Laurence Danguy : Le Nebelspalter zurichois (1875-1921). Au cœur de l’Europe des revues et des arts. Genf, 2018
Den «Nebelspalter» gibt es seit 1875, und somit ist er das älteste immer noch erscheinende Satire-Magazin weltweit! Im vom Nationalfonds unterstützten Buch der Lausanner Kunsthistorikerin Laurence Danguy werden Gründungszeit und Anfangsjahre zwischen 1875 und 1921 beschrieben, eine Zeit, in welcher illustrierte Zeitschriften und insbesondere Satiremagazine in Europa – und vor allem auch in der Schweiz – ihre grosse Blütezeit erlebten.
Vom Zürcher Jean Nötzli als «Illustriertes humoristisch-politisches Wochenblatt» gegründet, erfährt das Magazin eine erste Zeit der Kontinuität, welche erst 1922 mit dem Umzug nach Rorschach und einer redaktionellen Überarbeitung aufgebrochen wird. Der Band zeichnet die Zürcher Jahre nach und zeigt die besten Karikaturen im Grossformat.
> Der «Nebelspalter» kann ab Erscheinungsjahr 1935 in gedruckter Form im Lesesaal des Sozialarchivs eingesehen werden (bestellbar via Signatur N 1145). Die Zeitschrift liegt aber auch von der Nationalbibliothek digitalisiert (bis ins Jahr 2010) auf e-periodika vor.
Silvia Bolliger: Im Zeichen der Nationalisierung. Die Haltung der Universität Zürich gegenüber ausländischen Studierenden in der Zwischenkriegszeit. Wien, 2019
Die Dissertation der Historikerin und ehemaligen UZH-Archivarin Silvia Bolliger behandelt erstmalig das Verhalten von Angehörigen einer Schweizer Universität gegenüber ausländischen und insbesondere jüdischen Studierenden in den Jahren von 1919 bis 1939. Anhand von Daten weist Bolliger nach, dass diese Studierenden hauptsächlich aus Deutschland, Polen und den USA nach Zürich kamen. Anfänglich herrschte eine lockerere Zulassungspolitik, da man gar auf den Zuzug von akademischem Nachwuchs aus dem Ausland angewiesen war. Im Verlauf der 1930er Jahre wurde die Politik indes restriktiver – vor allem was jüdische Studierende betraf. So wurde beispielsweise ab 1933 die Konfession erfasst, die vorher kein Thema war. Zahlreiche Personen wurden nun nicht zum Studium zugelassen, und obwohl die Gründe für die Abweisungen nicht überliefert sind, lässt sich doch annehmen, dass dafür ein latenter Antisemitismus ausschlaggebend war.
Bolligers «Zürcher Fallstudie» ermöglicht eine umfassende Übersicht zum «Ausländerstudium» an einer Schweizer Universität während der Zwischenkriegszeit und leistet einen wichtigen Beitrag zur studentischen Migrationsgeschichte. Insbesondere zeigt sie, dass auch die Universität und somit die Wissenschaft in Krisenzeiten für nationale Zwecke instrumentalisiert wurde.
Peter Wahl (Hg.): Gilets Jaunes. Anatomie einer ungewöhnlichen sozialen Bewegung. Köln, 2019
Bisher liegt deutschsprachige Sachliteratur, die sich mit der in Frankreich stark gewordenen Gelbwestenbewegung befasst, nur vereinzelt vor. Mit dem Band «Gilet Jaunes. Anatomie einer ungewöhnlichen sozialen Bewegung» erschien nun eine Aufsatzsammlung von Autorinnen und Autoren, die sich mit der Protestbewegung befassen.
Die Bewegung, die sich ab November 2018 formierte und mittlerweile etwas abgeflaut ist, lässt sich nicht ohne Weiteres einordnen. Die «Gelbwesten» haben kein politisches Programm, keine definierten Organisationsstrukturen und auch keine ernannten oder selbsternannten SprecherInnen. Die Bewegung wurde vor allem anfänglich als rechts beeinflusste Gruppierung wahrgenommen, zuweilen aber auch von zahlreichen linken Intellektuellen und auch grossen Teilen der Bevölkerung unterstützt. Das Buch beleuchtet verschiedene Aspekte der ebenso heterogenen wie kontroversen soziale Bewegung, deren Stossrichtung nur schwer zu fassen ist.