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Abgabe verbilligter Äpfel, 1943 (Fotografie: Hans Emil Staub)
Abgabe verbilligter Äpfel, 1943 (Fotografie: Hans Emil Staub)

Mit Barem, Birnel und Bekleidung gegen die Armut

Die Winterhilfe Schweiz entstand während der Wirtschaftskrise 1936 aus einer Sammelaktion für bedürftige Arbeitslose. Die Sammlung war ein Erfolg und wurde in den darauffolgenden Jahren wiederholt. Während des Zweiten Weltkriegs gab die Winterhilfe verbilligte Lebensmittel ab – wohl auch, um das Gerücht von Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung, welche im Ersten Weltkrieg für grossen Unmut gesorgt hatten, nicht aufkommen zu lassen.
Nach 1945 dehnte die Winterhilfe ihre Unterstützung aus. Trotz allmählich weit verbreitetem Wohlstand gab es nach wie vor Arbeitslose, Alte, Kranke oder von Naturkatastrophen Betroffene, die trotz einem immer dichter werdenden Versicherungsnetz nicht über die Runden kamen. Für sie sammelte die Winterhilfe Geld und Kleider. Der Kauf eines Winterhilfe-Abzeichens (meist in Sternform) und die Einzahlung einer Spende gehörten zur vorweihnächtlichen karitativen Bekundung weiter Kreise der Schweizer Bevölkerung.
Die Spendenaktionen wurden von Beginn an multimedial begleitet. Die Winterhilfe trumpfte (fast) jedes Jahr mit einem gelungenen Plakat auf, das meist in einem Wettbewerb von Schülern einer der Gestaltungsklassen im Lande entworfen wurde. Kurzfilme sorgten schon in der Vor-Fernseher-Zeit für die nötige Aufmerksamkeit im Kinovorprogramm. Ebenfalls herausragend sind die Fotos, mit denen die Winterhilfe die schwierigen Lebensumstände Bedürftiger dokumentierte. Vor allem dank der jahrelangen Verpflichtung von Theo Frey gelang eine unprätentiöse, berührende Darstellung materieller Armut in der Schweiz.
Diese Fotos sind zusammen mit den Abzeichen und Wintersternen digitalisiert und unter der Bestandessignatur F_5061 online recherchierbar. Die Plakate werden momentan digitalisiert und stehen danach ebenfalls zur Verfügung.

9. September 2010Stefan Länzlinger zurück