de | en | fr

100 Jahre Erinnerung an den Landesstreik – ein Schweizerspiegel

Ende 1918 konstatierte eine Broschüre zu den dramatischen Ereignissen der jüngsten Vergangenheit: „Der Landesstreik liegt nur ein paar Tage hinter uns. Wir alle haben ihn miterlebt, mit eigenen Augen gesehen, und dennoch begegnen wir heute den widersprechendsten Darstellungen und Meinungen.“ Kontroversen in der Deutung des Landesstreiks, der als grösste Krise des modernen Schweizer Bundesstaats gilt, sollten sich in der Folgezeit fortsetzen und sind noch heute, im Jahr des hundertjährigen Gedenkens, spürbar. In Anlehnung an Meinrad Inglins Opus Magnum zur Schweiz im Ersten Weltkrieg von 1938 kann man die Memorialkultur um den Landesstreik als einen „Schweizerspiegel“ bezeichnen, reflektiert sie doch wesentliche politische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen der Schweiz des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Das grammatikalische Maskulinum hat dabei durchaus seine Berechtigung: Die Rolle von Frauen in der Landesstreikzeit wurde in der Erinnerung lange Zeit fast gänzlich ausgeblendet und ist erst in jüngster Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden.

Revolutionsbehauptungen, Verschwörungstheorien und Minderheitspositionen

Die kontroversen Deutungen des Landesstreiks traten nicht erst nach dem Ereignis zu Tage – sie hatten sich schon Monate zuvor aufgebaut. Im Verlauf des Krisenjahres 1918 manifestierten sich auf der Linken Gegensätze zwischen Anhängern der offiziellen Beschlusslage von Partei und Gewerkschaften vom Generalstreik als äusserstem Notwehr- und Protestmittel, grundsätzlichen Skeptikern der Generalstreikidee, jugendlich-revolutionären Heissspornen und Schwankenden. Auf der Rechten hatten sich, basierend auf jahrzehntealten Verschwörungstheorien über die Arbeiterbewegung, seit der russischen Oktoberrevolution Ängste vor einem Umsturz in der Schweiz breitgemacht. Das Oltener Aktionskomitee (OAK) wurde in der Presse der Romandie seit dem Frühjahr 1918 als „Soviet d’Olten“ tituliert. General Ulrich Wille verbreitete die – wie sich später herausstellen sollte: falsche – Befürchtung, auf den Konferenzen von Zimmerwald und Kiental sei bereits 1915/16 die Schweizer Revolution beschlossen worden (vgl. SozialarchivInfo 5/2015). Zwar förderte eine grossangelegte Untersuchung der Bundesanwaltschaft nach der Ausweisung der Sowjetmission vom 12. November 1918 keine Belege für einen organisatorischen Zusammenhang zwischen der Streikleitung und den Sowjets zutage und während des Landesstreikhauptprozesses im Frühjahr 1919 bezeichnete der Auditor die Vorstellung, beim Streik habe „fremdes Geld“ eine Rolle gespielt, als „Legende“. Dennoch transformierten sich die Umsturzbefürchtungen von 1918 in eine Geschichtsdeutung, die sich teilweise bis in die 60er Jahre halten sollte.

Immer wieder ausgeschmückt wurde dabei ein angeblich zwei Wochen vor dem Streik produziertes Dokument „Projet d’instructions générales après la révolution en Suisse“, das der im Stab des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau arbeitende russische Übersetzer und Schriftsteller Serge Persky, der seit der Oktoberrevolution Fake-News verbreitete, am 23. April 1919, kurz nach dem Landesstreikprozess, in der „Gazette de Lausanne“ publizierte. Demgemäss seien ein bolschewistischer Umsturz und die Errichtung einer Sowjetschweiz unter dem galizisch-jüdischen Bolschewisten Karl Radek geplant gewesen. Das OAK wies die angeblichen „Instruktionen“ am 26. April 1919 als von Persky entweder selbst angefertigte oder weiterverbreitete Fälschung zurück und auch der freisinnige Untersuchungsrichter Albert Calame konstatierte nach einer Befragung Perskys in einem Bericht an die Bundesanwaltschaft, es handle sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine Fälschung aus russischen Exilkreisen. Dies tat der jahrzehntelangen geschichtspolitischen Verwendung des Textes indessen keinen Abbruch.

Eine ähnliche Karriere wie Perskys „Instruktionen“ machte das fiktive „Document Guilbeaux“: Der französische Journalist, Schriftsteller und Kommunist Henri Guilbeaux lebte von 1915 bis 1919 in Genf. Nach zwei Inhaftierungen 1918/19 wurde er im Februar 1919 nach Moskau ausgeschafft. Schon vor dem Landesstreik und erneut in den frühen 1920ern kolportierten mehrere Zeitungen, bei Guilbeaux’ Verhaftung seien Revolutions- bzw. Generalstreikanweisungen Lenins an die Schweizer Sozialisten sichergestellt worden. Obwohl Bundesrat Heinrich Häberlin 1925 festhielt, man habe nichts dergleichen gefunden, verschwand das „Document Guilbeaux“ auch danach nicht aus der Diskussion um den Landesstreik. Von Beginn weg wies die Revolutionsbehauptung einen „Röstigraben“ auf: Während in der Deutschschweiz russische und jüdische Bolschewisten als Drahtzieher behauptet wurden, glaubte man in der Romandie eine zweite Gruppe von Urhebern ausmachen zu können: deutsche Emissäre, die die Schweiz ins Chaos stürzen wollten, von wo die Revolution auf die siegreichen Entente-Staaten übergreifen sollte.

Schon 1917/18 hatte sich auch in der Schweiz das international um sich greifende Phantasma des „Judeo-Bolschewismus“ ausgebreitet, das im diplomatischen und fremdenpolizeilichen Apparat sowie einem Teil der Presse rasch omnipräsent wurde und ab 1920 durch die Verbreitung der gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“ weiteren Auftrieb erhielt. Die Erinnerung an den Landesstreik wurde in diese Vorstellung vom Bolschewismus als Instrument einer jüdischen Weltverschwörung eingepasst. Einflussreich wurde die Broschüre „Les troubles révolutionnaires en Suisse de 1916 à 1919“ des Militärpublizisten Paul de Vallière, die im Zusammenhang mit einer Kampagne zur Verhinderung der Wahl Robert Grimms zum Nationalratspräsidenten erstmals 1926 erschien und die Revolutionsvorstellung für Jahrzehnte prägte. De Vallière behauptete in seiner mit zahlreichen faktischen und chronologischen Fehlern behafteten Schrift, der „revolutionäre Streik“ sei im September 1918 von den zumeist jüdischen Bolschewisten „im Prinzip in Moskau beschlossen“ worden und berief sich dabei auf Persky und das „Document Guilbeaux“.

Die Memorialkultur der Arbeiterbewegung sah den Landesstreik natürlich ganz anders. In der Festschrift zum 50-Jahre-Jubiläum des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes 1930 schrieb Volksrecht-Redaktor Friedrich Heeb: „Dass er überhaupt ausbrach und zu dieser umfassenden Arbeitsniederlegung führte, ist nur verständlich, wenn man sich die Unsumme von Erbitterung und Enttäuschung, von Not und Entbehrung vor Augen hält, die der Weltkrieg nach mehr als vier Jahren Dauer im schweizerischen Arbeiter aufgehäuft hatte. All das hatte die Psyche des Proletariers aufs nachhaltigste beeinflusst, hatte das Denken und Fühlen von Hunderttausenden radikal umgestaltet.“ Als weitere Faktoren nannte Heeb die Nachrichten von den Revolutionen im Ausland sowie das Militäraufgebot von Anfang November 1918. Diese Sicht blieb weitgehend auf die sozialdemokratisch-gewerkschaftliche Publizistik beschränkt. Als 1928 ehemalige Streikführer den 10. Jahrestag begingen, löste dies auf der bürgerlichen Seite Empörung aus und es wurde die Ernsthaftigkeit des Bekenntnisses der Arbeiterbewegung zum demokratischen Staat angezweifelt. Die Kommunisten bauten in ihre Interpretation des Landesstreiks Spitzen gegen die in ihren Augen zögerliche Führung von Sozialdemokratie und Gewerkschaften ein, die von der Basis zum Kampf gedrängt worden sei. Der Streikabbruch erschien in dieser Perspektive als „Kapitulation“.

Nur wenige Publikationen ausserhalb des sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Milieus wichen von der bürgerlichen Revolutionsbehauptung ab. Dazu gehörte der Landesstreik-Artikel im „Historisch-Biographischen Lexikon der Schweiz“ von 1934, verfasst vom Zürcher Stadtarchivar Eugen Hermann, der selber am Landesstreik teilgenommen hatte und diesen bemerkenswert multikausal interpretierte, Versorgungsprobleme, Teuerung und „ein Verharren bei den Methoden der bisherigen Politik“ ebenso nannte wie Streikwellen im Ausland und „Einflüsse der Weltpolitik“. SMUV-Präsident Konrad Ilg, während des Landesstreiks stellvertretender OAK-Vorsitzender und dann einer der Architekten des „Friedensabkommens“ in der Maschinen- und Metallindustrie von 1937, betonte 1938 in einer Festschrift für den freisinnigen Altbundesrat Edmund Schulthess den nichtrevolutionären Charakter des Landesstreiks: „Wer das Gegenteil behauptet, tut es aus Mangel an besserem Wissen oder verwechselt die tatsächlichen Beschlüsse der verantwortlichen Instanzen mit Auseinandersetzungen in der Presse oder mit Entschliessungen kleiner, nicht massgebender Zirkel, die der damaligen verbitterten politischen Atmosphäre zuzuschreiben waren. […] Der Landesstreik in seiner Gesamterscheinung muss als eine Entladung aufgestauter Unzufriedenheit und Verärgerung grosser Volksmassen nach jahrelangen Entbehrungen, moralischen Erschütterungen und politischen Unzulänglichkeiten auf dem Hintergrund grosser weltpolitischer Ereignisse betrachtet werden. Er war keine revolutionäre Erhebung.“

Der Landesstreik in der Geistigen Landesverteidigung

Der Umgang mit dem Landesstreik in der Geistigen Landesverteidigung ab Mitte der 30er Jahre folgte den verschiedenen Variationen dieser Kulturpolitik, die die Forschung in den letzten zwei Jahrzehnten herausgearbeitet hat: Zur „geschlossenen“, auf Ausgrenzung der gesamten Linken abzielenden und mit rechtsautoritären Staatsmodellen liebäugelnden Spielart gehörte etwa das vom „Komitee für die Herausgabe vaterländischer Literatur“ in der zweiten Hälfte der 30er Jahre vorangetriebene Buchprojekt „Der rote Weltsturm und die Eidgenossen“, das den Landesstreik mit stark xenophober Stossrichtung als Revolutionsversuch darstellen und mit Erfahrungsberichten unterfüttern wollte. Das Buch kam aber nicht zustande. 1938 stellte der von Rechtskreisen um Altbundesrat Jean-Marie Musy und den nachmaligen SS-Obersturmbannführer Franz Riedweg in deutschen Studios produzierte Film „Die Rote Pest“ den Landesstreik zusammen mit sozialen Unruhen und politischen Konflikten in aller Welt als Teil einer jüdisch-bolschewistisch-intellektualistischen Verschwörung dar. Die „offene“, auf einen nationalen Schulterschluss unter Einbezug der Arbeiterbewegung abzielende Spielart der Geistigen Landesverteidigung konnte sich auf keine bestehende Interpretation des Landesstreiks abstützen und so vermied man zuweilen lieber, das Thema anzusprechen. Prominente Beispiele sind die zwei Kinoproduktionen „Füsilier Wipf“ (1938) und „Gilberte de Courgenay“ (1941).

Der 25. Jahrestag fand 1943 wenig Resonanz. Der Landesstreik war während des Zweiten Weltkriegs aber keineswegs vergessen. Die Lageberichte des Aufklärungsdienstes von „Heer & Haus“ zur Stimmung in der Bevölkerung zeigen, dass angesichts der neuerlichen massiven Reallohnverluste viele ein neues „1918“ befürchteten – oder erhofften. Vor diesem Hintergrund gab der freisinnige Bundespräsident Walther Stampfli in seiner Neujahrsansprache 1944 das Versprechen ab, dass bis 1948 die AHV eingeführt werde – einen Punkt der Landesstreikforderungen von 1918 und Verfassungsauftrag von 1925 aufgreifend. Der Waadtländer Historiker und liberale Politiker André Lasserre hatte deshalb nicht unrecht, wenn er in einer Studie über die öffentliche Meinung zwischen 1939 und 1945 den November 1918 „fast als Schlüsseldatum des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz“ bezeichnete: „Es ist der grosse Ansporn für die Bestrebungen der Sozialreform, Hebel für die eine Seite, quälende Erinnerung und feierliche Mahnung für die andere. Immerhin kommt es nicht oft vor, dass die ‚Lehren der Geschichte’ etwas nützen.“

Perspektivenwandel im Zeichen von Sozialpartnerschaft und Konkordanz

Der 30. Jahrestag des Landesstreiks fiel just mit der von 80% der Stimmenden gutgeheissenen Einführung der AHV zusammen (vgl. SozialarchivInfo 3/2017). Während sich die bürgerliche Presse dezidiert dagegen verwahrte, irgendwelche Bezüge zwischen „1918“ und dem grossen sozialpolitischen Wurf von 1947/48 herzustellen, nahm in der Arbeiterbewegung eine andere Deutung Form an. Hier wurden nun zunehmend sozialpolitische Errungenschaften, die bereits im Forderungskatalog des Landesstreiks figuriert hatten, ursächlich auf diesen zurückgeführt – etwa mit Hinweis darauf, dass der freisinnige Bundespräsident Felix Calonder in der Landesstreiksession von 1918 die Einführung der AHV „lebhaft befürwortet“ hatte und die 48-Stunden-Woche bereits kurz darauf Realität geworden war.

Das letzte noch lebende OAK-Mitglied Friedrich Schneider führte 1958 in seiner Grabrede für Robert Grimm aus: „Das Oltener Aktionskomitee wollte keine Revolution, wie ihm angedichtet wurde. Es wollte die Linderung der Not gegen einen in alter manchesterlicher Denkweise befangenen Bundesrat erzwingen. Darüber hinaus hat die vom Komitee ausgelöste Aktion auch den kapitalistischen Widerstand gegen die Gleichberechtigung der Arbeiterschaft in Wirtschaft und Gesellschaft so überrannt, dass alle späteren Versuche, das Rad der Zeit zurückzudrehen, scheitern mussten. Die Nachfahren mögen über den Landesstreik 1918 denken, wie sie wollen, und ihn so zwiespältig beurteilen wie die Zeitgenossen. Er hat aber doch der Menschwerdung der Arbeiterklasse die Hindernisse aus dem Weg geräumt und ihr ermöglicht, zum vollwertigen Gliede des Schweizervolkes zu werden.“ Zehn Jahre darauf bezeichnete der pensionierte Gewerkschaftsfunktionär und Zeitzeuge Constant Frey den Landesstreik als eine „expérience profitable à tous“, die mittelfristig zahlreiche Verbesserungen bewirkt habe.

Angesichts der zunehmenden Integration der Arbeiterbewegung in den antikommunistischen Nachkriegskonsens, der sich auf Elemente wie die Konkordanz und den Arbeitsfrieden stützte, wurde die Revolutionsbehauptung der Zwischenkriegszeit geschichtspolitisch dysfunktional, sie verschwand aber keineswegs sofort. Noch 1957 sprach eine Festschrift des Christlichnationalen Gewerkschaftsbundes, der im Schatten des sehr viel grösseren Schweizerischen Gewerkschaftsbundes stand, von einem „verantwortungslose[n] Revolutionsversuch des Oltener Aktionskomitees“, das im November 1918 „dringende Forderungen sozialer Natur als Vorwand genommen“ habe, „um die Macht im Staate an sich zu reissen“. Roger Masson, Ex-Chef des Nachrichtendienstes und ETH-Militärwissenschaftler, repetierte 1960 in der „Revue Militaire Suisse“ unter ausdrücklichem Bezug auf de Vallière die klassische Revolutionsbehauptung, laut der Grimm direkter Befehlsempfänger Lenins und Radek als Diktator der Schweiz vorgesehen war. Gemäss Masson gab es „nombreux conspirateurs qui s’intéressent à la révolution helvétique (la plupart étant des Juifs russes, polonais, tchécoslovaques ou allemands)“. Und noch 1970 fanden sich Perskys „Instruktionen“ in einer vom Walliser Historiker Michel Salamin herausgegeben Quellensammlung als angeblich authentisches Dokument.

Der konservative Historiker, Publizist und Politiker Peter Dürrenmatt fuhr 1957 in seiner „Schweizer Geschichte“ doppelspurig, indem er „soziales und wirtschaftspolitisches Ungenügen, revolutionäre Theorien und ein revolutionärer Wille“ sowie fehlendes gegenseitiges Vertrauen als Ursachen des Landesstreiks nannte. In Verteidigung der Revolutionsbehauptung trotz fehlender Quellenbelege schrieb der Basler Historiker Edgar Bonjour 1965 in seiner „Geschichte der schweizerischen Neutralität“, das juristische Prinzip „quod non est in actis non est in mundo“ (was nicht in den Akten ist, existiert nicht) gelte für den Historiker nicht. Kurz darauf empfahl Bonjour indessen Markus Mattmüllers Studie zum Theologen Leonhard Ragaz, die den Landesstreik ausführlich behandelte und Bonjours Darstellung quellengestützt widerlegte, der Uni Basel zur Annahme als Habilitationsschrift.

Der Landesstreik als geschichtswissenschaftlicher Gegenstand

Mit dem Aufkommen quellenbasierter Forschung ab den 50er Jahren und dem allmählichen Ablaufen archivischer Sperrfristen veränderte und verfeinerte sich der historiographische Blick auf den Landesstreik: 1955 legte Willi Gautschi seine bei Leonhard von Muralt an der Uni Zürich verfasste Dissertation zum OAK vor. Mit Jahrgang 1920 gehörte Gautschi der Nachlandesstreikgeneration an, hatte im Zweiten Weltkrieg Aktivdienst geleistet und eine Grenadierkompanie kommandiert. In den folgenden anderthalb Jahrzehnten erschienen Bücher von Markus Mattmüller, Paul Schmid-Ammann, Markus Bolliger und abermals Willi Gautschi, dessen zum 50. Jahrestag publizierte, erstmals die Akten des Bundesarchivs sowie mehrerer Staats-, Gewerkschafts- und Parteiarchive umfassend auswertende Gesamtdarstellung bis heute als Standardwerk gilt. Gautschi wies die von ihm so genannte „Konspirations-These“ zurück: „Es liegt kein beweiskräftiges Indiz vor, das die weitverbreitete Auffassung erhärten könnte, das Oltener Aktionskomitee habe einen Umsturz im Sinne einer mit einem Bürgerkrieg verbundenen gewaltsamen Auseinandersetzung geplant. Auch für die Ansicht, dass mittels des ausgelösten unbefristeten Landesstreiks die gesamte Gesellschafts- und Staatsordnung auf unblutige Weise aus den Angeln gehoben werden sollte, besitzen wir keine hinreichenden konkreten Beweise.“ Stattdessen betonte Gautschi strukturelle Probleme der Schweizer Gesellschaft und Politik der „Belle Epoque“, insbesondere die mangelhafte Integration der Arbeiterbewegung, und deren Verschärfung infolge der wirtschaftlichen Entwicklung ab 1914 als Ursachen des Landesstreiks. Diese Sichtweise etablierte sich unter HistorikerInnen unterschiedlicher politischer Couleur als Konsens. So warf der nach der Öffnung russischer Archive in den 90er Jahren von Peter Collmer erbrachte Nachweis, dass sich auch dort keine Belege für eine organisatorische Zusammenarbeit von Streikführung und Sowjetmission finden, keine hohen Wellen mehr.

Die Neue Linke nach 1968 griff dagegen teilweise alte kommunistische Deutungsmuster wieder auf, die der sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Interpretation von den langfristigen Erfolgen des Landesstreiks diametral widersprachen und Gautschis Darstellung von einem neomarxistischen Standpunkt aus kritisierten. So bezeichnete Kaspar Streiff 1974 in einer Quellenedition mit dem Titel „Aus Niederlagen lernen“ die Vorgänge von 1918 als „Putsch der reaktionären Militärs“ und kritisierte die „bürgerlich-karrieristische Haltung Grimms“. Gautschi war in seinen Augen ein „bürgerliche[r] Historiker“, der „die politischen, klassenkämpferischen Aspekte der Geschichte nur halbwegs“ begriffen habe. Aber auch in der akademischen Historiographie fand die Konterrevolutionsthese Fürsprecher: Hans-Ulrich Jost stellte 1988 den Landesstreik in den Kontext einer Krise des fortschrittlichen Liberalismus ab etwa 1900 und den „Durchbruch des Neokonservatismus“. Die „Epoche des Landesstreiks“ sei, „etwas überspitzt formuliert, mit der vorgezogenen Gegenrevolution“ gleichzusetzen. Es erstaune vor diesem Hintergrund nicht, dass rechte Kreise „sich bereits in den ersten Tagen des Landesstreiks mobilisierten und dann vor allem dieses Ereignis benutzten, um die konservative Wende der Schweiz durchzusetzen.“

Demgegenüber sahen in der Zürcher Kantonsgeschichte Bruno Fritzsche und Max Lemmenmeier im Landesstreik die Wiederaufnahme eines Verhaltensmusters, „das schon in den eidgenössischen Religionskriegen im 16. Jahrhundert erprobt wurde und sich noch im Sonderbundskrieg von 1847 bewährt hatte. Nachdem am gegenseitigen Droh- und Imponiergehabe Kräfteverhältnis und Kampfbereitschaft deutlich geworden waren, setzte man sich wieder zusammen, noch ehe die Eskalation nicht unumkehrbar geworden war.“ Die „neue ‚Kappeler Milchsuppe’, die in der Zwischenkriegszeit allmählich bereitet wurde“, habe dann darin bestanden, „dass in die Milch der reformistischen Denkungsart nach und nach die Segnungen des Proporzes und des Sozialstaats hineingebrockt wurden.“

Gautschis Befunde wurden ab den 70er Jahren durch eine Reihe von Regionalstudien bestätigt und vertieft. Zugleich haben diese Untersuchungen grosse regionale Unterschiede offenbart, etwa zwischen Deutschschweiz, Romandie und Tessin, städtischen und ländlichen Gebieten, industriell und landwirtschaftlich geprägten Regionen. Zu erwähnen sind insbesondere ein Sammelband von Marc Vuilleumier von 1977 mit mehreren Beiträgen zu verschiedenen Ortschaften und Gebieten der Romandie sowie Edith Hiltbrunners Studie von 2012 zur Region Grenchen-Solothurn, die die Hintergründe der drei Todesopfer vom 14. November 1918 detailliert rekonstruierte.

Bemerkenswerterweise führte der Aufschwung der Sozialgeschichte in den 70er und 80er Jahren kaum zu einer Intensivierung der Beschäftigung mit dem Landesstreik. Insbesondere wurde der Zeitpunkt verpasst, Oral History mit ZeitzeugInnen zu betreiben, solange dies noch möglich gewesen wäre. Andernorts wurde dies für Aspekte des Kriegsalltags, des Sozialprotests und der Umbrüche bei Kriegsende gemacht. So existieren etwa für den finnischen Bürgerkrieg von 1918 mehrere hundert in den 60er Jahren aufgenommene Interviews und wurden in den 70er und frühen 80er Jahren Zeitzeugengespräche zu antikolonialem Widerstand während des Ersten Weltkriegs in Malawi und im Senegal geführt. Um 1980 nahm die Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Uni Zürich eine Reihe von Gesprächen mit ehemaligen RusslandschweizerInnen zu ihrem Erleben der russischen Revolution und des Bürgerkriegs auf, die sich heute im Sozialarchiv befinden. Zum Landesstreik dagegen existieren nebst wenigen Gesprächtranskripten in populärhistorischen Publikationen lediglich einige Interviews in einer Produktion des Schweizer Fernsehens zum 50. Jahrestag des Streiks. Diese zeigen, dass das Ereignis für Menschen in unterschiedlichen Positionen ein biographischer Einschnitt war und ihr Denken und Handeln teilweise auf Jahrzehnte hinaus geprägt hat.

Hingegen befassten sich ab den 80er Jahren eine Reihe von militärhistorischen Untersuchungen mit dem Ordnungsdienst vor, während und nach dem Landesstreik. Parallel dazu setzten sich verschiedene Publikationen mit führenden Protagonisten des Landesstreiks auseinander und verorteten sie in vielfältigen gesellschaftlichen und politischen Kontexten: OAK-Präsident Robert Grimm, General Ulrich Wille, Generalstabchef Theophil von Sprecher, Oberstdivisionär und späterer Frontenführer Emil Sonderegger, „Bürgerwehrgeneral“ Eugen Bircher, Volksrecht-Redaktor und späterer Bundesrat Ernst Nobs, Bauernführer Ernst Laur. Am meisten zu reden gab dabei im Anschluss an Niklaus Meienbergs kontrovers diskutiertes Buch die Person Willes, deren Erforschung durch den fehlenden Zugang zum Familienarchiv freilich immer noch erschwert ist.

Der Landesstreik als sozialpolitisches Argument und (Nicht-)Thema in der Schule

Der historiographische Grundkonsens zu Ursachen und Charakter des Landesstreiks bedeutete allerdings keineswegs, dass es um das Ereignis keine tagespolitischen Kontroversen mehr gegeben hätte. Aus Anlass der runden Jahrestage 1968 und 1978 gab es in Reden und Artikeln Schlagabtausche zwischen Links und Rechts, die sich auf allgemeinere Art um das Verhältnis von Bürgertum, Staat und Arbeiterbewegung drehten. Bei einer Feier zum 60. Jahrestag bezeichnete der Hauptredner Adolf Muschg den Abbruch des Landesstreiks als „teuersten Loyalitätsbeweis“ und warf den Bürgerlichen vor, in der Sozialdemokratie lediglich „Demokraten auf Bewährung“ zu erblicken. Zugleich floss der Landesstreik auch als Kontrast in Jubiläen des als Gründungsdokument der Sozialpartnerschaft überhöhten „Friedensabkommens“ der Maschinen- und Metallindustrie von 1937 ein (vgl. SozialarchivInfo 2/2017).

Auf der Linken ging die seit der Jahrhundertmitte geläufige Interpretation des Landesstreiks als Initialzündung des sozialen Fortschritts weiter. Anlässlich des 90. Jahrestags bezeichnete SGB-Präsident Paul Rechsteiner den Landesstreik als langfristig „ausserordentlich erfolgreich“. Im Rückblick habe der Forderungskatalog von 1918 „nicht weniger als das Programm für den sozialen und politischen Fortschritt in der Schweiz im 20. Jahrhundert“ formuliert. Ganz anders sah dies Pierre Bessard, Direktor des Think-Tanks „Liberales Institut“. Im Artikel „Der lange Irrweg zum Schweizer Sozialstaat“ (2011) stellte er den Landesstreik als Resultat der „demagogisch geprägten Instrumentalisierung“ einer Wirtschaftskrise dar. Als „willige Helfer der sowjetischen Agitatoren“ habe die Sozialdemokratie die Krisensituation auszunutzen versucht, jedoch hätten ihre Forderungen – wie jene nach einer AHV – „unter den Bürgern keine nennenswerte Unterstützung genossen“.

In Schulbüchern blieben die beiden aus der Geistigen Landesverteidigung ererbten Modi des Umgangs mit dem Landesstreik, seine Darstellung als Revolutionsversuch oder sein Totschweigen, noch bis etwa 1970 vorherrschend. Die Frage der angemessenen Thematisierung des Landesstreiks im Unterricht führte 1976 zu einer längeren Kontroverse in der „Schweizerischen Lehrerzeitung“ zwischen dem Philosophen Hans Saner und dem Historiker und Schulbuchautor Arnold Jaggi, wobei sich letzterer auf den Standpunkt stellte, erst seit der wissenschaftlichen Aufarbeitung durch Gautschi und andere könne das Thema in Schulbücher Eingang finden. Dies fand dann in der Folge statt, wenn auch in sehr unterschiedlicher Ausführlichkeit.

Infotainment und politische Deutungskonflikte hundert Jahre danach

Im Vorfeld des Zentenariums ist das historische und auch geschichtspolitische Interesse am Landesstreik neu erwacht. Am Morgeschtraich 2018 griffen mehrere Cliquen das Thema auf. Im Sommer wurde Olten Schauplatz eines viel beachteten Laientheaters zum Landesstreik, im November eröffnet Bundespräsident Alain Berset in Zürich eine gemeinsame Ausstellung des Landesmuseums und des Sozialarchivs. Im Bundeshaus ist ab Oktober für ein Jahr eine Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Einführung des Proporzwahlrechts zu sehen, die auch den Landesstreik thematisiert. Verschiedene Regionalmuseen, Historische Vereine und Volkshochschulen griffen das Thema mit Sonderausstellungen und unzähligen Veranstaltungen auf. Im Juni eröffnete Bundesrat Johann Schneider-Ammann eine Ausstellung des Museums im Zeughaus Schaffhausen mit einer Rede zum Thema „Die Sozialpartnerschaft – ein Trumpf der Schweiz früher, heute und in Zukunft“. Im November kann mittels einer App die Landesstreikerfahrung der fiktiven Druckerin Hanna miterlebt werden (http://narrative.boutique/hannalarouge/).

Die Medien griffen das Thema ebenfalls frühzeitig auf. Schon ab 2017 befassten sich mehrere Radiosendungen mit dem Landesstreik. Im Februar 2018 zeigte das Schweizer Fernsehen in drei Sprachversionen eine Docufiction von Hansjürg Zumstein, die das Geschehen – dem Genre geschuldet – stark auf die drei Persönlichkeiten von Robert Grimm, Emil Sonderegger (der auch den Part der historischen Figuren Sprechers und teilweise Willes übernahm) und Bundespräsident Felix Calonder zuspitzte, die strukturellen und mittelfristigen Ursachen des Konflikts sehr verkürzte und dafür in einem Epilog den Weg Sondereggers in den Faschismus sowie die Annäherung zwischen Sozialdemokraten und Bürgerlichen in der Geistigen Landesverteidigung und bei der Schaffung der AHV thematisierte. Ein für November geplanter Dokumentarfilm des Westschweizer Fernsehens fokussiert dagegen stärker auf die strukturellen und alltagsgeschichtlichen Aspekte des Landesstreiks, die industrielle Schweiz im frühen 20. Jahrhundert und emblematische Figuren verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und politischer Lager.

Während sich regionale Zeitungen zumeist auf Zustände und Ereignisse ihres Einzugsgebietes konzentrierten und sich dabei auf die Befunde der historischen Forschung stützten, übten sich überregionale Blätter teilweise in eigenen geschichtspolitischen Deutungen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ (25.1.2018) – die bereits Jahre zuvor vor einer erinnerungspolitischen „Usurpation“ des „Erfolgsmodells Schweiz“ durch die Linke im Zuge des Landesstreik-Zentenariums gewarnt und präventiv den Vorwurf der „Geschichtsklitterung“ in den Raum gestellt hatte (21.6.2014) – und die „Basler Zeitung“ (3.3.2018) versuchten durch Trivialisierung der Versorgungskrise von 1918 den Landesstreik in ein von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ursachen losgelöstes, „irrtümliches“ Ereignis umzudeuten. Der „SonntagsBlick“ (4.2.2018) vertrat die Auffassung, nicht der Landesstreik, sondern die Grippe sei das erinnerungswürdigste Phänomen des Jahres 1918. Robert Grimm war für die „Weltwoche“ (4.1.2018) ein „roter Bürgerkrieger“, der „eine Schweiz wie die Sowjetunion“ gewollt habe, für die „Aargauer Zeitung“ (7.1.2018) dagegen der „Schweizer Nelson Mandela“, dem „ein Ehrenplatz in der Geschichte der schweizerischen Freiheit“ gebühre.

Daneben nahmen und nehmen sich auch verschiedene politische Kräfte des Themas an. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hat bereits für November 2017 eine Zentenariums-Tagung organisiert, in deren Eröffnungsrede Paul Rechsteiner den Landesstreik als „zentralen Wendepunkt der neueren Schweizer Geschichte“ in eine Reihe mit der Abschaffung der vormodernen Untertanenverhältnisse 1798 und der Bundesstaatsgründung von 1848 stellte, als Ereignis, das „das Programm für den Fortschritt im 20. Jahrhundert geschrieben“ habe. Im Februar 2018 meinte Bundesrätin Simonetta Sommaruga an einer Parteitagsrede, der Landesstreik habe die Weichen dafür gestellt, dass „wir heute in einem Land leben, in dem möglichst niemand vergessen geht“. Im Juni erinnerte die sozialdemokratische Fraktion im Zürcher Kantonsrat an die Frauendemonstrationen des Sommers 1918 gegen Nahrungsmittelmangel und Teuerung und reichte SP-Nationalrat Fabian Molina eine Interpellation mit Fragen zur Aufarbeitung der militärischen Ordnungsdiensteinsätze der Landesstreikzeit ein. Der Bundesrat sah in seiner Antwort „die Bedeutung des Landesstreiks unter anderem darin, dass er ein Impuls für die in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre sich beschleunigende Ausbildung der Sozialpartnerschaft wurde, welche noch heute entscheidend zur hohen Beschäftigung, zum breiten Wohlstand und zur tiefen Arbeitslosigkeit in der Schweiz beiträgt“. Zahlreiche Gewerkschaftssektionen und lokale sozialdemokratische Parteien widmen im Herbst 2018 dem Landesstreik Veranstaltungen, ein zentraler Anlass des SGB, der SP Schweiz und der Robert-Grimm-Gesellschaft findet am 10. November mit viel Politprominenz in Olten statt.

Auf der anderen Seite hat die Schweizerische Volkspartei frühzeitig den Hut in den deutungspolitischen Ring geworfen und sich für eine Reaktivierung der Interpretation des Landesstreiks als Revolutionsversuch stark gemacht. Bereits in Christoph Mörgelis Festschrift zum hundertjährigen Jubiläum der SVP Zürich wurde diese Linie 2017 aufgegleist. Zur Jahreseröffnung 2018 nahm Altbundesrat Christoph Blocher an einer Rede in Wetzikon eine „Würdigung“ Robert Grimms vor, in der er die Behauptung aufstellte, dieser habe „den revolutionären, bewaffneten Umsturz […] nach sowjetischem Vorbild“ gewollt. Zugleich bezeichnete SVP-Präsident Albert Rösti in einem Webartikel 2018 als „Schlüsseljahr für die Werte der Schweiz“, das er in eine Reihe von Bedrohungen der schweizerischen Unabhängigkeit im 25-Jahres-Zyklus stellte: 1918 („als die Kreise um den Landesstreik am Ende eigentlich eine Revolution vorbereiten wollten, um in der Schweiz kommunistische Ideen zu verbreiten“), der Zweite Weltkrieg, die 68er-Bewegung, die EWR-Abstimmung 1992 und die Diskussion um ein EU-Rahmenabkommen 2018. Kurz darauf sickerte in der Presse die Planung eines Reenactment-Anlasses mit historischen Uniformen im November durch, an dem Christoph Blocher der Schweizer Armee für den Ordnungseinsatz von 1918 danken möchte. Die Gewerkschaftszeitung „Work“ (16.2.2018) reagierte darauf mit einem bissigen Artikel unter dem Titel „Wo ein Wille ist, ist auch ein Wilhelm – und ein Hitler“. Ebenfalls im November findet in Aarau eine Feier zum hundertjährigen Jubiläum der aktuell von SVP-Nationalrat Andreas Glarner präsidierten Aargauischen Vaterländischen Vereinigung statt, der letzten noch existierenden Sektion des 1948 aufgelösten Schweizerischen Vaterländischen Verbandes, welcher im Frühjahr 1919 als Dachorganisation der in der Landesstreikzeit entstandenen Bürgerwehren gegründet worden war.

Im Sommer 2018 entbrannte auch eine Debatte um die dauerhafte Memorialisierung des Landesstreiks und der Krise der Jahre 1917 bis 1919 im öffentlichen Raum. Bislang existieren in der Schweiz rund 70 Monumente zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Ein grosser Teil dieser Denkmäler, die zumeist in den 20er und 30er Jahren entstanden, erinnert an die Grippewelle von 1918/19, an der in der Schweiz rund 24’000 Menschen verstarben. Sie fokussierten – wie etwa die 1922 in Anwesenheit von General a. D. Wille eingeweihte Bronzeflamme auf der Zürcher Forch – auf die 913 während ihres Aktivdienstes an der Grippe verstorbenen Wehrmänner und klammerten die sehr viel zahlreicheren zivilen Todesopfer aus. Die Inschriften unterschieden sich kaum von denjenigen der Gefallenendenkmäler in den kriegführenden Ländern: Die Grippetoten waren „morts au service de la patrie“ (Genf, Bulle), man gedachte den „fürs Vaterland verstorbenen Söhnen“ (Frauenfeld). Das zentrale Monument zur Erinnerung an den Aktivdienst des Ersten Weltkriegs, eine 1924 in Les Rangiers errichtete Soldatenfigur von Charles L’Eplattenier, die wegen ihres angeblich preussischen Aussehens den Spitznamen „Le Fritz“ verpasst bekam, wurde von militanten Jura-SeparatistInnen zwischen 1984 und 2004 mehrfach geschändet und die Überreste schliesslich in einem geheimen Depot verwahrt. Auch eine 2015 von der SVP zu Wahlkampfzwecken aufgestellte Holzreplik wurde nach kurzer Zeit vom Sockel gestossen und enthauptet. Daneben existiert eine Reihe von Denkmälern für ausländische Soldaten – so das „Franzosen-Denkmal“ in Schaffhausen oder das deutsche Kriegerdenkmal im Friedhof Sihlfeld Zürich. Hingegen ist der Landesstreik in der Denkmallandschaft wenig präsent. In Grenchen weihten die Stadt und die lokalen Gewerkschaften 2008 anlässlich des 90. Jahrestags eine Gedenktafel für die drei Landesstreik-Toten ein mit der Inschrift: „Für eine gerechtere Welt starben sie am 14. November 1918 im Gewehrfeuer der Ordnungstruppen.“ Gleichzeitig wurde in Olten eine Rostmetall-Plastik von Schang Hutter zum Gedenken an den Landesstreik aufgestellt. Als im August 2018 bekannt wurde, dass von sozialdemokratischer Seite in den Gemeindeparlamenten von Zürich, Genf, Biel, Basel und Grenchen Vorstösse für Denkmäler zu den Todesopfern der Ordnungsdiensteinsätze zwischen 1917 und 1919 geplant seien, rief dies sehr gespaltene und oft parteipolitisch gefärbte Reaktionen hervor.

Schwerpunkte der aktuellen Forschung

Nachdem die Schweiz des Ersten Weltkriegs jahrzehntelang im Schatten der politischen und historiographischen Debatten um die Schweiz im Zweiten Weltkrieg gestanden hatte und von der Geschichtswissenschaft sträflich vernachlässigt worden war, haben sich in den letzten zehn Jahren zahlreiche Publikationen mit den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Aspekten unseres Landes im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt und das Wissen über die Kontexte des Landesstreiks vermehrt. Obwohl seit den grundlegenden Arbeiten zum Landesstreik der 50er bis 70er Jahre zahlreiche neue Archivbestände (etwa der Gewerkschaften im Sozialarchiv und der Arbeitgeberorganisationen im Archiv für Zeitgeschichte) zugänglich geworden sind, bestehen auch heute noch erhebliche Forschungsdefizite.

Jüngst abgeschlossene oder noch laufende Forschungsprojekte befassen sich etwa mit der Versorgungskrise, die im Spätsommer 1918 ihren Höhepunkt erreichte, aber gerade etwa in Bezug auf die städtischen Unterschichten noch bis über das Jahresende hinaus anhielt, und der Wohnungsnot sowie mit bislang vernachlässigten Bevölkerungsgruppen und Organisationen, so den Frauen und den bürgerlichen und sozialistischen Frauenorganisationen, den Arbeitgebern, den Bauern und ihren Verbänden und entstehenden Parteiorganisationen oder den ab November 1918 wie Pilze aus dem Boden schiessenden Bürgerwehren, die sich auch mit paramilitärischen Organisationen des Auslandes vernetzten. Weitere Themen aktueller Forschungen sind etwa die Rolle von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in den Reaktionen auf den Landesstreik und die internationalen Umbrüche bei Kriegsende, das bundesrätliche Vollmachtenregime und die Militärjustiz.

Auch wird der Landesstreik – gerade auch durch Auswertung lokaler Quellen – verstärkt in die Protest- und Streikwelle von 1917 bis 1919 eingebettet, die neben Antiteuerungsdemonstrationen, einer Rekordzahl an Arbeitsniederlegungen und weiteren Lohnbewegungen sowie teilweise blutigen Tumulten auch einen überregionalen halbtägigen Demonstrationsstreik Ende August 1917 und lokale Generalstreiks in Lugano und Zürich 1918 sowie in Basel und Zürich im Sommer 1919 umfasste. Bei letzteren kam es zu neuerlichen Militäreinsätzen mit insgesamt sechs Toten und lag für einen Moment die Möglichkeit eines zweiten Landesstreiks in der Luft. Verschiedene aktuelle Studien befassen sich sodann mit der kurzen Reformperiode nach dem Landesstreik bis Anfang der 20er Jahre (sogenannter „Galop social“), als die 48-Stunden-Woche eingeführt und die Grundlagen für den AHV-Artikel in der Bundesverfassung geschaffen, von reformbürgerlichen und gemässigt linken Kräften aber auch eine Vielzahl anderer Veränderungsvorschläge vorgebracht wurden, die etwa Sozialversicherungen, Steuerreformen und Elemente der „Wirtschaftsdemokratie“ umfassten. Ein laufendes Nationalfondsprojekt an der Uni Bern analysiert die Bedeutung von Emotionen – Wut, Empörung, Angst, Verzweiflung – bei den AkteurInnen vor, während und nach dem November 1918, die Geschlechterrollen und ihre Durchbrechungen in dieser Krisenzeit sowie die Memorialisierung des Landesstreiks als Element der politischen Kultur.

Zugleich hat sich auch die Notwendigkeit offenbart, den Landesstreik stärker im internationalen Zusammenhang zu sehen. Dabei würde es etwa um die Wahrnehmung der zeitgleich stattfindenden Umbrüche in mehreren Nachbarstaaten und deren Einfluss auf das Handeln der helvetischen AkteurInnen gehen, um die Bedeutung von Verflechtungen zwischen den Arbeiterorganisationen, Regierungen, Armeeführungen, Arbeitgeberverbänden und paramilitärischen Organisationen verschiedener Länder oder um die Wirkungen der umfangreichen propagandistischen, diplomatischen und geheimdienstlichen Aktivitäten der kriegführenden Länder in der Schweiz. Letztere umfassten neben der Überwachung der Schweizer Wirtschaft durch die „Société Suisse de Surveillance Economique” (zu Gunsten der Entente-Mächte) und die „Schweizerische Treuhandstelle” (zu Gunsten der Mittelmächte) sowie Sprengstoffattentaten deutscher und französischer Agenten gegen Industrieeinrichtungen, die für die jeweils andere Seite produzierten, etwa die Kontrolle je einer Tageszeitung sowie eines grossen Teils der Schweizer Kinos durch Frankreich und Deutschland, die Unterbringung von Propagandanachrichten in den Schweizer Medien, starken diplomatischen Druck der Entente-Mächte für die Ausweisung der Sowjetmission im Herbst 1918 sowie die Anlegung von Bombenlagern durch deutsche Agenten für Attentate in Italien, deren Entdeckung im letzten Kriegsjahr die Revolutionsfurcht in der Schweiz noch verstärkte. Zwei aktuelle Studien haben die Vorgänge in der Schweiz mit den Niederlanden und den USA verglichen und teilweise erstaunliche Parallelen punkto Protesten, behördlichen Reaktionen, Revolutionsfurcht und der Herausbildung eines militanten Antisozialismus („Red Scare“) festgestellt.

Solche Untersuchungen akzentuieren den Landesstreik und die Proteste ums Kriegsende herum als ein spezifisch helvetisches Element dessen, was der deutsche Historiker Jörn Leonhard jüngst als „Global Revolution of Rising Expectations“ der Zeit von 1917 bis 1920 bezeichnet hat, einer weltweiten Erwartungshaltung, dass nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs keine simple Rückkehr zu den Zuständen von 1914 möglich sei. Nebst den Revolutionen in Russland und Deutschland, dem Auseinanderbrechen der Reiche der Habsburger und der Osmanen und den daraus hervorgehenden Bürgerkriegen und Konflikten um die Neuordnung der politischen Landkarte gehörten in diesen Zusammenhang zum Beispiel auch Rebellionen und antikoloniale Proteste in weiten Teilen Afrikas und in Indien, die hierzulande kaum bekannte liechtensteinische „Revolution“ vom November 1918, eine gigantische Streikwelle in den Vereinigten Staaten, der irische Unabhängigkeitskrieg, die blutigen „Reisunruhen“ in Japan oder Bewegungen von Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten in etwa 30 Ländern Europas, Asiens, Nord- und Lateinamerikas.

Dass sich die grösste Krise des Schweizer Bundesstaates aus einer globalhistorischen Perspektive im Vergleich mit den zeitgleichen Vorgängen im „Rest“ der Welt als einigermassen harmlos ausnimmt, ist ein Fakt, der im Wesentlichen in der Verschonung des Landes von der aktiven Teilnahme am Ersten Weltkrieg sowie den demokratischen Traditionen begründet liegt und im hundertjährigen Gedenken ebenfalls (und jenseits politischer Grabenkämpfe) einen Platz finden und zu Dankbarkeit verpflichten sollte.

Materialien zum Thema im Sozialarchiv (Auswahl)

Archiv

  • Ar 140.10.1 Nachlass Edgar Woog: Vor dreissig Jahren – und heute: Zum Generalstreik 1918
  • Ar 201.23 Studiengemeinschaft zur Geschichte der Schweizerischen Arbeiterbewegung
  • Ar 608.10.14/1 Dokumentation H. Schenkel: Neue Linke nach 1968: Basler Theater: Generalstreik
  • Ar GBI 05B-0011 Gewerkschaft Bau und Industrie: Generalpause, Veranstaltung zur Erinnerung an den Generalstreik 1918

Archiv Bild + Ton

  • F 9003-009 Die Vertragswerke in der schweizerischen Maschinen- und Metallindustrie (1985)
  • F 9003-010 Der Weg zur Sozialpartnerschaft in der Maschinenindustrie (1989)
  • F 9003-017 Treu und Glauben – 50 Jahre Friedensabkommen in der Maschinen- und Metallindustrie (1988)
  • F 9011-004 Der Weg zur Sozialpartnerschaft

Sachdokumentation

  • KS 331/260 und 260a Generalstreik, Landesstreik 1918
  • KS 335/6 Antisozialismus 1919–1965
  • KS 335/232 Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS): Schriften von und zu Robert Grimm
  • DS 943 Blocher, Christoph: Würdigung grosser Zürcher Oberländer Persönlichkeiten (Jakob Stutz, Adolf Guyer-Zeller, Robert Grimm) und ihre Bedeutung für die heutige Schweiz (2018)

Bibliothek

  • Auderset, Patrick et al. (Hg.): Der Landesstreik 1918 / La grève générale de 1918: Krisen, Konflikte, Kontroversen / Crises, conflits, controverses. Zürich/Lausanne 2018, erwartet
  • Baumann, Werner: Bauernstand und Bürgerblock: Ernst Laur und der Schweizerische Bauernverband 1897–1918. Zürich 1993, 95814
  • Bessard, Pierre: Der lange Irrweg zum Schweizer Sozialstaat, in: ders. und Christian Hoffmann (Hg.): Sackgasse Sozialstaat: Alternative zu einem Irrweg. 2. Aufl. Zürich 2012. S. 37-53, 126632
  • Billeter, Nicole: Wenn dein starker Arm es will. Zürich 2018, 139193
  • Bolliger, Markus: Die Basler Arbeiterbewegung im Zeitalter des Ersten Weltkrieges und der Spaltung der Sozialdemokratischen Partei: Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Arbeiterbewegung. Basel 1970, 42414
  • Bonjour, Edgar: Geschichte der schweizerischen Neutralität, Bd. 2. Basel 1965, 34375: A
    Bretscher, W.[illy]: Wandlungen der schweizerischen Sozialdemokratie 1914–1920, in: ders. und E.[rnst] Steinmann (Hg.): Die sozialistische Bewegung in der Schweiz 1848–1920. Bern 1923. S. 83-160, 5191
  • Bringolf, Walter: Mein Leben: Weg und Umweg eines Schweizer Sozialdemokraten. Bern 1965, 34029
  • Brupbacher, Fritz: Zürich zwischen Krieg und Landesstreik. Zürich 1928, 8996
  • Buchli, Konrad: Geschichten aus den Bergen: Erinnerungen eines Safiers. Poschiavo 2005, Hf 3803
  • Cahannes, Franz: Graubünden während Krieg (1914–1918) und Landesgeneralstreik. Lizentiatsarbeit Univ. Zürich 1983, GR 4705
  • Collmer, Peter: Die Schweiz und das Russische Reich 1848–1919: Geschichte einer europäischen Verflechtung. Zürich 2004, 112710
  • Degen, Bernard: Abschied vom Klassenkampf: Die partielle Integration der schweizerischen Gewerkschaftsbewegung zwischen Landesstreik und Weltwirtschaftskrise (1918–1929). Basel 1991, 91599
  • Degen, Bernard et al. (Hg.): Robert Grimm: Marxist, Kämpfer, Politiker. Zürich 2012, 126610
  • Dirlewanger, Dominique: La grève générale de 1918 – Matériaux pour l’enseignement. Lausanne 2018, erwartet
  • Dokumente zum Landesgeneralstreik 1918, in: Schweizerische Monatshefte 48 (1968-1969). S. 833-860, N 7
  • Dudle, Otto: 50 Jahre Christlichnationaler Gewerkschaftsbund. Winterthur [1957], 23549
  • Ernst, Andreas und Erich Wigger: Innovation und Repression: Die Restabilisierung der bürgerlichen Schweiz nach dem Ersten Weltkrieg, in: Imhof, Kurt at al. (Hg.): Zwischen Konflikt und Konkordanz: Analyse von Medienereignissen in der Schweiz der Vor- und Zwischenkriegszeit. Zürich 1993. S. 109-171, 96118: 1
  • Fenner, Martin: Der Landesstreik von 1918 im späteren Urteil, in: Gewerkschaftliche Rundschau 73 (1981). S. 177-195, MFB 31
  • Fenner, Martin: Partei und Parteisprache im politischen Konflikt: Studien zu Struktur und Funktion politischer Gruppensprachen zur Zeit des schweizerischen Landesstreiks (1917–1919). Bern 1981, 69505
  • Frei, Annette: Die Welt ist mein Haus: Das Leben der Anny Klawa-Morf. Zürich 1991, 91199
  • Frey, Constant: La grève générale de novembre 1918: Un mémorial posthume de Paul Perrin, ancien secrétaire général adjoint de la S.E.V., in: Revue syndicale suisse 50 (1958): S. 331-347, D 4018
  • Frey, Constant: La grève générale de 1918: Légendes et réalités. Genf 1968, 39212
  • Frey, Daniel M.: Vor der Revolution? Ordnungsdienst–Einsatz der Armee während des Landesstreiks in Zürich. Zürich 1998, 104023
  • Frick, Hans Rudolf: Zwischen Klassenkampf und Demokratie: Der erste sozialdemokratische Bundesrat Ernst Nobs als Redaktor am Zürcher „Volksrecht“ 1915–1935. Zürich 1975, 51966
  • Fritzsche, Bruno und Max Lemmenmeier: Auf dem Weg zu einer städtischen Industriegesellschaft 1870–1918, in: Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 3. Zürich 1994. S. 158-249, Gr 13966: 3
  • Fuhrer, Hans Rudolf (Hg.): Innere Sicherheit – Ordnungsdienst, Teil 1: bis zum Oktober 1918. Zürich 2017, Gr 14490: 1
  • Fuhrer, Hans Rudolf und Paul Meinrad Strässle (Hg.): General Ulrich Wille: Vorbild den einen – Feindbild den anderen. Zürich 2003, 111567
  • Gast, Uriel: Von der Kontrolle zur Abwehr: Die eidgenössische Fremdenpolizei im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft 1915–1933. Zürich 1997, 101301
  • Gautschi, Willi: Das Oltener Aktionskomitee und der Landes-Generalstreik von 1918. Affoltern a. A. 1955, 22131
  • Gautschi, Willi: Der Landesstreik 1918. Zürich 1968, 38424
  • Gautschi, Willi (Hg.): Dokumente zum Landesstreik 1918. Zürich/Köln 1971, 38424
  • Gerber, Adrian: Zwischen Propaganda und Unterhaltung: Das Kino in der Schweiz zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Marburg 2017, 136834
  • Greminger, Thomas: Ordnungstruppen in Zürich der Einsatz von Armee, Polizei und Stadtwehr Ende November 1918 bis August 1919. Basel 1990, 90792
  • Guex, Sébastien: A propos des gardes civiques et de leur financement à l’issue de la Première Guerre mondiale, in: Batou, Jean et al. (Hg.): Pour une histoire des gens sans Histoire: Ouvriers, exclues et rebelles en Suisse, 19e–20e siècles. Lausanne 1995. S. 255-264, 100347
  • Häberlin, Hermann: Der Landesgeneralstreik in bürgerlicher Rückschau, in: Schweizerische Monatshefte 48 (1968-1969). S. 772-786, N 7
  • Heeb, Friedrich: Der Schweizerische Gewerkschaftsbund 1880/1930: Denkschrift zum Fünfzigjährigen Jubiläum. Bern 1930, 3093
  • Heimberg, Charles: La Grève générale de 1918 en Suisse: Un documentaire qui brouille les esprits, in: Cahiers d’histoire du mouvement ouvrier 34 (2018). S. 61-65, D 5037
  • Heller, Daniel: Eugen Bircher: Arzt, Militär und Politiker: Ein Beitrag zur Zeitgeschichte. Zürich 1990, 86433
  • Hermann, Eugen: Landesstreik vom 11.–14. November
1918, in: Godet, Marcel et al. (Hg.): Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz: Supplement nebst systematischem Titelverzeichnis der vollständigen Publikation. Neuchâtel 1934, S. 101, B 534: 8
  • Hiltbrunner, Edith: Generalstreik 1918 in der Region Grenchen-Solothurn. Fribourg 2012, 127658
  • Hirter, Hans: Die Streiks in der Schweiz in den Jahren 1880–1914: Quantitative Streikanalyse, in: ders. et al. (Hrsg.): Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880–1914: Soziale Lage, Organisation und Kämpfe von Arbeitern und Unternehmern, politische Organisationen und Sozialpolitik, Bd. II/2. Zürich 1988. S. 837–1008, GR 5438
  • Holliger, Erich: Generalstreik: Die Rekonstruktion der ausserordentlichen Bundesversammlung vom 12./13. November 1918. Basel 1972, 49800
  • Huber, Anja: Fremdsein im Krieg: Die Schweiz als Ausgangs- und Zielort von Migration 1914–1918. Zürich 2018, 139018
  • Hug, Eugen: Der Generalstreik war nicht umsonst, in: Gewerkschaftliche Rundschau 60 (1968). S. 298-306, MFB 31
  • Hug, Eugen: Der Generalstreik war nicht umsonst: Ein Beitrag aus gewerkschaftlicher Sicht, in: Schweizerische Monatshefte 48 (1968-1969). S. 787-796, N 7
  • Humbert-Droz, Jules: Mémoires: Mon Evolution du Tolstoïsme au Communisme 1891–1921. Neuchâtel 1969, 40876
  • Ilg, Konrad: Die schweizerischen Gewerkschaften in den letzten 25 Jahren, in: Festgabe für Bundesrat Dr. h.c. Edmund Schulthess zum siebzigsten Geburtstag am 2. März 1938 dargebracht von Freunden und Mitarbeitern. Zürich 1938. S. 485-503, 9803
  • Inglin, Meinrad: Schweizerspiegel: Roman. Leipzig 1938, 10438
  • Jaeggi, Bruno et al.: Die Rote Pest: Antikommunismus in der Schweiz, in: Film – Kritisches Filmmagazin 1 (1975). S. 49-86, D 5216
  • Jost, Hans Ulrich: Der historische Stellenwert des Landesstreiks: Nachwort, in: Gautschi, Willi: Der Landesstreik 1918. Zürich 31988, S. I-XV, 86634
  • Kästli, Tobias: Ernst Nobs: Vom Bürgerschreck zum Bundesrat: Ein politisches Leben. Zürich 1995, 97953
  • Koller, Christian: Streikkultur: Performanzen und Diskurse des Arbeitskampfes im schweizerisch-österreichischen Vergleich (1860–1950). Münster/Wien 2009, 121626
  • Koller, Christian: „Es ist zum Heulen“: Emotionshistorische Zugänge zur Kulturgeschichte des Streikens, in: Geschichte und Gesellschaft 36 (2010). S. 66-92, N 3510
  • Koller, Christian: „Red Scare“ in zwei Schwesterrepubliken: Revolutionsfurcht und Antisozialismus im schweizerisch-amerikanischen Vergleich, 1917–1920, in: Fuhrer, Hans Rudolf (Hg.): Innere Sicherheit – Ordnungsdienst, Teil II. Zürich 2018. S. 87-119, erwartet
  • Krämer, Daniel, Christian Pfister und Daniel Marc Segesser (Hg.): „Woche für Woche neue Preisaufschläge“: Nahrungsmittel-, Energie- und Ressourcenkonflikte in der Schweiz des Ersten Weltkriegs. Basel 2016, 134499
  • Kreis, Georg: Insel der unsicheren Geborgenheit: Die Schweiz in den Kriegsjahren 1914–1918. Zürich 2014, 128931
  • Kuhn, Konrad J. und Béatrice Ziegler (Hg.): Der vergessene Krieg: Spuren und Traditionen zur Schweiz im Ersten Weltkrieg. Baden 2014, 129803
  • Kunz, Hans B.: Weltrevolution und Völkerbund: Die schweizerische Aussenpolitik unter dem Eindruck der bolschewistischen Bedrohung, 1918–1923. Bern 1981, 70628
  • Labhardt, Robert: Krieg und Krise: Basel 1914–1918. Basel 2014, 129694
  • Der Landesstreik-Prozess gegen die Mitglieder des Oltener Aktionskomitees vor dem Militärgericht III vom 12. März bis 9. April 1919. 2 Bde. Bern 1919, Hf 3494
  • Lasserre, André: Schweiz: Die dunkeln Jahre: Öffentliche Meinung 1939–1945. Zürich 1989, 94843
  • Leonhard, Jörn: 1917–1920 and the Global Revolution of Rising Expectations, in: Rinke, Stefan und Michael Wildt (Hg.): Revolutions and Counter-Revolutions: 1917 and its Aftermath from a Global Perspective. Frankfurt 2017. S. 31-51, 137004
  • Marbach, Fritz: Der Generalstreik 1918: Fakten, Impressionen, Illusionen. Bern 1969, 40324
  • Mattmüller, Markus: Leonhard Ragaz und der religiöse Sozialismus eine Biographie, 2 Bde. Zürich 1957-1968, 23387/23387A
  • McCarthy, Adolf: Robert Grimm: Der schweizerische Revolutionär. Bern/Stuttgart 1989, 89265
    Meienberg, Niklaus: Die Welt als Wille & Wahn: Elemente zur Naturgeschichte eines Clans. Zürich 1987, 128359
  • Mörgeli, Christoph: Bauern, Bürger, Bundesräte: 1917–2017: Hundert Jahre Zürcher SVP. Zürich 2017, 135930
  • Nöthiger-Strahm, Christine: Der deutsch-schweizerische Protestantismus und der Landesstreik von 1918: Die Auseinandersetzung der Kirche mit der sozialen Frage zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bern 1981, 70818
  • Olsansky, Michael (Hg.): Am Rande des Sturms: Das Schweizer Militär im Ersten Weltkrieg. Baden 2018, erwartet
  • Rennwald, Jean-Claude und Adrian Zimmermann (Hg.): La Grève générale de 1918 en Suisse: Histoire et répercussions. Neuchâtel 2018, erwartet
  • Rohr, Heinrich: Die Armeeleitung und der Generalstreik, in: Schweizerische Monatshefte 48 (1968-1969). S. 797-810, N 7
  • Rossfeld, Roman: Streik! Wege und Desiderate der Forschung zur Geschichte des schweizerischen Landesstreiks vom November 1918. in: Archiv für Sozialgeschichte 57 (2017). S. 413-440, N 2251
  • Rossfeld, Roman und Tobias Straumann (Hg.): Der vergessene Wirtschaftskrieg: Schweizer Unternehmen im Ersten Weltkrieg. Zürich 2008, 119235
  • Rossfeld, Roman, Thomas Buomberger und Patrick Kury (Hg.): 14/18 die Schweiz und der Grosse Krieg. Baden 2014, Gr 13379
  • Rossfeld, Roman, Christian Koller und Brigitte Studer (Hg.): Der Landesstreik: Die Schweiz im November 1918. Baden 2018, erwartet
  • Ruchti, Jacob: Geschichte der Schweiz während des Weltkrieges 1914–1919: Politisch, wirtschaftlich und kulturell. 2 Bde. Bern 1928, 36087
  • Schelbert, Joe: Der Landesstreik vom November 1918 in der Region Luzern: Seine Vorgeschichte, sein Verlauf und seine Wirkung. Luzern 1985, 79177
  • Schmid-Ammann, Paul: Die Wahrheit über den Generalstreik von 1918: Seine Ursachen, sein Verlauf, seine Folgen. Zürich 1968, 38057
  • Schneider, Friedrich: Der Sinn des Landesstreiks, in: Robert Grimm: Revolutionär und Staatsmann. Zürich 1958. S. 45-47, 24067
  • Schneider, Friedrich: Hieronymus Roggenbachs Erlebnisse, Bd. 2. Basel 1959, 12958: A
  • Sprecher, Daniel: Generalstabschef Theophil Sprecher von Bernegg: Seine militärisch-politische Leistung unter besonderer Berücksichtigung der Neutralität. Zürich 2000, 106458
  • Steiner, Sebastian: Unter Kriegsrecht: Die schweizerische Militärjustiz 1914-1920. Zürich 2018, erwartet
  • Stieger, Ilja: Die Arbeiterunion Zürich 1914 bis 1918: Das Engagement der Arbeiterunion Zürich ab dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 bis zum Ausbruch des Landesstreiks 1918. Lizentiatsarbeit Univ. Zürich 2013, Gr 14176
  • Streiff, Kaspar: Aus Niederlagen lernen: Dokumente zum schweizerischen Landesgeneralstreik 1918. Zürich 1974, 54152
  • Thürer, Andreas: Der Schweizerische Vaterländische Verband 1919–1930/31. 3 Bde. Diss. Univ. Basel 2010, Gr 14198: 1-3
  • Traber, Alfred: Ich war der „Trämlergeneral“: Rückblick auf mein Leben. Zürich 2011, Gr 12817
  • Vallière, Paul de: Die revolutionären Umtriebe in der Schweiz von 1916–1919, Schaffhausen 1928, 32/96-7
  • Vogel, Hans: Generalstreik 1918, in: Rote Revue 27 (1948). S. 409-420, N 11
  • Voigt, Christian: Robert Grimm: Kämpfer, Arbeiterführer, Parlamentarier: Eine politische Biographie. Bern 1980, 68090
  • Vuilleumier, Christophe (Hg.): La Suisse et la Guerre de 1914–1918. Genf 2015, 133083
  • Vuilleumier, Marc et al. (Hg.): La Grève générale de 1918 en Suisse. Genf 1977, 138018
  • Weber, Florian: Die amerikanische Verheissung: Schweizer Aussenpolitik im Wirtschaftskrieg 1917/18. Zürich 2016, 134778
  • Wigger, Erich: Krieg und Krise in der politischen Kommunikation: Vom Burgfrieden zum Bürgerblock in der Schweiz, 1910–1922. Zürich 1997, 102387
  • Wild, Ueli: Zürich 1918: Ordnungsdiensteinsätze der Schweizer Armee im Frühjahr und im Sommer 1918 in Zürich. Frauenfeld 1987, 84137
  • Zeller, René: Ruhe und Ordnung in der Schweiz: Die Organisation des militärischen Ordnungsdienstes von 1848 bis 1939. Bern 1990, 90235
  • Zeller, René: Emil Sonderegger: Vom Generalstabschef zum Frontenführer. Zürich 1999, 105539
  • Zimmermann, Adrian: Die Niederlande und die Schweiz im November 1918, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 63 (2013). S. 453-478, D 4212
  • Zimmermann, Dorothe: Den Landesstreik erinnern: Antikommunistische Aktivitäten des Schweizerischen Vaterländischen Verbandes 1919–1948, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 63 (2013). S. 479-504, D 4212
  • Zimmermann, Rolf und Ralph Hug (Hg.): Streiken wirkt: Arbeitskämpfe in der Schweiz: 90 Jahre Generalstreik. Bern 2008, 119745
  • Zumstein, Hansjürg: Generalstreik 1918: Die Schweiz am Rande eines Bürgerkrieges. Zürich 2018, DVD 161
  • Ein zweites 1918? Von einem kritischen Beobachter, in: Rote Revue 23 (1943-1944). S. 40-48, N 11
  • 100 Jahre Landesstreik: Ursachen, Konfliktfelder, Folgen: Reader zur Tagung vom 15.11.2017. Hg. Schweizerischer Gewerkschaftsbund. Bern 2017, 137976
9. November 2018Christian Koller zurück