Anina Zahn: Wider die Verunsicherung. Arbeitslosenkomitees in der Schweiz, 1975–2002. Zürich, 2021
1975 steckt die Schweiz in einer Krise. Um den steigenden Arbeitslosenzahlen zu begegnen, wird die obligatorische Arbeitslosenversicherung (ALV) eingeführt. Zur selben Zeit entstehen selbstorganisierte Gruppen von Arbeitslosen, die sich Arbeitslosenkomitees nennen. Beharrlich protestieren sie gegen Verschlechterungen bei der Arbeitslosenversicherung, auch in den folgenden Krisen der 1980er- und 1990er-Jahre.
Die vom Fonds «Forschung Ellen Rifkin Hill» unterstützte Dissertation erzählt die Geschichte der Arbeitslosigkeit und der Arbeitslosenbewegung aus Sicht der Betroffenen während einer entscheidenden Übergangsphase der Industriegesellschaft. Die Beziehung der Arbeitslosen zum Sozialstaat wird am Beispiel von fünf Arbeitslosenkomitees in der Deutschschweiz und der Romandie bis ins Jahr 2002 untersucht. Für ihre Abhandlung hat die Autorin auch zahlreiche Quellen aus dem Sozialarchiv eingesehen.
Bestände zum Thema im Sozialarchiv:
- F 5069 comedia Zürich
- Ar SAH Schweizerisches Arbeiterhilfswerk SAH
- Ar 509 Zürcher Arbeitslosenkomitee ZAK
- Dossier 61.7 Arbeitslosenversicherung
Mélanie Gerber, Sabine Hunziker, Silvio Saxer: Oase in einer Wüste der Ordnung. Die Geschichte einer unbeugsamen Berner Protestgruppe zum Thema Drogenpolitik. Boll, 2021
Nicht nur Studierende, sondern auch Schülerinnen und Schüler bildeten einen wichtigen Teil der 80er-Bewegung: Rund 2’000 traten am 18. November 1987 in Bern in einen Proteststreik, um sich für unabhängige Lebens- und Kulturräume einzusetzen. Die aus der Bewegung entstandene SchülerInnenkoordination Bern (SIKB) setzte sich nicht nur für die Rechte von Schülerinnen und Schülern ein, sondern betrieb ab Winter 1990/91 mehr als 20 Jahre lang eine Gassenküche in den Strassen der Bundesstadt.
Anhand von Gesprächen mit Aktivistinnen und Aktivisten und vielen erstmals erschlossenen Archivquellen wird die Tätigkeit der Gruppe, die sich 2013 schliesslich aufgelöst hat, nacherzählt.
Bestände zum Thema im Sozialarchiv:
- Ar 472 Dokumentation Subkultur Bern
- Dossier 10.01 C *1 Alternativkultur, alternative Kulturbetriebe in der Schweiz
Nadina A. Brügger: Helvetias Töchter. Kampf, Streik, Stimmrecht. Acht Frauengeschichten aus der Schweiz von 1846 bis 2019. Embrach, 2021
«Helvetias Töchter» beleuchtet für einmal nicht prominente Vertreterinnen der Schweizer Frauenbewegung, sondern acht «gewöhnliche» Frauen, die den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten entstammen. Es sind zudem fiktive Biografien von Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leb(t)en und stellvertretend für viele Frauen ihrer Generation stehen.
So beispielsweise diejenige von Luisa: Im November 1918 erlebt die Fabrikarbeiterin den Tag des Landesstreiks als aktive Teilnehmerin in Zürich. Sie eilt durch die von Soldaten besetzte Stadt und schliesst sich schliesslich dem Marsch von Tausenden ArbeiterInnen an. Neun Forderungen hat das Oltener Aktionskomitee dem Bundesrat vorgelegt; Punkt 2 des Programms fordert das aktive und passive Frauenwahlrecht. Viele weitere Forderungen werden allerdings noch folgen (müssen), bis dieses endlich Realität wird.
> Siehe auch die bereits erschienenen Beiträge von Christian Koller zum Thema:
Vor 25 Jahren: Der Frauenstreiktag vom 14. Juni 1991
Vor 150 bis 30 Jahren: Der lange Weg zum Schweizer Frauenstimmrecht