingeweihte «Denkmal der Arbeit» auf dem Helvetiaplatz zeugt noch heute von dieser Geschichte. Ansonsten hat sich das Quartier stark verändert; es gehört nun der hippen und kreativen Stadtbevölkerung, die in den einstigen Industrie- und Handwerksgebäuden an den neuesten Trends herumtüfteln. Die Armut von damals ist verschwunden – samt dem Siechenhaus St. Jakob an der Ecke Kasernen-/Badenerstrasse und dem Hinrichtungsplatz Hauptgrube gegenüber dem heutigen Bezirksgericht. Davon – und von vielem mehr – erzählt Hannes Lindenmeyer in seinem Buch, welches zum 125-jährigen Jubiläum des Quartiervereins Aussersihl-Hard erschienen ist.
«Bewegt und bewegend» ist der Stadtteil Aussersihl aber weiterhin, starten doch die meisten politischen Demonstrationen noch heute auf dem Helvetiaplatz. Aussersihl stand stets für Menschen, die sich zusammenschlossen, um Häuser zu besetzen oder eine Baugenossenschaft zu gründen, für den Frieden zu kämpfen, gleiches Recht für Frauen einzufordern oder sich für Migrant/innen einzusetzen. Der reich bebilderte Band, in dem auch Fotografien aus dem Bestand des Sozialarchivs abgedruckt sind, macht diese ereignisreiche Geschichte erfahrbar und schlägt den Bogen zu Aussersihls heutigen Bewohner/innen.
Bestände zum Thema im Sozialarchiv:
Papierarchiv (Auswahl):
- Ar 11 Grütliverein Aussersihl
- Ar 201.127 Arbeiter-Radfahrerverein Zürich
- Ar 111 Pflüger, Paul (1865-1947)
- Ar 201.217 1.-Mai-Komitee Zürich
- D 2114 Aussersihler Zeitung: die unabhängige Quartierzeitung, con la pagina italiana, 1983-1986
- N 4283 Auf die Barrikaden! Zeitung der Quartiergruppe Wiedikon/Aussersihl (Y-Gegner), 1974-1975
- 38.5 *ZH Sozialdemokratische Partei: Stadt & Kanton Zürich (SP Zürich)
- CZH Zürich
David Signer: Afrikanische Aufbrüche. Wie mutige Menschen auf einem schwierigen Kontinent ihre Träume verwirklichen. Basel, 2021
«Es gibt keinen Kontinent, auf dem die Lebensbedingungen für die Mehrheit so hart sind wie in Afrika. Aber zugleich existiert wohl keine andere Weltregion, in der die Leute so einfallsreich, kreativ und wagemutig sind, wenn es darum geht, Hindernisse zu überwinden.» Dieser Satz fasst zusammen, was David Signer in seinem Buch zu Afrika zeigen will. Er lebte selber als NZZ-Korrespondent im Senegal und möchte mit seinem Buch der «Schwarz-Weiss-Malerei», zu der Aussenstehende in Bezug auf Afrika oft neigen, etwas entgegensetzen.
Und so erzählt er anhand von 18 Porträts aus verschiedenen afrikanischen Ländern von Menschen, denen es trotz aller Widerstände gelang, ihre Wünsche zu verwirklichen. Da ist beispielsweise die senegalesische Wäscherin und Witwe Djouma Ngom, die zehn Kinder zu versorgen hat und einen miserablen Lohn erhält. Nun hat sie sich mit anderen Wäscherinnen zusammengeschlossen und kämpft für bessere Arbeitsbedingungen. Godfrey Masauli aus Malawi hingegen träumte schon als Kind in seinem Dorf vom Fliegen. Heute besitzt er tatsächlich, nach einer Reihe unwahrscheinlicher Ereignisse, eine Pilotenlizenz. «Afrikanische Aufbrüche» macht Hoffnung – ohne die harten Lebensbedingungen in Afrika zu beschönigen.
Karin Fuchs, Paul Eugen Grimm, Martin Stuber: Nutzen und schützen. Johann Coaz (1822–1918), der Wald und die Anfänge der schweizerischen Umweltpolitik. Zürich, 2021
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich in der Schweiz eine nationale Umweltpolitik herauszubilden. Die beiden Bundesgesetze von 1876 und 1902, mit denen eine nachhaltige Forstwirtschaft verankert wurde, setzten die entscheidenden Meilensteine. Der Bündner Johann Coaz spielte in dieser Umbruchphase eine zentrale Rolle. In jungen Jahren war er am nationalen Projekt der Dufourkarte beteiligt, später engagierte er sich während zweier Jahrzehnte als Forstinspektor für den Bündner Wald. 1875 zum ersten eidgenössischen Oberforstinspektor gewählt, realisierte er eine nachhaltige Forstpolitik auf nationaler Ebene. Erst im Alter von 92 Jahren setzte er sich zur Ruhe, nachdem er den Schweizerischen Nationalpark entscheidend mitbefördert hatte.
Coaz gilt bis heute als Vorkämpfer für das Forstwesen in der Schweiz. 2016 wurde sein Nachlass an das Staatsarchiv Graubünden übergeben. Der vorliegende Band würdigt das Leben des bis anhin eher unbekannten Pioniers und wertet die verschiedenen Quellen – darunter auch die Tagebücher – des vielfältig tätigen Forstreformers aus.